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Gottwald über das ÖSV-Team: "Nur noch Mittelmaß"

Kombi-Legende kritisiert das ÖSV-Team und lobt die Youth Olympic Games:

Gottwald über das ÖSV-Team:

Seine Duelle mit Ronny Ackermann sind legendär, seine Aufholjagden in der Langlauf-Loipe ebenfalls.

Felix Gottwald hat die Nordische Kombination in Österreich salonfähig gemacht und der Sportart gemeinsam mit Typen wie Mario Stecher zu einem kaum für möglich gehaltenen Boom verholfen.

Von jenem Boom ist allerdings nicht mehr viel übrig.

"Die Kombination braucht schnell eine Idee"

Aufgrund der schwierigen Schneeverhältnisse in Mitteleuropa verschwanden die Kombinierer in diesem Winter wochenlang von der Bildfläche. Mehrere Bewerbe konnten gar nicht oder erst verspätet durchgeführt werden, die ganze Aufmerksamkeit wurde Alpinen, Skispringern, Biathleten oder Langläufern zuteil.

Zu allem Überfluss blieben die großen Erfolge für den ÖSV in diesem Winter aus. Nach zwölf Bewerben hält das erfolgsverwöhnte österreichische Team bei zwei Podestplätzen. Der Übermacht der Deutschen (um Eric  Frenzel) und Norweger haben die rot-weiß-roten Vertreter wenig entgegenzusetzen.

„Die österreichische Kombination braucht schnell eine gute Idee“, fällt das Urteil von Gottwald zum Status quo daher nicht sonderlich positiv aus.

„Man darf sich nicht wundern, dass immer das gleiche rauskommt, wenn man immer dasselbe macht“, meint der Salzburger, der sich mit dreimal Gold, einmal Silber und dreimal Bronze noch immer erfolgreichster ÖOC-Olympionike aller Zeiten nennen darf.

DSV-Team hat weniger Geld als das B-Team des ÖSV

Der 40-Jährige fragt sich ernsthaft, ob es unser Anspruch ist, den anderen hinterher zu laufen, wo der ÖSV doch alles Mögliche unternimmt, um an alte Erfolge anzuschließen.

„Unsere B-Mannschaft hat mehr Budget als das deutsche Nationalteam“, ist sich der ehemalige Gesamtweltcupsieger sicher, auch Norwegen würde man locker übertreffen. Die Siege feierten allerdings ausschließlich die beiden genannten Nationen, wobei das Gros (acht) auf unsere Nachbarn fällt.

Gottwald nimmt sich kein Blatt vor den Mund

„Es fehlt uns an nichts“, weiß Gottwald nur zu gut um die Rahmenbedingungen. Und doch fehlt am Ende so einiges, wenn man sich mit der Konkurrenz misst. Das traurige Fazit des Ex-Kombinierers: „Man ist nur noch Mittelmaß.“

Der Salzburger fragt sich, wie lange im Verband noch zugeschaut und so getan wird, als wäre alles in bester Ordnung.

Chromecek wird nicht gefragt

Er selbst steht allerdings nicht für einen Trainerjob zur Verfügung. Mit seinen Seminaren sowie den beiden Kindern Hanna und Teresa sei er ausgelastet, zudem brauche er „Frischluft“.

Zugleich bestätigt er seine Bereitschaft, eventuell in anderer Position zu agieren. „Ich bin der Letzte, der nicht mithilft“, erklärt Gottwald, der schon jetzt in seiner steirischen Wahlheimat Ramsau des Öfteren mit Nachwuchshoffnungen trainiert.

Ein möglicher Kandidat für den Trainerposten ist Günther Chromecek, mit dem er jahrelang zusammenarbeitete und seine größte Erfolge feierte. Der fungiert seit 2011 als Gruppentrainer der TG III und brachte einige Talente heraus. "Er wurde in den letzten Jahren nicht gefragt", sagt Gottwald.

Gottwald ist von den Youth Olympic Games überzeugt

Mit Rat und Tat zur Seite steht der Ex-Teamweltmeister aktuell auch den Teilnehmern der Youth Olympic Games in Lillehammer. Dort fungiert der Modellathlet als „Role Model“ für den Nachwuchs und gibt diesen wertvolle Tipps für deren Karriere.

„Was hier passiert, würde auch bei den Olympischen Spielen nicht schaden“, ist Gottwald vom Projekt des IOC angetan und freut sich, seine Erfahrungen weitergeben zu können. 

Seine Zweifel hegt er lediglich an der Vergabe der Medaillen. Er würde sie abschaffen und die Veranstaltung als „Youth Olympic Camp“ aufziehen, um den Fokus noch mehr auf Werte wie ein respektvolles Miteinander und Führungsqualitäten zu richten.

In den Augen der Athleten erkennt er große Begeisterung und den Spaß, den es benötigt, um gute Leistungen abrufen zu können. Gottwalds Fazit: „Das IOC hat den Zeitgeist spät genug, aber doch getroffen.“

Bei den Kombinierern wartet er noch darauf.

Aus Lillehammer berichtet Christoph Nister

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