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Denifl: Vom Beinahe-Karriereende aufs Podest

Kombinierer Willi Denifl stand vor dem Karriereende. Doch nach Ultimatum kam alles anders.

Denifl: Vom Beinahe-Karriereende aufs Podest

Fast wäre für Willi Denifl alles ganz anders gekommen.

Im Februar dieses Jahres stand der Nordische Kombinierer kurz vor dem Rauswurf aus dem ÖSV-Team und damit vor dem Ende seiner Karriere.

„Die Saison hat gut angefangen, dann sind wetterbedingt einige Rennen ausgefallen und ich bin krank geworden. Danach haben die Ergebnisse nicht mehr gestimmt und mir wurde ein Ultimatum gestellt“, erinnert sich Denifl im Gespräch mit LAOLA1.

Im abschließenden Bewerb der Norland-Tournee in Kuopio musste der Tiroler liefern. Vor dem alles entscheidenden Rennen machten sich beim Familienvater Existenzängste breit.

„Nach dem Ultimatum bin ich in ein Loch geflogen“, gibt Denifl zu. „Ich habe gedacht: Was tue ich, wenn es vorbei ist? Dann stehe ich vor dem Nichts.“ Ein Szenario, das zum Glück nie eingetreten ist.

Der Knackpunkt? Drei Telefonate

Denifl nutzte seine „letzte Chance“ bravourös und schaffte mit Rang drei sogar den Sprung aufs Stockerl. Mit seinem sechsten Einzel-Podestplatz wendete der Routinier das drohende Karriereende ab. „Wenn ich damals nicht so gut gewesen wäre, wäre ich jetzt passiver Kombinierer“, ist sich Denifl bewusst.

Warum er ausgerechnet in dieser Drucksituation seine beste Saison-Leistung abrufen konnte? „Ich habe vor dem Rennen drei Telefonate geführt und dabei wurden mir drei Jobs angeboten. Danach habe ich gewusst, dass ich eine Absicherung habe, wenn ich es nicht schaffe. Vielleicht war das der Knackpunkt.“

Rücktrittsgedanken hatte der 36-Jährige trotz der schwierigen Situation nie. Im Gegenteil. Denifl, der im Jahr 2000 sein Weltcup-Debüt feierte, spulte im Sommer einmal mehr eine beinharte Saisonvorbereitung ab.

„Es ist teilweise hart, aber es ist auch ein super Leben, das ich führen darf. Mir taugt es einfach, ich habe einen Riesenspaß dabei“, sagt der Tiroler, der seine 16. Weltcup-Saison bestreitet. Der Start in den WM-Winter verlief für den Routinier vielversprechend, mit Rang zwei in Ruka schaffte er gleich zu Beginn den Sprung aufs Podest.

Ex-Kollege Bieler fördert Aggressivität

Auf der Schanze ist zählt der Teamweltmeister von 2003 nach wie vor zu den Besten. Großen Anteil daran hat Denifls langjähriger Teamkollege und nunmehrige ÖSV-Sprungtrainer Christoph Bieler. „Es war oft so, dass ich versucht habe, mich zurückzuhalten und nicht so aggressiv zu springen. Seit ich mit Christoph trainiere ist genau das Gegenteil der Fall. Wir haben meinen aggressiven Sprungstil stabilisiert und meine Stärken wieder hervorgeholt“, erklärt der Sportsoldat. „Christoph weiß genau, wie sich ein guter Sprung anfühlen muss und kann das gut vermitteln.“

Auch für Langlauftrainer Jochen Strobl findet Denifl lobende Worte. „Wir haben in den letzten zwei Jahren extrem viel Technik-Training gemacht. Wir sind um vieles weiter als noch im Vorjahr, heuer macht sich das auch in den Wettkämpfen bemerkbar.“

"Wenn du in meinem Alter nicht vorne dabei bist, hat es eh keinen Sinn mehr."

Sich mit den Besten zu messen ist der Anspruch des 36-Jährigen. „Mein Ziel war von Anfang an, dass ich vorne konstant mitmischen kann. Wenn du in meinem Alter nicht vorne dabei bist, hat es eh keinen Sinn mehr“, ist sich Denifl, der maximal noch bis zur Heim-WM in Seefeld 2019 weitermachen will, bewusst.

Die Konkurrenz kommt nicht nur aus Deutschland und Norwegen, auch im ÖSV-Team drängt mit Mario Seidl, Philipp Orter oder David Pommer die nächste Generation nach. Für Denifl ein positiver Druck.

"Teamspirit wie schon lange nicht mehr"

„Wenn von hinten nichts nachkommt, wird man selbst nachlässig und ruht sich schnell auf etwas aus. Je besser die Mannschaft ist, umso besser ist der Einzelne. Bei uns geht die Spirale nach oben und das ist ein Zeichen, dass wir eine gute Mischung haben.“

Der zweifache WM-Medaillengewinner spricht von einer „Win-win-Situation“ für Jung und Alt und lobt den Teamspirit unter den ÖSV-Kombinierern. „Es war sensationell, wie Jung und Alt in der Vorbereitung zusammengearbeitet haben. So einen Spirit hatten wir im Team schon lange nicht mehr. Wir sind eine Truppe, wo jeder dem anderen weiterhilft, jeder gönnt dem anderen den Erfolg.“

Dieser soll sich für die Österreicher möglichst am Wochenende beim Heimweltcup in der Ramsau einstellen. „Rennen in der Heimat sind immer fein, ich freue mich sehr darauf. Die eigenen Fans motivieren einen, aber man traut sich ohnehin nicht langsam zu laufen“, sagt der Tiroler mit einem Augenzwinkern.

Nur gut, dass Willi Denifl mit Druck umgehen kann.

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