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So stehen Marco Rossis Chancen bei Minnesota Wild

Was passierte im Sommer und welche Rolle kann Marco Rossi in der NHL spielen?

So stehen Marco Rossis Chancen bei Minnesota Wild

Das erste Preseason-Game ist absolviert und das gelang Marco Rossi sehr gut.

Der 21-jährige Vorarlberger glänzte beim 3:2-Sieg nach Overtime gegen Stanley-Cup-Sieger Colorado Avalanche mit zwei Assists, darunter jenem zum Game-Winning-Goal. Lobeshymnen von allen Seiten waren daraufhin die Folge.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die Minnesota Wild und die Chancen des österreichischen Prospects auf einen Stammplatz zum Saisonstart:

Was passierte im Sommer bei den Wild?

Kevin Fiala hätte mit einem neuen Vertrag nicht mehr ins Gehaltsschema der Wild gepasst, er wurde nach Los Angeles getradet.

Ähnliches – wenn auch auf einem weit geringeren Niveau – galt auch für Defender Dmitri Kulikov, der als Free Agent in Anaheim anheuerte. Goalie Cam Talbot wurde zu den Ottawa Senators abgegeben, um einen möglichen Konflikt mit Marc-Andre Fleury zu vermeiden.

Für ihn kam der Schwede Filip Gustavsson im Tausch. Ebenfalls nicht mehr bei den Wild: Die beiden Flügel Nick Bjugstad (Arizona Coyotes) und Nicolas Deslauriers (Philadelphia Flyers).

GM Bill Guerin war bis auf den Talbot-Gustavsson-Trade wenig aktiv, holte nur kleinere Namen wie etwa Defender Andrej Sustr, Flügel Nic Petan oder College-Center Samuel Walker – alles eher Kadererweiterungen oder Kandidaten für das AHL-Team in Iowa, Sustr könnte zu Saisonbeginn aber den verletzten Jon Merrill ersetzen.

Erst Ende August nahm Guerin mit Sam Steel einen Mann unter Vertrag, der die letzten Jahre ein NHL-Stammspieler war, seinen Status als ehemaliger First-Rounder aber bei den Anaheim Ducks nicht rechtfertigen konnte.

Wie schaut es in puncto Salary Cap aus?

Nicht gut, aber das ist nichts Neues. Denn mit der heurigen Saison beginnen die Cap-Probleme der Wild erst richtig. Die beiden ausgezahlten Ryan Suter und Zach Parise liegen der Wild heuer mit knapp 13 Millionen Dollar auf der Tasche, die Zahl erhöht sich in den nächsten beiden Jahren auf jeweils fast 15 Millionen.

Mit anderen Worten: Die Obergrenze des Salary Caps in der NHL beträgt heuer 82,5 Millionen, für die Wild jedoch ungefähr 70 Millionen, der Rest ist als totes Gehalt für die abwesenden Suter und Parise vorgesehen.

Doch da Guerin bis jetzt sehr vorsichtig war und auf Fialas und Kulikovs Dienste verzichtete, hat er noch fast sechs Millionen Spielgeld, die er aber keineswegs ausschöpfen wird. Allgemein wird aber damit gerechnet, dass er noch einen Stürmer verpflichtet.

Damit zu rechnen ist aber – wenn es überhaupt passiert – erst knapp vor Saisonbeginn, wenn einige Teams (vor allem Montreal oder Vegas) "salary-compliant" werden müssen und einige interessante Cracks lediglich per Gehaltsübernahme (also gegen "future considerations" oder gar per Waivers) zu haben sein werden.

Wie war Marco Rossis Sommer?

Camps, Camps, Camps - zwischen Development Camp im Juli und dem Rookie Camp als Vorstufe zum Main Camp gingen sich einige Wochen in der Vorarlberger Heimat aus, die Rossi auch für seine mit Hilfe von Sponsor "Moser Medical" veranstalteten Camps nutzte.

Der Riesenunterschied zum vorhergehenden Sommer: Damals musste er sich nach seiner Herzerkrankung erst Schritt für Schritt herantasten, heute konnte er voll trainieren, was natürlich auch Coach Dean Evason bemerkte: "Sein Jahr in Iowa war großartig, jetzt ist er auch noch vollfit. Letztes Jahr konnte er für das Camp aufgrund seiner Erkrankung gar nicht fit sein, jetzt ist er es und wir erwarten einiges von ihm."

Wie sehen Rossis Chancen auf einen Lineup-Spot zu Saisonbeginn aus?
Und wie hat er sich bis jetzt geschlagen?

Nach dem ersten Preseason-Game (einem 3:2 gegen die Colorado Avalanche) heimste Rossi auch Lobeshymnen von Evason ein, nicht nur wegen seines sehenswerten Assists zum Gamewinner: "Er hat im Powerplay und im PK gespielt und der Pass zum Siegestor war typisch für ihn. Er präsentiert sich so, dass er hier dazu gehört."

Allerdings beendete dieses Spiel erst die erste Phase der Camps und Probespiele, wo auf beiden Seiten viele Minor Leaguer und Prospects eingesetzt wurden. Die Wild nahmen am Montag ihre ersten Cuts vor, es verbleiben immer noch 51 Spieler im Camp. In den restlichen sechs Preseason-Games werden die Lineups natürlich interessanter aussehen und vor allem am Ende Rückschlüsse auf den Kader zu Saisonbeginn zulassen.

Rossis gestrige Linemates zu Spielbeginn (Mason Shaw und Mitchell Chaffee) sind kein Thema für die Wild-Saison. Auch die Tatsache, dass er zwischen Connor Dewar und Brandon Duhaime trainierte, sollte nicht überbewertet werden, die Bottom-Six der Wild werden sich noch öfters ändern.

Klar ist: Mit Joel Eriksson Ek und Ryan Hartman sind die ersten beiden Centerpositionen vergeben. Hartman wird in der Toplinie mit Kirill Kaprizov und Mats Zuccarello auflaufen. Ekman Ek centert normalerweise eine sehr starke Zwei-Weg-Linie mit Marcus Foligno und Jordan Greenway. Greenway fällt aber nach zwei Operationen für den Saisonbeginn aus, Tyson Jost könnte ihn dort ersetzen.

Kandidaten für die Centerspots in den weiteren zwei Linien sind eben Rossi, Freddy Gaudreau (ein Liebling des Coaches, der aber auch jederzeit am Flügel spielen kann) und Steel, Jost könnte auch jederzeit in die Mitte rücken. Guerin wird daher wohl eher nach einem Flügel als nach noch einem Center Ausschau halten. Fialas 85 Punkte der Vorsaison müssen aber erst einmal ersetzt werden.

Natürlich wird sich Rossi im Camp weiter beweisen müssen, aber es wäre schon eine Überraschung und Enttäuschung, wenn er zu Saisonbeginn am 11. Oktober nicht wenigstens im Kader stehen würde. Guerins Erwartungen haben sich nicht geändert: "Wir wollen in ihm das sehen, weswegen wir ihn gedraftet haben – ein starkes und selbstbewusstes Zwei-Weg-Spiel und dass er ein wichtiger Faktor in unserem Special Teams wird." Diese gehörten in der Vorsaison nicht unbedingt zu den Stärken der Wild, jede Hilfe ist daher willkommen.

Ob Rossi dann unter den ersten zwölf Forwards steht oder als 13. (hinter Hartman, Ekman Ek, Gaudreau und Steel) auf die Tribüne muss, ist natürlich noch offen. Die Wild könnten die Saison allerdings auch mit nur zwölf Stürmern beginnen, da sie vier Heimspiele bestreiten, bei Bedarf jederzeit ein AHL-Spieler geholt werden kann und sich Guerin so einige Dollar ersparen könnte.

Steel hat gegenüber Rossi den Vorteil, dass er nur per Waivers in die AHL geschickt werden kann. Wollen ihn die Wild also nicht gleich wieder verlieren, wird er wohl eher im NHL-Kader bleiben. Rossi ist als Entry-Level-Deal-Player natürlich weiter kein Thema für die Waivers, kann zwischen NHL und AHL frei wechseln.

Zu Rossis potentiellen Nebenleuten: Matt Boldy, den er natürlich noch aus AHL-Zeiten kennt, und Gaudreau wären Kandidaten für eine offensivstarke dritte Linie, Dewar und Duhaime eher Leute für eine vierte Formation. Doch da sind Verletzungen (außer die von Greenway), Guerins eventuelle Nachverpflichtung sowie Spieler, die im Camp auf sich aufmerksam machen (wie im letzten Jahr Adam Beckman oder heuer vielleicht Petan) nicht einberechnet.

Von Tag zu Tag und Spiel zu Spiel (weder Rossi noch ein anderer Spieler werden alle bestreiten) wird aus der Kaffeesudleserei mehr gesicherte Wahrheit werden…

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