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Ein richtungsweisender Tag

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller verrät die Stärken und Schwächen des Erzrivalen.

Ein richtungsweisender Tag

Nach einem Tag Pause steht bei der Junioren-WM der Division 1A in Wien der emotionale Höhepunkt des Turniers an:

Österreichs Nationalteam trifft nach dem Sensationssieg gegen Norwegen (4:3) am Mittwoch (20 Uhr live bei LAOLA1.tv und A1-TV)  auf Deutschland. Kann die Truppe von Roger Bader einen weiteren Kraftakt hinlegen?

Von der Ausgangslage her steht unser Juniorenteam derzeit in etwa so da wie unser A-Team in der zweiten Hälfte der WM in Prag: Ein weiterer Sieg würde den Klassenerhalt fixieren und bereits ein erfolgreiches Turnier bedeuten.

Umgekehrt reichen die drei Punkte vom 4:3 gegen Norwegen nicht zum Klassenerhalt. Ein weiterer Sieg muss her, der natürlich im Donnerstag-Spiel gegen Italien weit leichter zu bewerkstelligen sein wird als gegen die Deutschen. Einzig bei einer Overtime-Niederlage gegen Italien könnte der Sieg gegen Norwegen ausreichen.

Das haben die Deutschen drauf

Die Deutschen zitterten sich bis jetzt durchs Turnier: Einem glücklichen 3:2 gegen Kasachstan folgte ein 2:1 gegen Italien, das am Tag zuvor noch 1:10 gegen Norwegen unterging. Trotz überlegenem Spiel kam die Truppe von Christian Künast selbst gegen die hausbackenen „Azzurri“ in der Schlussphase ins Trudeln.

Defensiv steht das Team um die hünenhaften Verteidiger John Rogl, Kai Wissmann, David Trinkberger und Max Glässl zwar gut, nach vorne ging bis jetzt aber nicht viel. Einzig der Topblock um Rogl, Wissman, Jakob Mayenschein, Stefan Loibl und Andreas Eder traf bis jetzt.

Eder ist mit seinem harten Schuss eine Waffe, vor allem im Powerplay, in dem er zwischen der linken Seitenbande und der blauen Linie pendelt. Körperlich sind uns die Deutschen sicher überlegen, aber in puncto Spielwitz und Abschluss müssen sie noch zulegen, um in den Spitzenspielen gegen Lettland und Norwegen den Wiederaufstieg zu fixieren.
U20-Teamchef Roger Bader

Im Zentrum verbessert

Bei der Truppe von Roger Bader herrschte nach dem unerwarteten Sieg gegen Norwegen Euphorie, sogar der sonst eher ruhige Schweizer fiel bei taktischen Anweisungen im Endspurt fast über die Bande.

Was hat sich gegenüber der Auftaktniederlage gegen Lettland 24 Stunden zuvor geändert? Bader: „Wir haben die Fehler analysiert und vor allem die Mitte des Eises besser abgesichert.“

Die Konsequenzen: Norwegen war zwar überlegen, aber das eher aus längeren Druckphasen im Mitteldrittel hreaus. Einzig ein Breakaway gleich im Anschluss an den Siegtreffer entsprang offenen Räumen im Mittelabschnitt, sonst wurden die zahlreichen Odd-Man-Breaks vom Vortag auf ein Minimum reduziert.

Viel rotiert

Klar, die Norweger waren über weite Strecken die bessere Mannschaft mit mehr Chancen, versäumten es aber, nach dem 3:2 davonzuziehen. Goalie Thomas Stroj und eine Reihe von geblockten Schüssen ließen den Österreichern bis ins letzte Drittel eine Chance.

Bader spielte seine Cracks auch nicht tot, brachte all seine Blöcke regelmäßig zum Einsatz und bediente sich auch im Powerplay (drei Linien) und im Penalty Killing (ich zählte hier bis jetzt 17 eingesetzte Spieler) einer breiten Personalauswahl.

Die Truppe hat auch genug offensive Qualitäten, um bei so einem engen Spielstand noch ins Spiel zurückzukommen. Der Ausgleich: Mario Huber, der sich im Spielverlauf steigerte, brachte die Scheibe vors Tor, wo Dominic Zwerger seine Stärken im Verkehr bewies. Beim Siegtreffer im Powerplay war auch Glück dabei, einen Pass des sehr aktiven Florian Baltram fälschte ein Norweger ins eigene Tor ab.

Klar, Deutschland ist auch heute Favorit: Die Truppe ist körperlich stark, im eigenen Drittel diszipliniert und stabil, in der Offensive haben Spieler wie Stefan Loibl, Manuel Wiederer und Tobias Eder (ein Pflichtreport für die zahlreichen Scouts hier) noch Steigerungspotential. Die beiden Spiele gegen Deutschland und vor allem Italien könnten Österreichs Eishockey-Nachwuchs auf eine höhere Stufe als in den letzten Jahren heben und den durchaus spürbaren Aufwärtstrend bestätigen.

Abstimmung über Tryout-Regel und "Österreicher-Topf"

Der heutige Tag wird auch aus einem anderen Grund für die Spieler hier und ihre Altersgenossen wichtig. Die EBEL lädt zur Präsidentenkonferenz nach Wien ein. In diesem Zusammenhang relevante Punkte: Die Abschaffung der Tryout-Regel sowie eine geplante finanzielle Förderung von Teams, die einheimische Kräfte vermehrt einsetzen.

Das Ganze nach dem Vorbild des "Österreicher-Topfs" der Fußball-Bundesliga, basierend auf der „Time-On-Ice-Statistik“. Können sich die Teams dazu durchringen, die Früchte ihrer verbesserten Nachwuchsarbeit (Akademien & Hockeyschulen) der letzten Jahre zu ernten und die zuletzt überbordernden Legionärszahlen wieder zurückzufahren? Ebenso spannend und wohl in letzter Konsequenz fast wichtiger für das österreichische Eishockey als das Ergebnis heute gegen Deutschland…

TV-Tipp: Österreich - Deutschland am Mittwoch, 20 Uhr live bei LAOLA1.tv und A1-TV

Tabelle # S OTS N P
  1. Lettland
2 2 0 0 6
  1. Deutschland
2 2 0 0 6
  1. Norwegen
2 1 0 1 3
  1. Österreich
2 1 0 1 3
  1. Kasachstan
2 0 0 2 0
  1. Italien
2 0 0 2 0

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