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Rossi bei der WM? So schätzt Bader die Chancen ein

Der Teamchef spricht im Interview außerdem über Michael Raffl, positive Überraschungen und wie sich die vier Neulinge präsentieren.

Rossi bei der WM? So schätzt Bader die Chancen ein Foto: © GEPA

Die ersten Eistrainings in der ersten Woche der Vorbereitung auf die Eishockey-Weltmeisterschaft in Tschechien sind absolviert.

Am Montag und Dienstag kam das Männer-Nationalteam in Wien zusammen, am Mittwoch wird nach Riga übersiedelt, wo in den darauffolgenden zwei Tagen zwei Testspiele gegen WM-Bronzemedaillengewinner Lettland anstehen (jeweils 18 Uhr).

Vor der Abreise hat sich ÖEHV-Teamchef Roger Bader etwas Zeit genommen und im LAOLA1-Interview zu den aktuellsten Themen Stellung genommen.

LAOLA1: In welchem Zustand war die Eisfläche?

Roger Bader: Heute war es deutlich besser als gestern. Sie haben sich sehr bemüht, das muss man wirklich anerkennen. Gestern hatten wir noch viel Wasser drauf, da war die Eisqualität erwartungsgemäß nicht so gut. Heute war es viel besser, da war es fast normal.

LAOLA1: Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie gehört haben, dass es wieder Probleme mit der Eisfläche gibt?

Bader: Wir hätten auch in die Halle 3 ausweichen können, das wäre für das Training auch in Ordnung gewesen. Daher war ich nicht beunruhigt. Ich hoffe nicht, dass im Mai etwas passiert.

LAOLA1: Wie präsentiert sich die Mannschaft in den ersten Tagen der WM-Vorbereitung?

Bader: Ich bin positiv überrascht, weil ich nicht so große Erwartungen hatte. Ich war selbst gespannt, was mich antrifft, weil die meisten Spieler haben doch drei bis fünf Wochen nicht nur keine Wettkämpfe mehr gehabt, sondern auch kein wettkampfmäßiges Training. Dann ist es schwierig, wieder so schnell reinzukommen. Wir haben drei Eistrainings, eines davon in Riga, bevor wir zwei Spiele gegen eine gute Mannschaft absolvieren. Die Erwartungen sind für die Spiele nicht allzu groß. Mir ist wichtig, dass die Spieler, die lange keine Wettkämpfe hatten, diese Spielpraxis bekommen. Natürlich sind die Resultate nie egal, aber sie stehen nicht im Vordergrund.

LAOLA1: Welchen Eindruck hinterlassen jene vier Spieler (Gregor Biber, Thomas Klassek, Patrick Söllinger und Ian Scherzer, Anm.), die zum allerersten Mal beim A-Nationalteam dabei sind?

Bader: Einen guten! Ich habe ihnen gesagt: "Ich werfe euch ins kalte Wasser, ihr sollt schwimmen und das tun, was euch auszeichnet. Scheut euch nicht." Ich bin gespannt, wie sie in den Spielen performen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich jungen Spielern eine Chance gebe. Man wird sehen, wie die vier Spieler performen.

LAOLA1: Gibt es einen Grund, warum Torhüter Stefan Müller nicht beim Camp mit dabei ist?

Bader: Ja, weil er abgesagt hat.

LAOLA1: Warum?

Bader: Er hat gesagt, dass er Hüftprobleme hat und deshalb nicht in der Lage ist, nach der Saison Spitzensport zu betreiben. Er war als dritter Torhüter einberufen.

LAOLA1: Damit ist er für die WM kein Thema?

Bader: Nein, dafür müsste er jetzt hier sein.

LAOLA1: Haben Sie in den letzten Wochen mit Michael Raffl bezüglich einer WM-Teilnahme gesprochen?

Bader: Nein, ich werde mit ihm reden, wenn seine Saison fertig ist. Ich kann schon verstehen, dass er in den Medien natürlich immer wieder ein Thema ist, weil er einen gewissen Namen hat, in der Schweiz auch gut spielt. Man darf aber nicht vergessen, dass sein letztes Spiel im Nationalteam 2019 war. Er hat fünf ganze Jahre, also mehr als einen olympischen Zyklus, nicht mehr im Nationalteam gespielt. Er hatte viele Verletzungen, er wird sehr genau überprüfen, ob sein Körper es zulässt, die Saison zu verlängern. Im Moment lasse ich ihn komplett in Ruhe. Ich warte ab, wie lange seine Saison ist und dann schauen wir mal.

LAOLA1: Mit welchen Gefühlen wachen Sie täglich auf, wenn Sie die Ergebnisse der Nordamerika-Legionäre Marco Rossi, Marco Kasper, David Reinbacher und Thimo Nickl sehen?

Bader: Natürlich schaue ich mir die Resultate an und denke mir etwas dazu. Aber ich habe mir über die Jahre angewöhnt, dass ich mich von Dingen, die ich nicht beeinflussen kann, nicht stressen lasse. Das ist auch hier so. Realistisch könnte es mit Marco Rossi klappen, wenn er gesund bleibt. Der Rückstand auf die Playoff-Plätze ist doch erheblich. Bei Kasper und Nickl ist es bereits sicher, dass sie Playoffs spielen, bei Reinbacher ist es noch offen. Da muss man schauen. Wenn sie die erste Runde überstehen, wird es wahrscheinlich nichts mehr mit der WM. Wenn sie in der ersten Runde scheitern oder im Fall von Reinbacher die Playoffs verpassen, werden sie ein Thema sein. Das ist ein angenehmes Problem, welches wir jahrelang nicht hatten. Andere Nationen haben das schon seit Jahren. Natürlich hoffe ich auf Verstärkung für unsere Mannschaft, aber ich kann es nicht beeinflussen. Ich muss es nehmen, wie es kommt.

LAOLA1: Würden Sie für einen der Spieler einen Platz im WM-Kader freihalten?

Bader: Das schließe ich nicht aus. Wir melden im ersten Spiel 20 Spieler, haben dann noch zwei offene Plätze und zwei Extraspieler in Prag dabei. Ob wir die dann melden oder auf die Spieler aus Nordamerika warten - es muss auf jeden Fall Sinn ergeben.

LAOLA1: Falls Marco Rossi mit Minnesota die Playoffs verpassen sollte, welcher Zeitpunkt wäre für seine Ankunft im Team realistisch?

Bader: Ich denke, das letzte Camp in Wien müsste sich ausgehen.

LAOLA1: In den letzten zwei Jahren hat es aus dem ersten Teamcamp stets mindestens ein Spieler zur WM geschafft, den man auf der Rechnung hatte. Sehen Sie solch einen Kandidaten heuer wieder?

Bader: Ich werde keinen Namen nennen, das wäre ihm gegenüber unfair, weil sofort Druck da wäre. Es wäre auch gegenüber allen anderen Spielern unfair, die ich nicht nenne. Vor einem Jahr hätte ich nach zwei Eistrainings noch nicht auf Henrik Neubauer gewettet. Wenn ich damals dieselbe Frage gestellt bekommen hätte, hätte ich nicht diesen Namen gesagt. Er hat uns Woche für Woche keinen Grund gegeben, ihn zu cutten. Am Schluss war er bei der WM. Nicht auszuschließen, dass ein Spieler dabei ist, von dem wir jetzt vielleicht noch nicht so denken, der aber Woche für Woche stärker wird und sagt: "Hallo Coach, ich gehöre dazu."


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