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Peter Schneider: "War wohl weg vom Radar"

Der Capitals-Durchstarter vor seinem ÖEHV-Teamdebüt im Interview:

Peter Schneider: Foto: © GEPA

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Seit drei Monaten zurück in Österreich - und gleich eine der wichtigsten Offensiv-Waffen der Vienna Capitals.

Die Karriere von Peter Schneider hat einen ungewöhnlichen Lauf genommen: Über Nachwuchs-Teams in Tschechien nach Übersee, im besten Eishockey-Alter wieder zurück in die Heimat. Vielen heimischen Fans war der 26-Jährige vor der Verpflichtung durch den Meister kein Begriff. 13 Tore und 12 Assists in 31 EBEL-Partien sind aber eine Visitenkarte, die den Stürmer gleich ins ÖEHV-Nationalteam katapultieren.

Vor seinem Debüt beim WM-Testturnier in Dänemark (15.-17.2.) gegen Lettland, Frankreich und den Gastgeber spricht Peter Schneider bei LAOLA1 über seinen Werdegang, die Ziele mit den Capitals und das Nationalteam.

LAOLA1: Deine Verpflichtung bei den Vienna Capitals ist Anfang November sehr plötzlich gekommen. Warum hat es dich wieder nach Österreich gezogen?

Peter Schneider: Es war eine proaktive Entscheidung. Es gab schon im Sommer Gespräche, aber für mich war das Ziel eigentlich, dass ich es in Übersee und in die AHL schaffe. Als sich abgezeichnet hat, dass es drüben nicht mehr passt, war meine Entscheidung, mich den Wienern anzuschließen, eine leichte.

LAOLA1: Wenn du deine Zeit in Übersee Revue passieren lässt, warum hat es nicht gepasst?

Schneider: Ich habe alles versucht, das weiß ich. Es gibt viel zu viele Eishockey-Spieler, die ungefähr auf dem gleichen Level sind. Da kommt es oft auf Dinge an, die man selbst nicht beeinflussen kann. Im Endeffekt hat mir nach dem College mein Alter nicht geholfen, es gibt viele junge und gute Spieler, denen man eher eine Chance gibt. Die AHL ist eben eine Ausbildungsstätte für die NHL. Das hat man bei mir wohl nicht gesehen. Ich habe die Vorbereitung noch dort gespielt, vom Niveau her ist kein so großer Unterschied.

LAOLA1: Was hast du speziell aus Nordamerika mitgenommen?

Schneider: Es wird dort etwas härter gespielt, ich habe das Körperspiel besser gelernt. Man muss auf dem kleinen Eisfeld schnellere Entscheidungen treffen, das hilft in Europa. Abseits vom Eishockey ist es eine Lebenserfahrung, auch eine Zeit lang in den USA zu leben. Ich habe eine super Ausbildung bekommen, an der University of Notre Dame im Finanzbereich den Bachelor abgeschlossen, den Master mache ich aktuell über ein Fernstudium an einer deutschen Universität.


VIDEO - Die Highlights vom November-Test gegen Dänemark:

(Text wird unterhalb fortgesetzt)


LAOLA1: Begonnen hat deine Karriere in Tschechien und der Slowakei, wo du mit 16 Jahren im Nachwuchs von Ceske Budejovice, Znojmo und Slovan Bratislava gespielt hast. Warum hast du nicht den "österreichischen Weg" genommen?

Schneider: Zum einen war das österreichische Eishockey in der Jugend noch nicht so ausgereift, wie das jetzt der Fall ist. Auch in der EBEL war der Wettkampf noch nicht so hoch. Was der wichtigere Grund war, auch aus Sicht meiner Eltern: Dass ich neue Länder, Kulturen und eine Sprache lerne. Um ein bisschen etwas von der Welt zu sehen, aber trotzdem nahe an Österreich zu sein. Deswegen bin ich auch nicht nach Deutschland oder in die Schweiz gegangen.

LAOLA1: Würdest du sagen, dass dein Spiel dadurch eher der tschechischen Schule entspricht?

Schneider: Das würde meinem Vater sehr gut gefallen. Aber die letzten Jahre in den USA haben mich doch sehr geprägt und gelehrt, mit viel Speed und körperbetont zu spielen. Aber, man sieht die Spuren aus Tschechien in meinem Spiel sicher noch.

LAOLA1: Hat sich die Qualität im Nachwuchs in deinen Augen schon verbessert?

Schneider: Das ist schwer zu beantworten. Die EBEL hat international Jahr für Jahr ein besseres Ansehen, diese Qualität kann man schwer aufrechterhalten, wenn man nur Junge spielen lässt. Es ist ein Balance-Akt. Natürlich würden sich viele junge Spieler wünschen, dass sie früher in der Liga eingesetzt werden, aber der Markt ist, wie er eben ist, es strömen viele Spieler aus Nordamerika ein. Generell würde ich mir wünschen, dass mehr Teams jungen Österreichern vertrauen, weil es sich langfristig auszahlt.

LAOLA1: Die Vienna Capitals sind durchaus ein Fall, der in den Nachwuchs investiert, aber in der Kampfmannschaft viele Legionäre einsetzt.

Schneider: Das ist generell in der Liga so. Aber bei den Vienna Capitals bekommen die jungen Österreicher immer mehr Chancen. Es wäre immer mehr drin, das ist klar, aber verglichen mit früher geht es in die richtige Richtung.

LAOLA1: Auffällig bei dir ist, dass von deinen 13 EBEL-Toren sieben zum 1:0, eines zum 1:1 gelangen – siehst du frühe Tore als persönliche Qualität an?

Schneider: Ich versuche natürlich von Anfang an, da zu sein. Ich weiß nicht – in der Vergangenheit waren es nie nur die ersten Tore. Vielleicht überrasche ich manche Teams, weil sie anfangs ein bisschen schlafen (lacht). Wenn es weiter so läuft, wäre es mir nicht unrecht.

LAOLA1: Was erreichen die Vienna Capitals heuer?

Schneider: Nach dem International Break haben wir zwei richtungsweisende Spiele gegen Salzburg. Diese beiden Spiele zu gewinnen, ist der primäre Fokus. Der erste Platz in der Pick-Round ist als Ziel klar, dann wollen wir von Runde zu Runde sehen. Das Finale ist die Mindesterwartung, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich mit der Saison nicht zufrieden bin, wenn ich nicht Meister werde.

LAOLA1: Findest du es bezeichnend, dass du beim Nationalteam erst nach deinem Wechsel nach Österreich auf den Plan gekommen bist?

Schneider: Ich weiß nicht genau, wie das Scouting beim Nationalteam funktioniert. Ich war wohl schon ein bisschen weg vom Radar, außerdem hat es einige Trainerwechsel gegeben. Vielleicht haben die einzelnen Coaches den Überblick, welche Spieler es in Übersee gibt, nicht gehabt.

LAOLA1: Du kommst wieder neu zu einer Mannschaft, wie schnell bist du integriert?

Schneider: Das ist ein bisschen anders als beim Verein, wo es von Anfang an um jeden Sieg geht. Es geht darum, das System zu lernen, und dass der Coach neue Spieler begutachten kann. Natürlich geht es auch um die Siege, aber es ist eher eine Mannschaftsbesichtigung.

LAOLA1: Was ist dein erster Eindruck von Roger Bader und den Mitspielern im Nationalteam?

Schneider: Er ist ein sehr ruhiger Coach und taktisch sehr ausgereift. Es ist ihm wichtig, dass wir die Taktik genau umsetzen und als Team fungieren. Er ist bemüht, jeden Spieler gleich zu behandeln. Die Mannschaft ist eine junge Truppe, aber energisch, kann mit viel Tempo spielen.

LAOLA1: Was will man in Dänemark erreichen und was wird man von Peter Schneider sehen?

Schneider: Als Team wollen wir zumindest zwei Siege einfahren und um den Turniersieg mitspielen. Das ist das Ziel. Wir wissen aber, dass es um die Sichtung von Spielern geht und darum, das System zu lernen. Mein persönliches Ziel ist es, den Trainer von meinen Qualitäten zu überzeugen. Ich werde schnell und mit viel Körpereinsatz spielen. Hoffentlich kann ich ein paar Chancen kreieren und zeigen, dass ich offensiv viel bewirken kann. Mit einem positiven ersten Eindruck möchte ich mich schon für die Weltmeisterschaft empfehlen.

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