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Warum "Ausfallkönig" Feller nicht mehr einfädelt

Wild war einmal! Manuel Feller überzeugt in der bisherigen Slalom-Saison mit einer fast ungewohnten Konstanz. Darum ist er schnell UND kommt ins Ziel.

Warum

Ausfeller, Dauereinfädler, Ausfallkönig.

Manuel Feller wurde in der Vergangenheit schon der eine oder andere wenig schmeichelhafte Spitzname verpasst.

Nicht ganz ohne Grund, muss man trotz der verbalen Einfädler des einen oder anderen "Fans" zugeben. Der Tiroler hat im Laufe seiner Karriere bewiesen, dass er einen schnellen Schwung hat, oft hat er es aber schlichtweg nicht ins Ziel gebracht, vor allem im Slalom.

Die fehlende Beständigkeit war jahrelang Fellers größtes Manko. Dieses scheint er nun ausgemerzt zu haben, womit sich auch vermehrt Erfolge einstellten.

Von seinen insgesamt fünf Weltcup-Siegen im Slalom holte er drei in dieser Saison, dazu zwei Podestplätze im Riesentorlauf. In dieser Disziplin leistete sich Feller auch den bisher einzigen Ausfall in diesem Winter in Alta Badia. Im Slalom sah er in allen sieben bisherigen Rennen das Ziel, trägt das Trikot des Weltcup-Führenden.  

Seit Feller im Jahr 2012 sein Debüt im Weltcup gegeben hat, gab es noch keine Saison, in der er in allen Slaloms das Ziel gesehen hat.

In den vergangenen Saisonen schrieb der ÖSV-Star zumindest in zwei Torläufen pro Winter einen "Nuller".

Fellers Ausfalls-Statistik in Slalom und RTL in den vergangenen acht Saisonen:

"Felli hat einen brutalen Grundspeed, er war früher in Teilpassagen wahnsinnig schnell, aber hat es dann oft nicht ganz runter gebracht. Jetzt ist er imstande, sein Können konstant abzurufen. Die Kombination Speed und Stabilität spielt im Slalom eine wesentliche Rolle", sagt ÖSV-Technik-Trainer Martin Kroisleitner gegenüber LAOLA1.

Was macht Feller in diesem Winter nun anders? Warum fällt der Ausfallkönig nicht mehr aus?

"Die Ausfälle sind über die vergangenen Jahre weniger geworden. Das war ein Prozess, den wir schon vor drei, vier Jahren gestartet haben. Wir haben an der technischen Stabilität gearbeitet", erzählt Kroisleitner. "Das scheint jetzt Früchte zu tragen."

Wild war einmal

Feller war seit jeher für seinen wilden Fahrstil bekannt, mittlerweile hat sich das Bild geändert. 

"Felli hatte früher viel mehr Bewegung in seinem Skifahren, jetzt ist er viel ruhiger, hat einen aufrechteren Oberkörper, eine höhere Position - dadurch funktioniert die Kraftübertragung von Athlet auf Schnee besser", erklärt der ÖSV-Technik-Coach. Sprich: Je ruhiger der Körper beim Skifahren, desto weniger fehleranfällig ist der Sportler. 

Wer Fellers Leidensgeschichte mit seinem Rücken (mehrere Bandscheibenvorfälle; Anm.) kennt, kann erahnen, dass es nicht die leichteste Übung sein muss, eine ruhige und stabile Position auf dem Ski zu finden. Schon gar nicht im Renntempo zwischen Slalom-Stangen. 

Keiner carvt schneller als Feller: Seine Karriere in Bildern

Nach einer guten Saison-Vorbereitung hat Feller das Stangen-Training während dieses Winters im Vergleich zur Vergangenheit etwas reduziert, was die Anzahl der Trainingstage betrifft, nicht jedoch die Intensität.  

Dabei wird regelmäßig auch das Limit ausgelotet. "Im Training ist es es das Ziel, nahe dran an 100 Prozent Zielankünften zu sein. Ein paar Mal muss man aber schon auch sein Limit herausfordern", sagt Kroisleitner. 

Seine Grenzen hat auch Feller über die Jahre kennengelernt. "Er geht vielleicht nicht das absolute Risiko ein, sondern bewegt sich am Limit, das hat er über die Jahre gelernt. Er ist im Training vielleicht oft nicht der absolut Schnellste, aber stabil. Dadurch hat er im Rennen das nötige Selbstvertrauen, an sein Limit gehen zu können, weil er die Sicherheit aus dem Training hat, dass er stabil Ski fährt", erläutert der Trainer. "Felli weiß, wo er Gas geben und wo er vielleicht ein bisschen dosieren muss, damit er um den Sieg mitfahren kann."

Feller kennt jede Welle

Mit seinen 31 Jahren hat der ÖSV-Star obendrein eine gewisse Erfahrung, die ihm mehr und mehr zugute kommt. 

"Mittlerweile war ich auf jedem Hang im Weltcup schon einmal, ich kenne jede Welle", sagt Feller selbst. Auf die Kurssetzung müsse man sich speziell im Slalom aber immer wieder aufs Neue einstellen. 

"Wenn es rhythmisch geht, sollten die Schwünge schon automatisiert sein. Aber im Slalom kann es auch unrhythmische Passagen geben - zwei Tore gerade, dann drei drehend und so weiter - , da kann man nicht von Automatismus reden. Da muss man sehr gut besichtigen und sich einen Plan zurechtlegen. Man muss an jeder Stelle wissen, was man zu tun hat, wie viel Risiko man eingehen kann und auch muss, um aufs Podium zu fahren."

"Wenns' laft, dann laft's. Wenn's nicht laft, dann fädelst du ein"

Stabilität, kalkuliertes Risiko, Erfahrung, die Intuition, in brenzligen Situationen das Richtige zu tun - Erfolgreiches Skifahren fußt auf vielen Säulen. Eine davon ist auch das Material. 

Auch das passt bei Feller in diesem Winter. "Ich habe die letzten Jahre mein Material schon gut beisammen gehabt, aber so wie es jetzt momentan passt, so habe ich mich noch nie gefühlt. Es hilft mir einfach", erklärte der Atomic-Fahrer nach seinem Sieg in Wengen

Am berühmten Lauberhorn bemühte der Fieberbrunner Mitte Jänner nach seinem dritten Saisonsieg angesprochen auf seine Erfolge auch das hierzulande geläufige "Wenn's laft, dann laft's". 

"Im Slalom gibt es 60 Tore, bei denen du einen Blödsinn bauen kannst. Es geht oft um ein paar Millimeter. Als ich im Mittelteil mit der Skispitze auf eine Stange gefahren bin, hätte der Ski auch auf der falschen Seite vorbeifahren können. Wenns' laft, dann laft's. Wenn's nicht laft, dann fädelst du ein."

Gute Schwünge im Kopf

Sollte es ihn doch mal erwischen - wie zum Beispiel in der vergangenen Saison in Kitzbühel, wo er als Halbzeit-Führender im 2. Durchgang einfädelte - hat Feller mittlerweile auch ein probates Mittel gefunden, damit umzugehen.

"Ich habe da sehr viel dazugelernt in den letzten Jahren. Ich gehe das dann einfach so oft im Kopf durch, bis ich die Passage 'fehlerfrei fahre', sage ich jetzt mal", so Feller.

"Gedanken an Einfädler kann man eh nicht verhindern, das hat man nicht unter Kontrolle. Aber man kann sich darauf konzentrieren, was man als nächstes denkt und das sind gute Schwünge. Es geht darum, sich so viele gute Schwünge in den Kopf zu setzen wie nur möglich."

Slalom-Kugel? "Felli weiß, was er zu tun hat"

In diesem Winter scheint Feller bislang viele gute Schwünge im Kopf gehabt zu haben. In sieben Rennen war er nie schlechter als Fünfter, drei Mal stand er ganz oben am Podest. 

Das Resultat ist die Führung im Slalom-Weltcup. 164 Punkte Vorsprung hat Feller auf den Deutschen Linus Strasser, 205 sind es auf den Schweizer Daniel Yule und 218 auf den Franzosen Clement Noel. 

Vier Slaloms stehen in dieser Saison noch auf dem Programm: Palisades Tahoe, Aspen, Kranjska Gora und beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm. 

"Ich gehe nicht davon aus, dass ihn noch was aus dem Konzept bringt. Er weiß, was er zu tun hat", sieht Kroisleitner Feller auf einem guten Weg in Richtung seiner ersten kleinen Kristallkugel. "Er ist guter Dinge und noch frisch im Kopf. Das war heuer auch ein Ziel, dass wir über die Saison schauen, dass er das Energielevel hoch halten kann und mental im Feber und März noch gut beinand ist."

Klingt nach guten Voraussetzungen für die verbleibenden, hoffentlich Ausfall-freien, Rennen der Saison. 

 

Stand im Slalom-Weltcup nach 7/11 Rennen:

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