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Rossis nächste NHL-Chance? So stehen die Wild da

Was sich zuletzt beim Team getan hat. Rossi in NHL-Playoffs oder beim ÖEHV?

Rossis nächste NHL-Chance? So stehen die Wild da Foto: © GEPA

Die Minnesota Wild rüsteten zur Trading Deadline der NHL gewaltig auf und befinden sich derzeit in einer Erfolgsserie mit Punkten in den zehn letzten Spielen (davon neun Siege). 

Aber was bedeuten die Moves für Österreichs Hoffnung Marco Rossi, der nach seinen ersten beiden NHL-Einsätzen weiter beim AHL-Farmteam Iowa Wild auf die nächste Chance wartet?

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit einem Blick auf den Status quo der Minnesota Wild:

Wild-GM Bill Guerin war nach einem guten Saisonstart und danach einigen schwächeren Wochen vor und zur Trading Deadline höchst aktiv.

Königstransfer dabei natürlich Torhüter Marc-Andre Fleury, den Guerin im Tausch für einen Erst- oder Zweitrunden-Pick (je nach Playoff-Erfolg) aus Chicago loseiste. Die Blackhawks zahlen auch die Hälfte des letzten Vertragsjahres von Fleury, der seine No-Trade-Clause aufgab, weiter.

Fleury (37) bildet nun gemeinsam mit Cam Talbot (34) ein reichlich routiniertes Goalie-Duo. Guerin tradete dafür den 25-jährigen Finnen Kaapo Kähkönen (und einen Fünft-Runden-Pick) nach San Jose für Defensiv-Verteidiger Jacob Middleton.

Neben einem Upgrade im Tor lag Guerin auch mehr "Jam" für die Playoffs am Herzen. Middleton (26) bringt genau das ein, ebenso wie Nicolas Deslauriers. Der 31-Jährige, einer der letzten NHL-Cracks, die noch in die Kategorie "Enforcer" fallen, kam für einen Drittrunden-Pick im 2023-Draft aus Anaheim.

Goalieposition wird langfristig zum Fragezeichen

Weniger Muskelkraft, dafür die Hoffnung auf solide Defensivarbeit, kombiniert mit einem noch zu erhöhenden Offensivpotential, bringt Tyson Jost ein. Der 24-jährige Center kam im Tausch für Nico Sturm aus Colorado, rutschte nach einem Start als Viertlinien-Center zuletzt als Flügel weiter hinauf. 

Beide Teams versprechen sich vielleicht einen kleinen Upgrade, es könnte aber genauso auf ein Nullsummenspiel hinauslaufen. Ein Unterschied zwischen den Beiden: Josts Vertrag läuft noch ein Jahr, Sturm wird im Sommer ein Restricted Free Agent.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Jost ist der Einzige der vier Zugänge, der über die Saison hinaus an die Wild gebunden ist – ein weiteres Indiz dafür, dass Guerin vor allem für die Playoffs aufrüstete und den Kader im Sommer neu aufstellen wird.

Vor allem die Goalieposition (Talbot hat noch ein Jahr Vertrag) stellt nach dem Abgang von Kähkönen ein Fragezeichen dar. Der äußerst talentierte Jesper Wallstedt dürfte aber im Sommer einen Vertrag unterschreiben. 

Die nächste Saison ist die erste von drei, in der die Wild für die Buyouts von Ryan Suter und Zach Parise tief in die Tasche greifen müssen. Von knapp 4,7 Mio. US-Dollar steigt die Gesamtsumme auf 12,7 Mio. für die Saison 2022/23, in den beiden darauffolgenden Spielzeiten auf 14,7 Mio.

Kein Wunder also, dass Guerin sich mit einem guten Playoff-Run heuer etwas Goodwill für diese unangenehme Situation erspielen will.

Noch mehr Abgänge

Sturm war zur Trading Deadline nicht der einzige Abgang. Victor Rask – schon seit längerer Zeit nicht mehr berücksichtigt – wurde im Gegenzug für "Future Considerations" (also wohl ohne Gegenwert) an Seattle abgegeben, die Wild zahlen allerdings noch die Hälfte von Rasks Gehalt (4 Mio.) in dieser, seiner letzten, Saison.

Ebenfalls nicht mehr auf der Reserve List der Wild: Center Jack McBain. Guerin hätte den baumlangen Center, der zuletzt auch im Olympia-Aufgebot der USA stand, nur liebend gern mit einem Entry-Level-Deal ausgestattet.

Der 22-jährige beendet heuer seine vierjährige College-Karriere, machte den Wild aber klar, dass er aufgrund der großen Center-Dichte der Organisation nicht an eine Unterschrift dächte.

Anstatt ihn als Free Agent zu verlieren, tradete Guerin seine Rechte an die Arizona Coyotes, die ihn sofort unter Vertag nahmen. Die Wild erhielten im Gegenzug einen Zweitrunden-Pick.

So hat sich der Wild-Kader also verändert

Die Picks und McBain beiseite lassend, sah der Kader der Wild nach der Trading Deadline so aus:

Zu: Fleury, Middleton, Jost, Deslauriers

Ab: Kähkönen, Sturm

Was bedeutet das alles für Marco Rossi?

Für die fernere Zukunft: Mit Sturm, Rask (wäre nach der Saison aber ohnehin weggewesen) und McBain verließen drei Center die Organisation, mit Jost kam einer dazu, der aber wahrscheinlich zu wenig Offensivpotential für eine höhere Rolle mitbringt.

Alle anderen Mittelstürmer – Joel Eriksson Ek, Ryan Hartman, Frederick Gaudreau – stehen über den Sommer hinaus weiter unter Vertrag. Einzig Nick Bjugstad, der zuletzt wieder in die vierte Linie rutschte, wird im Sommer zum UFA.

Hinter Eriksson Ek – vom Wesen her auch eher ein Zwei-Weg-Center denn eine überragende Offensivwaffe – sind die Center der Wild zwar verlässliche, aber keineswegs überragende Konkurrenten für den Österreicher.

Rossi, Iowa und die Weltmeisterschaft

Rossi segelt mit 16 Toren und 29 Assists in 52 Spielen knapp unter der Punkt-per-Spiel-Grenze bei den Iowa Wild, die derzeit an sechster Stelle der Central Division stehen. Sie befinden sich aber in Schlagdistanz zum Fünften, den Texas Stars, die den letzten Playoff-Platz der Division belegen.

Im Gegensatz zu Matt Boldy (derzeit verletzt) wäre Rossi für die Iowa-Wild-Playoffs spielberechtigt, da er zur Trading Deadline für diese gemeldet war.

Guerin meldete zu diesem Datum auch Flügel Connor Dewar für sein Farmteam. Das war aber ein reiner Meldevorgang, Dewar wurde umgehend wieder zu den Wild zurückgeholt, ehe er zwei Tage später endültig nach Iowa geschickt wurde. 

Was bedeutet das?

Seit der Trading Deadline ist die Kader- und Gehaltsobergrenze zwar aufgehoben, jedes NHL-Team kann aus seinem Farmteam bis zum Saisonende aber nur vier AHL-Spieler hochziehen (Emergency Recalls wegen Verletzungen ausgenommen). Dewar war der erste dieser vier Recalls, drei bleiben also noch übrig.

Das wahrscheinlichste Szenario für Rossi: Er spielt die Saison für Iowa zu Ende, egal ob mit oder ohne Playoffs. Sobald ihre Saison beendet ist, wird er zu den Wild geholt, trainiert mit diesen mit.

Die NHL Regular Season endet mit 29. April, die der AHL fast parallel dazu einen Tag später. Für die erste Playoff-Runde kann man in beiden Ligen von diesem Datum an ungefähr 18 Tage einplanen.

Sprich: Sollten sowohl die Minnesota Wild (so gut wie fix in den Playoffs) als auch die Iowa Wild die erste Runde nicht überstehen, wäre Rossi bestenfalls knapp vor oder nach Beginn der WM am 13. Mai frei.

Ob Teamchef Roger Bader für Rossi einen seiner 25 Kaderplätze offenlassen würde? Für mich nicht realistisch, dass Guerin darauf verzichtet, Rossi bei einer Nicht-Teilnahme der Iowa Wild an den Playoffs zu den Wild zu holen. Probieren sollte es der ÖEHV aber allemal...

Die Vertragslage von Rossi ändert sich auch nach der Trading Deadline nicht: Nachdem er heuer schon zwei Spiele für Minnesota absolviert hat, würde das erste Vertragsjahr bei acht weiteren aktiv werden, egal ob Regular Season oder Playoffs. Weit wahrscheinlicher, dass sein Entry Level Deal erst nächste Saison beginnt, dann aber unwiderruflich...

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