Thomas Vanek musste zuletzt von der Tribüne aus mitansehen, wie die Minnesota Wild in der NHL zwei Siege in Serie feierten.
Der 32-jährige Steirer nimmt gegenüber der "Star Tribune" Stellung zu der Aussortierung: "Freue ich mich darüber? Natürlich nicht. Ich werde mich aber nicht frustrieren lassen oder negativ werden. Ich werde hart arbeiten und auf meine Chance warten - und den Unterschied ausmachen."
Nach schwankenden Leistungen verbannte Internims-Coach John Torchetti Vanek auf die Tribüne.
Kein Gespräch mit dem Coach
Mit dem Trainer habe Vanek nicht gesprochen: "Wir versuchen, Spiele zu gewinnen. Wenn er denkt, dass das der beste Kader ist, muss ich das respektieren."
Bereits unter dem mittlerweile entlassenen Ex-Coach Mike Yeo musste das ÖEHV-Aushängeschild einmal auf der Tribüne Platz nehmen. Nach der einen Partie war die Nachdenkpause jedoch beendet und Vanek kehrte ins Line-Up zurück.
Aktuell verpasste er bereits sein zweites Spiel in Folge. Und das, obwohl Minnesota derzeit auf den verletzten Flügelstürmer Jason Pominville verzichten muss. Beim vorletzten Spiel gegen Carolina verletzte sich zudem noch Chris Porter. Anstatt Vanek nach einem Spiel Pause eine neue Chance zu geben, rutschte Ryan Carter und nicht der Österreicher ins Line-Up.
Stolze Tor-Serie in Gefahr
Für Vanek ist damit eine stolze Serie in Gefahr. Bislang erzielte der Grazer in jeder seiner zehn NHL-Saisonen zumindest 20 Tore, im Moment hält er bei 18 Treffern und 23 Assists.
Neun Spiele würden ihm noch bleiben, um doch noch zweimal ins Schwarze zu treffen und die Serie auszubauen. Eigentlich kein Ding der Unmöglichkeit - die Frage ist jedoch, wie viele der neun Partien Vanek tatsächlich absolvieren darf.
Thomas Vaneks Saison-Stats in der NHL:
Jahr | Team | Liga | Spiele | Tore | Assists | Pkt. | +/- |
---|---|---|---|---|---|---|---|
2005-06 | Buffalo | NHL | 81 | 25 | 23 | 48 | -11 |
2006-07 | Buffalo | NHL | 82 | 43 | 41 | 84 | +47 |
2007-08 | Buffalo | NHL | 82 | 36 | 28 | 64 | -5 |
2008-09 | Buffalo | NHL | 73 | 40 | 24 | 64 | -1 |
2009-10 | Buffalo | NHL | 71 | 28 | 25 | 53 | +9 |
2010-11 | Buffalo | NHL | 80 | 32 | 41 | 73 | +2 |
2011-12 | Buffalo | NHL | 78 | 26 | 35 | 61 | -6 |
2012-13 | Buffalo | NHL | 38 | 20 | 21 | 41 | -1 |
2013-14 | BUF/NYI/MON | NHL | 78 | 27 | 41 | 68 | +7 |
2014-15 | Minnesota | NHL | 80 | 21 | 31 | 52 | -6 |
2015-16 | Minnesota | NHL | 70 | 18 | 23 | 41 | -7 |
Unter den aktiven NHL-Spielern haben nur Jaromir Jagr (18), Jarome Iginla (16), Marian Hossa (14), Shane Doan (13) und Vincent Lecavalier (13) mehr 20-Tore-Saisonen auf dem Konto.
Buyout im Sommer?
Immer mehr Medien spekulieren aufgrund der Aussortierung damit, dass sich Minnesota nach der Saison von ihm trennt. Ein Trade dürfte sich als schwierig entpuppen. Zum einen hat Vanek eine No-Trade-Klausel in seinem Vertrag und müsste auf diese verzichten, um so das Team zu wechseln. Zum anderen befindet er sich in der nächsten Saison im letzten Vertragsjahr, in dem er stolze 6,5 Millionen Dollar verdient. Fraglich, ob ein Team diesen hohen Kontrakt und den damit verbunden Cap Hit übernimmt.
Bliebe noch ein "Buyout". Um Vanek im Sommer aus seinem Vertrag zu kaufen, müsste Minnesota ihm fünf Millionen Dollar zahlen. Der Angreifer wäre dann frei und könnte bei einem anderen Team unterschreiben, den Wild würde 2016/17 als "Strafe" 1,5 Mio. Dollar gegen den Salary Cap gerechnet werden, in der Saison darauf sogar 2,5 Mio. Dollar.
Unter dem Strich würde Minnesota in der nächsten Saison jedoch fünf Millionen Dollar Cap-Space freimachen und könnte um dieses Geld andere Free Agents verpflichten.
Ausschließen kann man also nicht, dass Vanek nach der Saison das Team unfreiwillig wechseln muss. Die Frage wird dann sein, welches Team Vanek eine Chance gibt.
"Ich kann in dieser Liga den Unterschied ausmachen"
Seine Stärken sind unbestritten - in der Offensive und im Powerplay ist der ehemalige Erstrundenpick eine Macht, hat eine tolle Übersicht und besticht durch herrliche Vorlagen. Im Gegensatz zu seiner Anfangszeit bei den Buffalo Sabres glänzt er nun eher durch Vorlagen, als durch Tore. Allerdings sind auch die Schattenseiten seines Spiels nicht wegzureden: In der Defensive ist der Steirer nicht beste Arbeiter, er wirkt oft lustlos und behäbig.
Das Problem in Minnesota: Die Wild spielen seit längerem eher defensive Konzepte, so kommt ein Spieler wie Vanek nicht zu Geltung. Dazu gesellen sich andere Faktoren wir wenig Eiszeit (selbst im Powerplay) und wechselnde Linienpartner.
Vanek selbst ist überzeugt, dass er immer noch in der Lage ist, eine wichtige Rolle in der besten Liga der Welt zu spielen: "Ich denke nach wie vor, dass ich in dieser Liga den Unterschied ausmachen kann."
Klingt nicht so, als würde Österreichs bester Eishockeyspieler aller Zeiten daran denken, die Schuhe bei einem Misserfolg bei den Wild an den Nagel zu hängen. Selbst wenn er dann sein geliebtes Minnesota, wo er seit Jahren viel Zeit mit seiner Familie verbringt und nun dort wohnt, erneut verlassen müsste. Bereits vor einigen Monaten kündigte Vanek an, noch "fünf, sechs, sieben Jahre in der NHL" spielen zu wollen.
Ohnehin sind derartige Gedankenspiele Zukunftsmusik. Im Moment setzt der 32-Jährige alles daran, wieder in den Kader zurückzukehren und mit den Wild die Playoffs zu erreichen.
Matthias Nemetz