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Hirscher: "Dann gewinnst du Gesamtweltcup nicht"

Marcel Hirscher nach Genussfahrt über Gesamtweltcup, Verzicht, Druck und Vorbilder:

Hirscher:

Marcel Hirscher kennt den Grund für den großen Vorsprung im Slalom von Kranjska Gora.

Er habe nicht darauf achten müssen, Punkte für den Gesamtweltcup zu sammeln: "Selber schuld, wenn du ihn gewinnen willst. Niemand zwingt mich dazu, dass ich das so mache. Ich könnte auch jedes Rennen so fahren wie heute, aber dann gewinnst du halt niemals den Gesamtweltcup, weil dann hast du irgendwann Streichresultate, die dir dann einfach fehlen."

"Es hat Spaß gemacht. Mit Druck ist es nicht leicht."

Endlich kein Resultat-Druck

Erst nach Fixierung des Gesamtweltcups hat Hirscher so befreit ein Rennen in Angriff nehmen können wie zu seinen Anfängen. "Heute war es reines Rennfahren, das war unglaublich, ich bin dankbar. Das Gefühl wieder zu haben, ist sehr speziell. Manchmal es nicht so lustig, wenn es um Punkte und nicht ums Rennfahren geht", sagte der Salzburger am Sonntag nach dem Slalomsieg in Kranjska Gora.

Es war das 25. Saisonrennen für den 27-Jährigen, und der Plan sei gewesen, so schnell wie möglich zu fahren. "Es hat viel Spaß gemacht. Mit Druck auf den Schultern ist es nicht leicht. Manchmal ist es - frustrierend ist ein zu hartes Wort - eine große Herausforderung, mit dem Hintergedanken zu fahren, das könnten 80, 60 Punkte werden. Es geht immer um gesamt, gesamt, gesamt ... das ist manchmal ein bisschen verrückt. Heute war ein wirklich großartiger Tag für mich als Rennläufer."

Dieses pure Gefühl des Rennfahrens habe er gespürt, als er angefangen habe. "Da bin ich einfach gefahren, kein Nachdenken oder Kalkulieren. Das war der Grund, warum ich so oft ausgefallen bin. Gute Zwischenzeit, grünes Licht, Hirscher out. Am Anfang war das sehr oft."

"Vielleicht lernt Henrik Super-G und Abfahrt in einer Woche"

Doch Hirscher tut es nicht leid, dass das der Preis für den Gesamtweltcup ist. "Selber schuld, wenn du ihn gewinnen willst. Niemand zwingt mich dazu, dass ich das so mache. Ich könnte auch jedes Rennen so fahren wie heute, aber dann gewinnst du halt niemals den Gesamtweltcup, weil dann hast du irgendwann Streichresultate, die dir dann einfach fehlen. Es ist eine nette Abwechslung einmal, aber ich mag auch die andere Herausforderung, sonst würde ich sie nicht machen."

Schwierigkeiten hat Hirscher nach wie vor, den fünften großen Kugelgewinn zu realisieren. "Es ist ein komisches Gefühl, verrückt, ich kann es noch nicht realisieren. Jeder spricht davon, aber ich habe noch nichts in meinen Händen. Es ist so weit, wenn ich was halten kann. Wenn ich den Koffer in der Hand habe, wo die Kugel drinnen ist. Ich freue mich riesig gern, aber ich tu' mir schwer, mich voll feiern zu lassen."

Er fühle sich immer noch nicht ganz sicher, denn vielleicht lerne Henrik Kristoffersen ja in einer Woche Super-G und Abfahrt fahren, scherzte Hirscher, der von dem Norweger zwar noch rechnerisch eingeholt werden könnte, allerdings bestreitet dieser nur noch zwei der sechs Rennen. Zusatz Hirschers: "Aber ich bin mir sicher, für die nächsten fünf Jahre habe ich einen persönlichen Rekord. Das ist wunderbar."

Hirschers Vorbilder

Wie Marc Giradelli ist Hirscher nun mit fünf großen Kugeln Rekordgewinner. Wie er den Luxemburger kennengelernt hat, schilderte der Annaberger so: "Als ich eines meiner ersten Kinderrennen im Kaunertal gefahren bin, hat mir ein mittelalterlicher Mann einen Preis gegeben. Jeder war voll nervös. Ich habe Papa gefragt, wer das war. Das war Marc."

"Programm wie immer. Behandeln lassen, den Körper mit Physiotherapie pflegen. Dann ausschlafen. Klingt langweilig, aber 'partysiert' wird im Frühling. Ich möchte auch nicht beim Finale so als Schwindliger oben stehen und mir denken, ich fühl' mich schlecht, habe drei Kilo zugelegt und bringe keine Kurve mehr zusammen."

Er habe aber nie ein Rennen von Girardelli gesehen, außer bei Charity Races. "Das hat ganz okay ausgesehen", meinte Hirscher lachend. Seine Idole seien Hermann Maier, Bode Miller, Benjamin Raich und Giorgio Rocca "in dessen bester Saison" sowie Kalle Palander "in einigen beeindruckenden Rennen" gewesen. Er ziehe aber den Hut vor Girardelli, für alles, was dieser getan und wie hart er für alles gearbeitet habe.

"Partysiert wird im Frühling"

Nach einem Interviewmarathon trat Hirscher am späten Sonntagnachmittag die Heimreise aus Kranjska Gora an. "Programm wie immer. Behandeln lassen, den Körper mit Physiotherapie pflegen. Dann ausschlafen. Klingt langweilig, aber 'partysiert' wird im Frühling. Ich möchte auch nicht beim Finale so als Schwindliger oben stehen und mir denken, ich fühl' mich schlecht, habe drei Kilo zugelegt und bringe keine Kurve mehr zusammen. Das ist nicht der Sinn und Zweck."

Montag und Dienstag wird er keine Ski anschnallen, am Mittwoch wird er voraussichtlich wieder trainieren. Die Speed-Rennen in Kvitfjell lässt er aus, ehe es zum Finale nach St. Moritz geht, wo er sich die große Kugel für den Gesamtweltcup und die kleine für den Gewinn der Riesentorlaufwertung abholen darf.

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