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Gold-Gleirscher sorgt für Ausnahmezustand

Rodel-Olympiasieger im großen Interview über Emotionen und Ziele:

Gold-Gleirscher sorgt für Ausnahmezustand Foto: © GEPA

Der frischegebackene Rodel-Olympiasieger David Gleirscher durfte am Tag nach seinem Sensationssieg die Goldmedaille entgegennehmen.

Die feierliche Zeremonie half dem 23-jährigen Tiroler ein wenig, seinen Triumph etwas mehr zu realisieren. "Das macht es ein Stückchen wirklicher", sagt Gleirscher. "Es ist trotzdem noch ein Wahnsinn und unglaublich."

Im APA-Interview spricht Gleirscher unter anderem über seine Emotionen, weitere Ziele nach Erfüllung des größten Traums und den möglichen Ruck, den er sich für den Rest der Spiele für das ÖRV-Team erhofft.

Frage: Herzliche Gratulation nochmals. Wissen Sie eigentlich, das wievielte Interview Sie gerade führen?

David Gleirscher (lacht): Ja, also ich habe es gar nicht mitgezählt. Es waren jetzt ein paar.

Frage: Sie haben über Ihren Goldgewinn geschlafen, haben Sie jetzt schon besser realisiert, was Sie da geschafft haben?

Gleirscher: Langsam kapiere ich das Ganze schon.

Frage: Haben Sie schon mit Ihrem Vater telefoniert? Sie haben ja seinen eigenen Traum vom Olympia-Gold verwirklicht.

Gleirscher: Ich habe schon kurz mit ihm telefoniert. Ja, daheim ist Ausnahmezustand (lacht).

Frage: Sie können jetzt eigentlich ganz locker in den nächsten Bewerb gehen, oder?

Gleirscher: Es ist auf jeden Fall ein befreites Gefühl und ich glaube auch, dass bei der Mannschaft auch noch ziemlich viel möglich ist. Wir waren in der Saison bei sechs Staffeln vier Mal auf dem Podest. Ich war leider bei keiner dabei, aber trotzdem können wir da sicher vorne reinfahren. Ich glaube, es ist auch wieder möglich.

Frage: Wenn bei Großereignissen etwas gut oder sogar sensationell beginnt, dann kann man in einen Lauf kommen. Glauben Sie, dass so ein Flow für das gesamte Team jetzt beginnen kann?

Gleirscher: Ja, ich hoffe, dass da ein Ruck durch das ganze Team geht. Speziell auch für die Doppelsitzer ist einmal ein bisserl der Druck weg, dass eine Medaille her muss. Ich hoffe, dass ich ihnen da jetzt ein bisserl einen Motivationsschub mitgebe.

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Frage: Gehen wir noch einmal zurück an Ihre Anfänge im Rodeln. Sie waren ja ursprünglich eher dem alpinen Skilauf zugetan.

Gleirscher: Genau, ja. Ich bin, bis ich 12 war, mehr Skirennen gefahren. Da hat mir das ein bisserl mehr getaugt, da bin ich ziemlich fanatisch gewesen. Dann hat der kleine Bruder Nico von mir angefangen. Da ist man dann halt dauernd wieder an die Bahn gefahren zum Zuschauen. Irgendwann habe ich mir dann doch gedacht, dass ist eigentlich auch ganz cool. Das möchte ich auch probieren, und es hat mir dann getaugt.

Frage: Haben Sie als Kind dann die österreichischen Rodel-Erfolge im Fernsehen verfolgt?

Gleirscher: Nicht wirklich. Ich muss sagen, ich habe früher fast alle Wintersportarten angeschaut und das Rodeln fast am wenigsten (lacht). Aber ich war schon früher immer sehr sportbesessen und habe bei den Olympischen Spiele fast alles angeschaut. Dass ich jetzt da dabeisein darf und die Goldmedaille kriege, ist ein Traum, der wahr wird.

Frage: Letztes Jahr hatten Sie ja in Königssee einen schweren Sturz. Haben Sie da über eine Fortsetzung Ihrer Karriere nachgedacht?

Gleirscher: Eigentlich überhaupt nicht. Es war zwar vom Ausschauen her ein ziemlich wilder Sturz, aber ich muss sagen, ich bin verhältnismäßig glimpflich davongekommen: Mit leichter Gehirnerschütterung und Schleudertrauma. Eigentlich war der erste Gedanke, - das Rennen war am Freitag -, dass ich ins Hotel muss zum Kisten zusammenpacken, weil wir fliegen am Montag schon wieder nach Lettland.

Frage: Also es ist so wie ein Reiter, der vom Pferd stürzt. Da soll man ja auch gleich wieder aufs Pferd steigen.

Gleirscher: Genau, schnell wieder rauf, dann geht das wieder.

Frage: Wenn Sie jetzt an Ihre Zukunft denken. Sie sind noch nie zuvor auf einem Weltcup-Podest gestanden, jetzt sind Sie Olympiasieger. Ist es nicht schade, dass die Saison schon aus ist?

Gleirscvher: Ja, das ist schade. Ich hätte das jetzt gerne noch ein bisserl weiter mitgenommen. Aber ich versuche den Schwung, den mir das jetzt sicher gibt, ins nächste Jahr mitzunehmen und dann nächstes Jahr wieder so reinzustarten wie es heuer aufgehört hat.

Frage: Was kann man eigentlich noch für Ziele haben, wenn man schon Olympiasieger ist?

Gleirscher: Ja, Ziele gibt es immer. Speziell wenn es Richtung Gesamt-Weltcup geht, das wäre ein großes Ziel, weil es zeigt, dass man über die ganze Saison auch stark sein kann. Wir haben nächstes Jahr ja auch wieder Weltmeisterschaften, das ist dann schon wieder das nächste Großereignis, also Ziele gibt es genug.

Frage: Ihre Teamkollegen haben sich teilweise mit Freudentränen mit Ihnen gefreut. Können Sie ein bisschen etwas zum speziellen Teamspirit bei den Herren erzählen?

Gleirscher: Ich glaube, bei uns Herren vergönnt es jeder jedem. Ich muss sagen, auch die, die nicht dabei sind, der Nico und der Armin - da haben wir wirklich einen fairen Konkurrenzkampf gehabt. Wir kommen alle gut miteinander aus. Ich glaube, es haben sich gestern alle mit mir gefreut. Letztes Jahr haben wir auch nach der WM den Wolfi (Kindl, Anm.) aus dem Tunnel herausgetragen, da war es eine ähnliche Situation.

Frage: Machen Sie im Sommer einen anderen Sport auch?

Gleirscher: Nein, also ich glaube, wir sind mit unserem Sommer-Training auch recht gut eingeteilt.

Frage: Auf dem Materialsektor hat der ÖRV ja einen großen Sprung gemacht. Kann man Ihren Schlitten mit jenem von Wolfgang Kindl vergleichen?

Gleirscher: Ja, es ist schon sehr vergleichbar. Wir sind jetzt auf einem sehr guten Niveau, wo man die Teile recht gut hin und her tauschen kann. Im feinen Set-up gibt es immer wieder verschiedene Kleinigkeiten, die von Typ zu Typ anders sind. Er ist natürlich kleiner als ich, da ist es ein bisserl anders, aber das Grundsätzliche, da sind wir sehr nah beieinander.

Frage: Sie haben ja auch einen sehr prominenten Großvater mit Ex-Gewichtheber Vinzenz Hörtnagl. Haben Sie mit ihm viele sportliche Gespräche geführt?

Gleirscher: Nein, da haben wir generell nicht allzu viele Gespräche. Wir haben nicht so viel Kontakt. Schon immer wieder einmal, aber jetzt war er schon bei den ersten Gratulanten dabei.

Frage: Genießen Sie eigentlich dieses Medienfeuer, diese viele Aufmerksamkeit oder sind Sie normalerweise eher bescheiden und ruhig?

Gleirscher: Ja, würde ich schon eher sagen, aber es ist jetzt auch einmal lässig, weil wir haben das normalerweise nicht so.

Frage: Aber vermutlich sind Sie froh, wenn es dann bald auch wieder vorbei ist?

Gleirscher: Das auf jeden Fall, wenn wieder ein bisserl Ruhe einkehrt, ist's auch fein.

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