Der 20. Mai 2025 geht in Österreichs Sportgeschichte ein.
Das Eishockey-Nationalteam hat bei der Weltmeisterschaft in Schweden und Dänemark mit einem dominanten 6:1-Sieg gegen Lettland das Viertelfinale erreicht. Vor 31 Jahren war das zum bisher einzigen Mal in Norwegen der Fall.
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Noch nie wurde die Gruppenphase der Top-Division mit mehr als drei Siegen beendet. In Stockholm waren es sogar vier Erfolge aus sieben Spielen - Niederlagen setzte es nur gegen die vor Österreich positionierten Top-Nationen Finnland (1:2), Schweden (2:4) und Kanada (1:5).
Das Torverhältnis war mit 21:18 in der Neuzeit ebenfalls zum ersten Mal positiv.
Herausragendes Kollektiv
Der wesentliche Erfolgsfaktor ist das Kollektiv. Es wäre unangebracht, einzelne Spieler hervorzuheben.
Von Teamchef Roger Bader über NHL-Legionär Marco Kasper bis hin zu den oft übersehenen Helden im Hintergrund - den Physiotherapeuten oder Equipment Managern - hat in den vergangenen 15 Tagen jeder sein Maximum gegeben.
Bader betonte wiederholt den außergewöhnlichen Teamspirit und stellte ihn sogar über jenen der erfolgreichen WM 2024 in Prag, als das Viertelfinale nur durch eine bittere 2:4-Niederlage gegen Großbritannien verpasst wurde.
Unerschütterliche Einheit
Wer etwas zu oft anpreist, verbirgt in den meisten Fällen die Wahrheit – doch in diesem Fall trifft das nicht zu.
Das Nationalteam hat sich zu einer Einheit entwickelt, in der jeder Spieler für den anderen kämpft, seine Rolle - ob groß oder klein - akzeptiert und stets vollen Einsatz bringt.
Und dieses Mal passte alles zusammen: Leidenschaft, Disziplin, Glaube, aber vor allem Selbstvertrauen. Die Mannschaft wirkte mental unerschütterlich, blieb mit den rollenden Zielen vor Augen stets fokussiert - und bekam in den Entscheidungsspielen keine zittrigen Hände.
Völlig untypisch für Österreich.
Perfekter Kader-Mix
Mit ein Grund war die Zusammenstellung des Kaders.
Es herrschte der richtige Mix zwischen jugendlicher Frische (Vinzenz Rohrer, Kasper) und ausgefuchster Routine (Dominique Heinrich, Thomas Raffl). Hinzu kamen Weltklasse-Leistungen des Torhüter-Trios David Kickert, Atte Tolvanen und Florian Vorauer.

Die Spieler ergänzten sich charakterlich perfekt, die Stimmung war locker, der Spaß kam nie zu kurz. Die Unruhen im Vorfeld der WM schienen das Team zudem noch mehr zu motivieren. Nach dem Motto: Den Kritikern zeigen wir es jetzt.
Und wie sie das getan haben.
Keine Momentaufnahme, sondern ein Wendepunkt?
Die österreichische Bundeshymne viermal hören zu dürfen, blieb nicht die einzige Belohnung.
Der historische Sprung unter die besten acht Nationen der Welt war das verdiente Ende einer beeindruckenden Gruppenphase - und muss keine Momentaufnahme sein. Er könnte einen Wendepunkt im österreichischen Eishockey darstellen.
Dafür muss der Verband die Initiative ergreifen. Das Nationalteam steht wieder im (inter-)nationalen Rampenlicht. Durch Leistungen, die nicht nur eingefleischte Fans ansprechen, sondern auch ein breiteres Publikum erreichen.
Chance muss diesmal genutzt werden
Das weckt freilich auch das Interesse von Sponsoren, die unterstützen und ein Teil des Erfolgs sein wollen.
Im vergangenen Jahr blieb die Chance, die Basis zu verbreitern, mögliche Defizite anzugehen und für Stabilität zu sorgen, noch ungenutzt.
Diesmal bietet sich die Möglichkeit wieder. Sie darf kein weiteres Mal liegengelassen werden. Nicht nur zuliebe des Nationalteams, seiner Spieler und seiner Mitarbeiter, sondern im Interesse der langfristigen Entwicklung des Eishockeys in Österreich.
Der sportliche Erfolg hat die Tür geöffnet, das Potenzial ist groß. Nun braucht es klare Entscheidungen, damit aus dem geschichtsträchtigen Viertelfinal-Einzug mehr wird als ein einmaliges Ereignis.