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Die Schlüsselfaktoren im ICE-Halbfinale

LAOLA1-Experte Freimüller analysiert die Duelle Salzburg-Caps und VSV-Fehervar:

Die Schlüsselfaktoren im ICE-Halbfinale Foto: © GEPA

Die einen sitzen seit längerer Zeit im Lehnstuhl und warten, die anderen kommen abgehetzt daher: Selten noch begannen die Halbfinali der win2day ICE Hockey League unter derart unterschiedlichen Voraussetzungen wie in dieser Saison.

Salzburg und Fehervar absolvierten ihre Viertelfinal-Serien in vier Spielen, der VSV und die Vienna Capitals brauchten sieben Partien. Was könnten in den beiden Serien - welche die vier besten Teams der Regular Season wiedervereint - die Schlüsselmomente sein? 

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller mit einer großen Halbfinal-Vorschau:

VSV (2. des Grunddurchgangs) - Fehervar AV19 (3.)

Kann der VSV Defensive?

33:28 Tore in sieben Spielen, also mehr als vier geschossen und vier erhalten pro Partie. Eine ungewöhnliche Bilanz, die auf eine Defensive hindeutet, die normalerweise keine Playoff-Erfolge verspricht.

Immerhin: in den letzten beiden Spielen agierten die Villacher Adler nicht mehr ganz so vogelwild wie zuvor, auch wenn der einzige Gegentreffer am Dienstag wieder fast per Einladung auf Büttenpapier erfolgte.

Dafür, dass der VSV unter Rob Daum gerne Schüsse von außen zulässt, sollte er gleichzeitig aber vor dem Tor besser zumachen können, allerdings wurden auch aus dem Slot zu viele Abschlüsse zugelassen.

Fehervar ist offensiv sicher nicht schlechter als die Slowenen, etwas mehr Hingabe zur Defensive (vor allem auch von den offensiven Freigeistern wie Scott Kosmachuk unter den Stürmern) muss da einfach kommen.

Wer gewinnt das Goalie-Duell?

Wer gewinnt das Goalie-Duell?

Rasmus Tirronen gegen Tomi Karhunen – zwei Landsleute, aber vom Stil her gibt es kaum unterschiedlichere Torhüter.

Tirronen verfügt über Größenvorteile, ist kein reiner Shotblocker, aber doch eher ein passiverer Torhüter, allerdings auch mit der Fähigkeit zu Desperation Saves. Sein Problem ist die Recovery nach dem ersten Save, seine athletischen und eisläuferischen Fähigkeiten sind überschaubar.

Karhunen dagegen ist einer der Goalies, die noch gegen den Zeitstil der größeren Torhüter anspielen. Flinke Beine, guter Glove, mitunter aber etwas zu hyper und anfällig aus größeren Distanzen.  

Beide Goalies (Karhunens Engagement ist dem Vernehmen nach mit Saisonende definitiv vorbei) agierten nicht fehlerlos, sind aber doch ein Upgrade gegenüber ihren Vorgängern, die Goalieposition war bei beiden Teams über Jahre nie gut besetzt.

Beide standen auch nicht uneingeschränkt zur Verfügung, Tirronen fiel längere Zeit mit einer Knieverletzung aus, Karhunen fing sich gegen Ljubljana einen Virus ein. Ihre Vertreter (Daniel Kornakker bzw. Ali Schmidt) sind für durchgehend starke Leistungen (noch) nicht zu haben.

Schießen beide Teams weiter aus allen Rohren?

180 (VSV) bzw. 165 Tore (Fehervar) in der Regular Season, beide mit mindestens vier Treffern im Schnitt im Viertelfinale – ein Mangel an Offensive wird bei beiden Teams auch weiter kein Problem sein.

Mit Alex Petan, Janos Hari (allerdings nicht in seiner besten Saison), dem mächtigen Nahkämpfer Csanad Erdely sowie Andrew Sarauer verfügen die Ungarn über vier altbekannte ICE-Offensivgaranten.

Zuletzt steigerte sich auch Istvan Bartalis wieder und ECHL-Torjäger Brady Shaw, der zu Beginn der Saison noch Umstellungsprobleme bekundete, schoss zuletzt aus allen Rohren. Von seiner Verletzung zur Saisonmitte auch wieder hergestellt: Power-Forward Istvan Terbocs.

Fehervar verfügt über mindestens drei starke Offensivlinien, dazu kommen noch Defender wie Josh Atkinson (schade, dass er nicht im Direktduell der leichtfüßigen Verteidiger auf Alex Wall trifft), Tim Campbell sowie Henrik Nilsson und Gleason Fournier. Höchstens die Roten Bullen aus Salzburg können eine derartige spielstarke Defensive aufbieten.

Beim VSV tut der Ausfall von Chris Collins zwar weh, aber mit Scott Kosmachuk, John Hughes, Renars Krastenbergs, Anton Karlsson und Rick Schofield gibt es weiter genügend Torgaranten.

Dass vor allem Leute wie Hughes oder Kosmachuk gerne defensive Abkürzer nehmen, ist bekannt, allerdings zieht auch Fehervar im Zweifelsfall Offensive vor Defensive vor. Eine weitere High-Scoring-Serie wäre nur logisch.

EC Red Bull Salzburg (1.) - Vienna Capitals (4.)

Wie gesund sind die Vienna Capitals?

Es war ein Kraftakt mit einem verdienten Happy-End, den die Capitals am Dienstag gegen den KAC hinlegten. Nur: Sowas geht über ein Spiel, aber sicher nicht über eine Serie gegen einen ohnehin schon immens starken Gegner wie die Roten Bullen.

Wie lange die Serie gegen Salzburg dauern wird, hängt sehr davon ab, wer von den Corona-kranken Wienern zurückkommt. Mit Joel Lowry und Matt Neal fehlen ohnehin schon zwei der Top-6-Forwards mit Verletzungen.

Die Mozartstädter waren bis auf Defender Alexander Pallestrang zuletzt komplett, sind von vorne bis hinten tief besetzt. Dass sie drei Spiele weniger als die Caps bestritten, sollte sich vor allem im Laufe der Serie auswirken.

Die Spitzenkräfte

Peter Schneider, Ty Loney, Thomas Raffl, Leihgabe Brian Lebler, der mit einer Breakout-Saison aufwartende Benjamin Nissner sowie Offensivdefender T. J. Brennan – das sind nur einige Spitzenkräfte im Salzburger Kader, der auch über immense Tiefe verfügt.

Ein James Sheppard (schnallte sich oft die ganze KAC-Defensiv auf den Buckel) mit seinen Adjutanten wie Alex Wall, Matt Bradley, Nicolas Mayer oder Niki Hartl ist auch nicht zu verachten, allerdings doch eine Stufe darunter.

Auch im Goalie-Duell zwischen den Altmeistern J.P. Lamoureux und Bernhard Starkbaum – beide weit stärker als in der Vorsaison – könnten die Roten Bullen leichte Vorteile haben.

Weniger ist mehr

Was auch für den Grunddurchgangssieger spricht: Sie präsentieren sich heuer nicht nur als Ansammlung von unstrittig starken Einzelspielern, sondern auch als Team. Nicht nur, dass sie spritziger und ausdauernder als in der Vorsaison scheinen, sind sie sich heuer auch für Minimalismus nicht zu schaden, wenn dieser gefragt ist.

Bestes Beispiel dafür: Das 1:0 im vierten Spiel in Znojmo, wo die Truppe von Matt McIlvane nach einer frühen Führung auf „Safety First“ setzte, so gut wie keine Risiken mehr nahm. Genügend Offensive für die Schlüsselmomente haben sie immer, opfern dafür aber nicht mehr Defensive auf. Ein Rezept, aus dem normalerweise Meister geschnitzt sind.


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