Erst der HC Innsbruck, dann der HC Bozen. Für die Vienna Capitals sind die EBEL-Playoffs 2018 bislang ein Deja-vu zur vorhergehenden Meistersaison.
Während man sich die Innsbrucker mit dem ersten Viertelfinal-Pick noch freiwillig aussuchte, ist die Wiederholung des letztjährigen Semifinales gegen die Südtiroler eine faustdicke Überraschung.
Der HC Bozen grundelte 2017/18 lange Zeit fernab der Playoff-Plätze herum, war zwischenzeitlich sogar Letzter. Doch dann geschah die Wende.
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Der jährliche Neubeginn
13 Sommer-Neuzugänge verpflichtete Bozen vor der Saison 2017/18, fast schon eine Tradition bei den Foxes, die häufig auf Kurzzeitverträge setzen und deren Kader dadurch regelmäßig zur Offseason-Baustelle wird.
Der dadurch häufige Kaltstart in die Spielzeit fiel diesmal sehr eklatant aus. 23 Punkte nach ebensovielen Runden, der letzte Tabellenplatz und der schlechteste Auftakt seit der EBEL-Zugehörigkeit. Das kostete Head Coach Pat Curcio seinen Job.
Kai Suikkanen übernahm und schaffte den Turnaround: Die Ergebnisse stabilisierten sich, Bozen tastete sich nach fast hoffnungslosem Rückstand wieder ans Mittelfeld heran.
Mit sieben Siegen aus den zehn Spielen der Qualifikationsrunde qualifizierte man sich gerade noch für die Playoffs – der Ausgang der Serie gegen den KAC ist bekannt.
Ein Angstgegner für den KAC
Nicht umsonst verzichteten die drei Top-Teams der EBEL darauf, den HC Bozen zu picken. Die Rotjacken kamen als Vierter unfreiwillig zum Handkuss.
"Der KAC hatte nur das Pech, dass sie gegen uns spielen mussten, wir haben seit Weihnachten wirklich gutes Eishockey gespielt", attestierte auch Suikkanen nach dem finalen Erfolg zum 4:2-Seriengewinn voller Selbstvertrauen bei "Sky".

Tatsächlich profitierte Bozen sehr vom Matchup mit den Klagenfurtern. Die Foxes setzen auf eine stabile Defensive, kassierten schon im Grunddurchgang trotz des Katastrophenstarts die viertwenigsten Gegentreffer.
In der Qualifikationsrunde machte man sich mit nur 16 Gegentoren zum Bollwerk aller sechs Teams – und bestätigte das im Viertelfinale.
Gegen den KAC waren es nur zehn Gegentreffer in den sechs Begegnungen. Die Rotjacken kämpften die ganze Saison mit ihrer Offensive – und mussten dann ausgerechnet gegen die Südtiroler ran.
Zwei Schwachpunkte als Schlüssel
Freilich, die Vienna Capitals sind offensiv ein ganz anderes Kaliber, als es der KAC war. Dennoch könnte die Spielweise der Bozner auch den amtierenden Meister vor Probleme stellen.
Nur eins der vier bisherigen Aufeinandertreffen ging nicht 3:2 aus, beim bis dato letzten Duell – Mitte Jänner in Wien – nahmen die Foxes sogar drei Punkte mit.
"Ich rechne mit einer sehr engen Serie mit wenigen Toren. Die Special Teams werden Schlüsselrollen spielen. Meiner Meinung nach werden im Fünf-gegen-Fünf nicht viele Treffer erzielt werden", lautet die Einschätzung von Caps-Coach Serge Aubin vor dem Halbfinal-Start.
Eine Ansage, die auch als heimliche Kritik am eigenen Team gewertet werden kann. Satte 129 Strafminuten fassten die Capitals insgesamt gegen den HC Innsbruck aus.
Umgekehrt gelang dem HC Bozen allerdings nur ein einziges Überzahltor gegen den KAC. So werden beide Seiten an klaren Schwächen arbeiten müssen.
Ein mittelfristiges Zuhause nach dem Wien-Gastspiel
Auszuschließen ist eine erneute Überraschung jedenfalls nicht. Die Vienna Capitals präsentierten sich in Phasen des Viertelfinales nicht so treffsicher wie üblich.
Und auf der Gegenseite wartet mit Pekka Tuokkola (94,5 Prozent Save Percentage) der bislang sicherste Playoff-Goalie.
Sollte ausgerechnet der Ex-Wiener – nach einer Verletzung von Jean-Philippe Lamoureux in der Anfangsphase der Saison sprang er kurzfristig ein – seine ehemaligen Kollegen zur Verzweiflung treiben, wäre die Serie endgültig offen.
"Wichtig wird sein, dass wir für viel Verkehr vor seinem Kasten sorgen, um ihm die Sicht zu nehmen", bleibt Aubin diesbezüglich ohne Sentimentalitäten.
Die große Ungewissheit danach
Für wen die Saison nach dem Halbfinale auch enden mag: Es werden erneute Umbrüche anstehen.
Beim HC Bozen laufen erneut alle Verträge aus, auch bei den Vienna Capitals sind bislang nur Jean-Philippe Lamoureux und Peter Schneider mit weiterhin gültigen Arbeitspapieren ausgestattet.
Dazu wird auch Serge Aubin abtreten und zu den ZSC Lions nach Zürich wechseln. Einer der Kandidaten auf die Nachfolge? Bozen-Coach Kai Suikkanen.
So haben die Kontrahenten des vermeintlich ungleichen Halbfinal-Duells auch eine große Gemeinsamkeit.