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Nach Katastrophen-Saison: "Was, wenn's wieder nicht läuft"

Die ÖSV-Technikerinnen erlebten einen Winter 2022/23 zum Vergessen. Katharina Truppe will still und heimlich wieder angreifen. Ein paar Zweifel bleiben.

Nach Katastrophen-Saison: Foto: © GEPA

Neustart.

Für Katharina Truppe kann die anstehende Ski-Saison, die am Samstag mit dem Riesentorlauf in Sölden (ab 10 Uhr im LIVE-Ticker >>>) eingeläutet wird, eigentlich nur besser laufen als die vergangene.

Wie fast das gesamte ÖSV-Technik-Team erlebte die Kärntnerin eine Seuchen-Saison. Ließ der dritte Platz beim Slalom in Killington im November noch hoffen, ging es mit den Leistungen danach bergab. Truppe manövrierte sich in eine Abwärtsspirale. Erst beim Weltcup-Finale schaffte sie es ein zweites Mal in die Top Ten.

Im Sommer drückte Truppe dann den Reset-Knopf.

"Ich habe die Ski-Marke gewechselt. Das war für mich ein neuer Anfang", erklärt die 27-Jährige im Gespräch mit LAOLA1. Nach über 20 Jahren auf Fischer-Skiern geht sie ab sofort mit Latten der Marke Völkl an den Start. "Damit war für mich die vergangene Saison erledigt. Ich habe das verarbeitet und fange neu an."

Trotz all der Aufbruchstimmung, die ein Neuanfang mit sich bringt, bemüht sich Truppe, nicht zu euphorisch zu werden.

Still und heimlich

"An diesem Punkt haben wir schlussendlich alle gesagt, so geht es nicht mehr, wir müssen was ändern."

Katharina Truppe

"Ich will mich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Ich will am Boden bleiben, still und heimlich arbeiten und dann gutes Skifahren zeigen", hat sich die Kärntnerin vorgenommen. Die Vergangenheit hat sie nämlich eines gelehrt: "Wenn ich überdrehe, fange ich an, noch mehr Fehler zu machen."

Und diese sollen in der kommenden Saison tunlichst vermieden werden. Darauf arbeiten die Technik-Spezialistin und ihre ÖSV-Kolleginnen mit de, Trainerteam rund um den neuen Chefcoach Roland Assinger hin.

Der Neo-Chef scheint bei den Technikerinnen bereits einiges in Gang gesetzt zu haben. Truppe gerät regelrecht ins Schwärmen: "Wir wachsen richtig gut zusammen. Es respektiert jeder jeden. Wir haben es extrem lustig. Der Humor passt, die Arbeit passt – das ist am Hang so wichtig. Die Trainer haben gute Inputs, es geht etwas weiter. Wir blühen alle ein bisschen auf."

"Das war ja eher eine Katastrophe"

Ganz anders als noch im vergangenen Winter, als im Laufe der Saison mit den Ergebnissen auch die Stimmung bei den ÖSV-Technikerinnen schlechter wurde.

"Das war ja eher eine Katastrophe", sagt Truppe in ihrer gewohnt offenen Art. Irgendwann sei im letzten Winter der Punkt gekommen, an dem "nichts mehr schönzureden war".

Nach außen hin habe sich das Team oft noch zurückgehalten, intern wurde sehr wohl "auf den Tisch gehauen". Etwa nach dem verkorksten Rennwochenende in Kranjska Gora. "An diesem Punkt haben wir schlussendlich alle gesagt, so geht es nicht mehr, wir müssen was ändern. Das hat dann während der Saison eh nicht funktioniert."

Die Technik-Misere bei den ÖSV-Frauen sei auch die Folge der vielen Trainer-Wechsel in der jüngeren Vergangenheit gewesen.

"Wir hatten sechs Jahre lang fast immer das gleiche Trainerteam. Da haben wir von Jahr zu Jahr einen Schritt vorwärts gemacht. In den letzten Jahren haben sie dann viele der Trainer wegradiert", erinnert die Mannschafts-Olympiasiegerin von 2022.

Nun hofft Truppe wieder auf Konstanz im Umfeld. "Dann kann ich mir vorstellen, dass wir von Jahr zu Jahr stärker werden."

"Was tust du, wenn es wieder nicht gut läuft?"

Der erste Schritt dorthin soll am Samstag auf dem Rettenbachferner hoch über Sölden erfolgen. Jedoch nicht nach dem Motto "Jetzt erst recht". "Ich sage jetzt nicht, ich will es allen zeigen, weil ich in der vergangenen Saison so viel Kritik bekommen habe. Dann geht es erst recht schnell wieder nach hinten los."

Im Riesentorlauf befindet sich Truppe in einer schwierigen Ausgangslage, ist sie in der Startliste doch auf Rang 36 abgestürzt.

"Wenn ich mich für den zweiten Durchgang qualifiziere, was ich letztes Jahr nicht oft geschafft habe, ist schon einmal der erste Step geschafft."

In den ganzen Optimismus mischen sich aber auch leichte Zweifel und Ängste. "Natürlich denkt man sich ab und zu auch: Was tust du, wenn es wieder nicht gut läuft?", gesteht Truppe, schwenkt aber sofort wieder zum Positiven um.

"Ich fühle mich auf dem neuen Material gut und freue mich aufs Rennfahren. Ich gehe jetzt mal positiv rein und versuche, Selbstbewusstsein statt Misstrauen aufzubauen."

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