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KAC, Haie, Budapest und Fehervar: Freimüllers ICE-Eindrücke

Unser Experte war bei drei Spielen in Ungarn. Was sind die nächsten Eindrücke der beiden Teams im Osten? Und wie haben sich die Gäste angestellt?

KAC, Haie, Budapest und Fehervar: Freimüllers ICE-Eindrücke Foto: © GEPA

Ein Wochenende in Ungarn für unseren LAOLA1-Scout Bernd Freimüller liegt zurück.

Wobei natürlich der Neuling der win2day ICE Hockey League aus Budapest im Fokus stand.

Dazu gibt es noch Eindrücke der Teams aus Klagenfurt und Innsbruck:

FTC Budapest mit erstem Sieg

2:6 und 6:2 - ein wechselhaftes Wochenende für den Liganeuling aus Budapest. Gegen den KAC ging Ferencvaros nach einer 2:0-Führung im Schlussdrittel wie eine Primel ein, Goalie Bence Balizs, der offenbar alle Spiele durchspielen muss, schwächelte dann auch.

Gegen den HC Innsbruck sollte dann aber der erste Sieg her und der fiel mit 6:2 auch ausgiebig aus. Im Gegensatz zum KAC-Spiel zogen die Ungarn im letzten Drittel davon, der erste Sieg in der ICE wurde dann am Eis auch ausgiebig gefeiert.

Coach Timo Saarikoski spannt seine (ausländischen) Leistungsträger in den ersten beiden Formationen zusammen, nur Istvan Sofron (zwei Tore gegen Innsbruck) darf hier reinschnuppern. Gegen den HCI mixte er die Nordamerikaner und Finnen zum ersten Mal, die positiven Resultate waren eher dem schwachen HCI geschuldet.

Stark bei FTC: Das schwedische Defender-Duo mit Rasmus Bengtsson und Alexander Ytterell, beide mobil und mit brauchbaren Skills. Sie müssen jedenfalls irrsinnig viel Eiszeit nehmen. Von den neuen Legionärs-Stürmern wäre mir Winger Jussi Tammela als körperlich starker Winger ins Auge gestochen.

Insgesamt präsentiert sich Ferencvaros gut organisiert, wie sehr die Offensive reichen wird (vor allem wenn die ersten Verletzungen eintreten) bleibt abzuwarten. Nach den Topleuten - die so top natürlich auch wieder nicht sind - fällt die Qualität dann doch schnell ab.

Die Zuschauerzahlen? Wie erwartet: Gegen den KAC war die Halle schütter gefüllt, gegen Innsbruck am Sonntag schon etwas mehr. Die wenigen Fans des Heimteams hatten aber immer ein Drittel des Zuseherraums für sich. Es bleibt abzuwarten, ob die Zahlen bei anderem Wetter (auch in Budapest hatte es an die 30 Grad) und keiner Konkurrenz durch das eigene Fußballteam (wie am Freitag) auch einmal vierstellig werden.

Weniger am Team, als vielmehr an der Infrastruktur (z.B. Streaming) muss noch fleißig gearbeitet werden, die Liga stellt den Verantwortlichen für ihr Bemühen jedoch ein positives Attest aus.

Innsbrucker Haie schon in Personalnot

Das zweite Wochenende in der Saison und der HC Innsbruck rückt schon mit einem Rumpfteam aus: Am Samstag in Szekesfehervar mit zehn Stürmern, nicht einmal 24 Stunden später verzichtete Coach Ryan Kinasewich auf Jonas Dobnig und rotierte drei Reihen durch. Kein Wunder, dass den Haien im letzten Drittel die Körner ausgingen. Natürlich Pech, dass mit Matt Wilkins, Darien Craighead (der nachverpflichtete Sebastian Benker ersetzte einen davon) und Lukas Bär schon früh drei Ausfälle zu beklagen sind, aber der Kader erweist sich wieder einmal als viel zu dünn, aufgelistete Nachwuchsspieler fungieren nur auf dem Papier.

Dazu kommt noch die Qualität der neuverpflichteten Legionäre - Steve Owre steht natürlich über dem Rest, hätte für mich auch das Duell der ehemaligen Liga-MVPs gegen Brady Shaw gewonnen. Er und Troy Lajeunesse (schießt viel und gerne) sollten für die meiste Offensive sorgen. Beim U-Sports-Duo Emmett Sproule und Benjamin Corbeil wäre mir nur Sproule etwas mit aktivem Forecheck und einem schnellen Stock aufgefallen.

Alle Highlights des ICE-Wochenendes im VIDEO:

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Ein Team wie Innsbruck - die Defender Patrick Kudla (sehr unbeweglich) und Cole Moberg stellen auch keine Mehrwert da - bräuchte wie in der Vorsaison mit Evan Buitenhuis einen überragenden Goalie: Matt Vernon war in den beiden Spielen genau das Gegenteil davon. Schon gegen Fehervar habe ich mir gedacht, dass Schüsse aus großen Distanzen bei freier Sicht einfahren, am Sonntag wurde das mehrmals bestätigt. Vernon scheint ein kleiner Goalie, der auch klein spielt, zu sein.

Ein Gewinner bei den Haien: Marcel Witting, der derzeit mit Owre und Lajeunesse aufs Eis darf, für die beiden die Defensivarbeit miterledigen soll. Das schwappt ihn sogar in die Top-PP-Formation, was allerdings auch die personelle Lage auch widerspiegelt.

Immerhin: Mit Max Coatta - im Sommer vom VSV weiterverpflichtet, dann geschasst - kommt jetzt doch noch ein zusätzlicher Mann, der das Team zwar nicht entscheidend besser, aber breiter machen wird.

Bei den zu erwartenden Keller-Derbys stehen FTC und der HCI jetzt mit drei Punkten da, die Pioneers (mit zwölf Gegentreffern am Wochenende) schrieben noch nicht an. Ein Endstand, der mich auch nach 48 Runden nicht überraschen würde.

Abseits - Coach's Challenge oder nicht

In ganz Europa so festgehalten: Bei einem Verdacht auf Abseits nach einem Treffer muss sich der gegnerische Coach per Challenge melden, von alleine geht gar nichts. Nicht so in der ICE, wie bei den Spielen in Budapest zu sehen:

Am Freitag gestikulierte Goalie Balizs nach dem fünften KAC-Treffer wild herum, reklamierte Abseits. Linesman Oto Durmis knickte (trotz fast zwei Meter Körpergröße) ein und konsultierte mit Billigung der beiden Headrefs das Video - angesagt als "Play under referee review". Der Treffer wurde aber bestätigt, das Casebook wieder einmal mit Füßen getreten.

Zwei Tage später ein umgekehrtes Bild: Lajeunesse trifft zum 2:2 für Innsbruck, diesmal wird die Abseits-Review aber vom FTC-Coach angeregt, er riskierte dabei natürlich eine Zwei-Minuten-Strafe. Der Treffer wurde allerdings tatsächlich per Videobeweis einkassiert.

Damit auch die kuriose Situation: Die Review, die von den Refs (eigentlich illegal) vorgenommen wurde, bestätigte deren Entscheidung, die Coach's Challenge, wo die Linesmen keinerlei Abseitsverdacht hegten, widerlegte diese.

KAC und Fehervar

Fehervar tat sich auch gegen den HC Innsbruck sehr schwer, beim 5:4 verspielten sie einen frühen 3:0-Vorsprung. Das Team scheint mir weiter etwas träge zu agieren - ob das für einen Top-6-Platz reicht?

Beim KAC auffällig: Im Gegensatz zur Vorsaison, als Maxi Preiml Tobias Sablattnig vorgezogen wurde, ist die Hierarchie heuer umgedreht. Preiml - in der Preseason allerdings auch verletzt - erhielt in Budapest nicht einmal einen einzigen Shift.

Luka Gomboc stand mit zwei Treffern im Blickpunkt - was viele vergessen haben: Der Slowene zeigte schon vor zwei Saisonen mit 19 Jahren durchaus auf, seitdem kamen aber wegen Schulterverletzungen nur mehr 27 Spiele dazu.

Transfer-Deadline

Ein interessantes Detail, das allerdings erst in einigen Monaten zum Tragen kommt: Erstmals in der Geschichte entschieden sich die ICE-Vereinsvertreter dafür, von der IIHF Trade Deadline abzurücken. Diese wird aufgrund von Olympia auf den 2. März hinausgezögert - das wäre nur ein Tag nach dem letzten Grunddurchgangsspiel und würde den Teams noch ein Aufrüsten für die Playoffs ermöglichen.

Stattdessen beließ es die ICE beim 16. Februar, wo noch fünf Spieltage anstehen. Die Ausnahme: Spieler, die sich beim Nationalteam (Olympia) verletzten, dürfen bis zum 2. März ersetzt werden.

So besteht Hoffnung darauf, dass der Abverkauf einheimischer Spieler zu anderen Teams noch nicht ansteht. Groß-Abverkäufe ins Ausland, die zu Rumpftruppen führten, sollen mittels finanzieller Sanktionen zwar nicht verhindert, aber zumindest eingedämmt werden. Mit 31. Dezember muss ein Grundkader von 15 "unverkäuflichen" Spielern gemeldet werden.

Die Realität wird zeigen, wie sehr diese Pläne umzusetzen sind...

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