Das oberste Ziel namens Klassenerhalt hat man souverän geschafft und den Traum vom WM-Viertelfinale realisiert, der Erfolgshunger ist aber noch nicht gestillt.
Als krasser Außenseiter fordert Österreichs Eishockey-Nationalteam in der Runde der besten acht Nationen am Donnerstag (16:20 Uhr im LIVE-Ticker >>> und live ORF 1) in Herning die Schweiz und will gegen den Vize-Weltmeister den Sensationslauf fortsetzen. Für Teamchef Roger Bader kommt es zu einem Rendezvous mit seinem Heimatland.
"Es ist logisch, wenn man in einem Viertelfinale steht, will man auch gewinnen", hoffte Bader auf eine Überraschung. Der 60-Jährige war im Frühjahr 2014 als Ausbildungsleiter zum österreichischen Verband geholt worden, war danach Nachwuchsteamchef, ist seit Oktober 2016 Teamchef des Nationalteams und seit Mai 2017 auch Sportdirektor.
Duell mit Schweiz für Bader "speziell"
Trotzdem sind Duelle mit seinem Heimatland für Bader etwas Besonderes. "Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass es nicht speziell ist. Selbstverständlich ist ein Spiel gegen die Schweiz für mich etwas Besonderes, genauso wie für alle Spieler, die in der Schweiz spielen", sagte Bader.
Peter Schneider verspürt schon große Vorfreude. "Wir haben ein bisschen die Halle angeschaut und die Kabine besichtigt. Es ist einfach voller Fokus auf das Spiel", erklärte der Offensivspieler nach der Ankunft in Herning. Man werde nun gut regenerieren und ausgeruht in die Partie gehen, kündigte Schneider an.
Die Herausforderung, die auf sein Team wartet, könnte jedoch kaum größer sein. Die Eidgenossen sind Vize-Weltmeister und haben auch 1935, 2013 und 2018 schon WM-Silber gewonnen.
In der IIHF-Weltrangliste rangiert das Nachbarland auf Platz fünf (Österreich auf Rang 13). Zu den Spielern aus der starken heimischen National League hat die Schweiz fünf NHL-Legionäre im Kader. Das bisher letzte WM-Duell gab es im Vorjahr in Prag, da gewann die Schweiz nach hartem Kampf mit 6:5.
Reizvolle Aufgabe für Österreichs Schweiz-Legionäre
"Wir müssen alle zu 110 Prozent bereit sein, weil sonst gibt es da nichts zu holen", sagte Dominic Zwerger, zweifacher Torschütze beim 6:1-Erfolg der Österreicher gegen Lettland, der das Viertelfinal-Ticket brachte.
"Jetzt sind wir da, wo wir sein wollen. Wir können nachher 1.000 Bier saufen - wenn das Turnier vorbei ist. Aber jetzt sind wir im Viertelfinale und natürlich sind wir nicht da, nur um das zu spielen, sondern wir wollen alles geben und da mitspielen."
Im Schweizer Team von Trainer Patrick Fischer bestreitet Andres Ambühl (41) seine 20. WM, er ist mit 148 WM-Spielen Rekordhalter. Nicht mehr einsatzfähig ist wegen einer Muskelverletzung Kapitän Nico Hischier von den New Jersey Devils. Der etatmäßige Center der ersten Linie blieb dennoch in Dänemark bei der "Nati".
Topscorer bei dem Turnier ist Sven Andrighetto von den ZSC Lions, der bisher siebenmal traf. Er ist Clubkollege von ÖEHV-Ass Vinzenz Rohrer. Neben Rohrer verdienen mit Zwerger (Ambri-Piotta), Benjamin Baumgartner (SC Bern), Bernd Wolf (EHC Kloten) und Oliver Achermann (La Chaux-de-Fonds) noch vier andere Österreicher ihr Brot in der Schweizer Liga.
Mögliches Semifinale noch ohne Gegner
Im Falle des Semifinal-Aufstiegs, was einer Jahrhundert-Sensation gleichkäme, würde Österreich auf die - basierend auf den Gruppenspielen - beste im Turnier verbliebene Nation treffen.
Wenn Rekordweltmeister Kanada sein Viertelfinale gegen Co-Gastgeber Dänemark gewinnt, wäre das Kanada. Möglich wären mit abnehmender Wahrscheinlichkeit auch Schweden, die USA oder Finnland. Alle Halbfinali (Samstag) sowie das Finale (Sonntag) finden in der Avicii Arena in Stockholm statt.