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Freimüllers U20-Fazit: Nicht alles wie erwartet

Was dem LAOLA1-Experten beim Klassenerhalt des ÖEHV-Nachwuchses auffiel:

Freimüllers U20-Fazit: Nicht alles wie erwartet Foto: © GEPA

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Platz fünf, damit ist der Klassenerhalt gelungen: Das U20-Nationalteam des ÖEHV erfüllte bei der WM Division 1A in Füssen die Erwartungen und nahm den mittlerweile schon gewohnten Abschlussrang ein.

Mit einem Punkt gegen Deutschland und Norwegen sowie einem Sieg über Frankreich bzw. Niederlagen gegen Lettland und Weißrussland zeigte der österreichische Nachwuchs seine Konkurrenzfähigkeit, obwohl mit Marco Rossi der größte Hoffnungsträger seine Teilnahme verletzungsbedingt absagen musste.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller war vor Ort und berichtet von einem Turnier, bei dem mehr, aber auch weniger möglich gewesen wäre.

Platz fünf - wie üblich

Wie so oft bei Junioren-WMs verliefen die Spiele nicht stringent zur Abschlusstabelle. Eingangs trotzte die Truppe von Marco Pewal dem späteren Turniersieger Deutschland den einzigen Punkt ab (2:3 n.P.).

Danach folgten gegen Lettland (1:4) und Belarus (0:5) aber zwei klare Niederlagen, obwohl beide Teams keine guten WMs ablieferten, Lettland am Schlusstag sogar vor dem Abstieg stand. Gegen diese beiden Länder sehen rot-weiß-rote Nachwuchsteams aber nur selten Land.

Im Schlüsselspiel gegen Frankreich zeigte sich das ÖEHV-Team wieder gefestigt, aufgrund zweier guter Drittel wurde ein Rückstand noch in einem 4:2-Sieg gedreht. Vor dem Abschlussspiel gegen Norwegen war von einer Bronzemedaille bis zum Abstieg (eher theoretisch) noch alles möglich, das 2:3 nach Verlängerung sollte dann in der Endtabelle keinen Unterschied mehr machen.

Platz fünf ist der Stammplatz des ÖEHV-Teams (viermal in fünf Jahren), allerdings gelang diesmal zum ersten Mal seit dem Turnier in Wien 2015 in drei Spielen ein Punktegewinn. Zum Klassenerhalt war am letzten Spieltag aber Schützenhilfe von Gastgeber Deutschland notwendig, das 6:1 gegen die Franzosen mehr als nur programmgemäß. Frankreich, das seine Topspieler Alexandre Tessier und Enzo Guebey nie ersetzen konnte, wird im nächsten Jahr von Aufsteiger Slowenien abgelöst – sicher wieder ein schlagbarer Gegner.

Gute Reaktion des Trainerteams

Wie sah es um die Fragezeichen vor dem Turnier aus? Goalie Paul Mocher lieferte bei seinem WM-Debüt sehr solide Leistungen ab, vor allem im Schlüsselspiel gegen Frankreich war er in wichtigen Phasen hellwach. Der große Shotblocker muss aber noch an seinen lateralen Bewegungen arbeiten.

Das unerfahrene Trainerteam mit Marco Pewal, Philipp Pinter, Philipp Lukas und Goalie-Coach Jürgen Penker war dem Druck des Turniers gewachsen. Das Team trat als Einheit auf und nahm keine undisziplinierten Strafen. Pewal drehte lediglich nach dem Lettland-Spiel seine Sturmlinien um, verfiel nie in Hektik und verzichtete auf aktionistische Maßnahmen.

Wichtig: Gegen Frankreich verkürzte er nach dem ersten Drittel sein Personalkostüm und gab den besseren Cracks mehr Eiszeit, vor allem in der Abwehr, was in anderen Ländern noch mehr gang und gäbe ist.   

Mit den Special Teams konnte Pewal nicht zufrieden sein, er merkte aber zurecht an: "Wir waren da vielleicht doch etwas besser, als die Statistiken aussagen." Im Penaltykilling nahm Österreich mit einer bescheidenen Quote von 62 Prozent den letzten Rang ein, genauso wie im Powerplay (14 Prozent). Das befürchtete Defizit an Torjägern war hier natürlich besonders aussschlaggebend.

Nicht alles so erwartet

Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Marco Rossi hingen die Hoffnungen an Benjamin Baumgartner. Der Zeller - vielleicht auch noch durch seine Gesichtsverletzung gehandicapt - schoss aber nur Fahrkarten und beendete das Turnier ohne einen einzigen Treffer, was ein Ausreißer zu seinen sonstigen Leistungen war. Dass bei einer Besetzung mit Julian Payr (bis auf das Lettland-Spiel der konstanteste Defender), David Maier, Niklas Würschl und Thimo Nickl einzig Lukas Schreier von den Verteidigern traf, war so auch nicht zu erwarten.

Immerhin zeigte Benjamin Lanzinger zweimal seine Abschlussqualitäten, im Slot ist er sicher der gefährlichste Angreifer. Julian Pusnik als Kapitän spielte eine sehr starke WM, verlor kaum Pucks und zeigte sich eisläuferisch verbessert. Weiters positiv: Fabian Hochegger (stets puckhungrig und dynamisch) und Rene Tröthan (setzt den Gegner aggressiv unter Druck).

Lukas Thaler (als einziger 2002er) stieß zwar ab und zu noch an seine körperlichen Grenzen, zeigte aber bereits, dass er Offensive kreieren kann. Neben Pusnik und Tröthan würde von den derzeitigen Legionären auch Jannik Fröwis (eisläuferisch stark und faceoff-stark) so manchem EBEL-Team gut tun.

In der Abwehr spielte im Schatten der größeren Namen das Salzburger Duo Schreier-Zündel sehr solide, vor allem Kilian Zündel könnte durch sein gutes Körperspiel bald Richtung Seniorenniveau durchstarten. Aber wie gesagt, das Teamniveau orientierte sich gegen die Mitte, große Ausreißer nach oben oder unten gab es eher wenige. Pewals Fazit? "Es war eine Freude, mit dem Team zu arbeiten, alle haben voll mitgezogen."

Man steckt ein wenig fest

Ich hätte mir vor Jahren gedacht, dass die Jahrgänge 2000/01 vielleicht doch mehr Teamerfolge feiern könnten als fünfte Plätze bei der U20-WM oder zweimalig verpasste Aufstiege im U18-Bereich. Sie werden unbestritten einige Nationalspieler (u.a. Baumgartner, Payr, Maier) hervorbringen, im Falle von Marco Rossi hoffentlich auch mehr.

Aber wenn ich sehe, wie etwa ein Moritz Seider die deutsche blaue Linie fast im Alleingang verwaltet oder ein Mathias Pettersen - fast aus dem Flieger steigend - Norwegen alleine auf eine höhere Stufe hebt, tut sich im internationalen Vergleich schon ein Mangel an rot-weiß-roten Spielträgern auf, so schön das demokratische Prinzip mit vier Blöcken auch sein mag.

Die 1999er (stellten die Hälfte des Teams) fallen nächste Saison weg, dann sind die 2000er (Payr, Maier, Lanzinger, Baumgartner) und 2001er (Rossi, Nickl, Hochegger, Zündel, Harnisch) endgültig die Protagonisten des Teams. Aus dem 2002er Jahrgang kommen mit Thaler, Leon Wallner und Oskar Maier noch einige starke Stürmer nach, doch weder dieser noch der darauffolgende Jahrgang geben großen Grund zum Optimismus.

Die ÖEHV-Teams (sowohl im Senioren- als auch Juniorenbereich) sind schon seit Jahren im Bereich 15-18 der Weltrangliste angesiedelt, das änderte sich auch in Füssen nicht. Die Leistung des U20-Teams war weder enttäuschend noch übermäßig aufmunternd, folgte nur dem Trend der letzten Jahre. Doch der Klassenerhalt ist immer erfreulich, vor allem wenn das Team ein junges ist.

Ein Aufstieg des U18-Teams sowie natürlich der abermalige A-Gruppen-Verbleib des A-Teams ließen noch alle Chancen für ein erfolgreiches ÖEHV-Jahr zu...

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