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Vier EBEL-Spiele (in Bozen, Innsbruck, Linz und Graz) in fünf Tagen, alle Teams außer Fehervar bereits beobachtet – ein Blick auf Auffälligkeiten der ersten Runden:

Black Wings Linz:

Ein derart überlegenes Spiel wie gegen den VSV (5:6) verliert man wohl nur einmal in hundert Versuchen. Allerdings kommen die Black Wings weiterhin nur dorthin, wohin ihre Top-6-Stürmer sie tragen. Das Team definiert sich weiter über die Offensive, die allerdings auch unter Troy Ward wie bei seinem Vorgänger Rob Daum sehr unausgeglichen verteilt ist. Die Toplinie Lebler-Schofield-DaSilva steht mit sieben Treffern da, Broda-Locke-Hofer mit drei, viele davon allerdings in der Überzahl. Das einzige Tor der Bottom-6 erzielte Neuzugang Jake Dowell und das auch war ein Powerplay-Treffer. Vor allem bei Verletzungen müssen auch die restlichen Stürmer treffen – ob die Defensive und Goalie Michael Ouzas wirklich dichthalten können, bezweifle ich.

Graz 99ers:

Coach Doug Mason brach schon nach vier Spielen sein Experiment mit drei Powerplayblöcken ab. Interessant aber, wer dann den Cut schaffte und wer nicht: Robin Weihager und Flo Iberer durften gegen Innsbruck im Überzahlspiel nicht mehr ran, dafür war ein eigentlicher Defensivspezialist wie Jonathan Carlsson am Eis. Interessant auch: Mit Oliver Setzinger, Brock Higgs, Justin Buzzeo, Kurtis McLean und Evan Brophey standen gleich fünf Stürmer gleichzeitig am Eis. Alles ungewöhnlich, der Erfolg gab Mason jedoch recht: Gegen Innsbruck nutzten die Grazer gleich drei der vielen strunzdummen Strafen der Gäste zu Überzahltreffern.



Von den neuen Legionären fanden Buzzeo (flink, gute Hände) und Higgs (Drive & harter Schuss) bereits eine gute Chemie. Die große Frage: Ist Goalie Hannu Toivonen wirklich jemand, der enge Spieler für die 99ers entscheiden kann?

Villacher SV:

Noch unklar, wohin die Reise für den VSV geht. Neun Punkte in fünf Spielen sind eine gute Ausbeute, den Katzenjammer nach einem (knapp) verlorenen Derby sollte man nicht zu ernst nehmen. Einige Cracks (Kyle Beach, Rob Flick) sollten noch Luft nach oben haben, auch wenn beide immer für Strafen gut sein dürften. Jordan Hickmott, in der Vorbereitung verletzt, stellte sich gleich mit drei Punkten in zwei Spielen ein, vor allem seine Schüsse vom linken Circle sorgen im Powerplay für eine wertvolle Option. Hickmott bewies schon in der slowakischen Liga bei Banska Bystrica einen guten Touch ums Tor herum. Das Team scheint breiter aufgestellt als in der letzten Saison, allerdings nimmt Ryan Glenn mit 37 Jahren übermäßig viel Eiszeit. Erwarte noch einen weiteren Importdefender, derzeit würde bei einer Verletzung wieder Miha Verlic nach hinten rücken.

Beim VSV wie bei anderen Teams nicht zu vergessen: Gerade in der entscheidenden Saisonphase im Februar fehlen mit Verlic und eventuell Tryout Miha Stebic slowenische Teamspieler wegen der Olympischen Spiele. Im selben Boot: Graz (Ken Ograjensek), KAC (Mitja Robar), Fehervar (Luka Vidmar, Ales Music), Dornbirn (Ziga Pance), Salzburg (Luka Gracnar) sowie Medvescak Zagreb (Gasper Kroselj).

Medvescak Zagreb:

Die Kroaten entledigten sich in altbewährter Weise ihrer Punktesorgen – durch Pässe für Mark Cepon, Nik Simsic und Adam Deutsch sank die Punkteanzahl noch vor Saisonbeginn von 67.5 auf 55.5. Das schafft noch ein Polster für den wohl dringend notwendigen Erwerb eines weiteren Goalies, Kroselj ist wie zu erwarten ein Mann mit vielen Löchern. In Innsbruck ließen die Kroaten aber auch eine Unzahl von Odd-Man-Breaks zu, überraschend, dass gerade das finnische Defenderduo Marko Pöyhönen/Harri Tikkanen auf Teufel komm raus pinchte. Landsmann Tero Koskiranta dagegen könnte einer der EBEL-Top-Center werden. Ebenfalls sehr stark: Center Tyler Morley, ein Speedmeister, der Defender oft auf ihre Fersen zwingt.

Allerdings fehlt es dem Team doch an Abschlussspielern – die Bottom-6 ist sehr limitiert, neben Koskiranta und Morley scheint einzig noch der Norweger Sondre Olden ein Garant für Tore zu sein. Noch im Talon: Der bis jetzt leistenverletzte Slowake Jozef Balej, allerdings auch schon 35.

Vienna Capitals:

Weiter das Maß aller Dinge in der EBEL, eigentlich unvorstellbar, dass irgendein anderes Team mit den Wienern nach 44 Runden auch nur nahekommen kann. Hauptgrund für die Dominanz: Die unglaubliche Laufarbeit des Teams von Serge Aubin. Vor allem im Spiel ohne Puck haben die Caps kein Ebenbild in der Liga, sie setzen den Gegner stets unter Druck und nehmen dem Gegner so schon früh Pass- und Skateout-Optionen weg. Alles weit über normalem EBEL-Niveau – die CHL-Spiele gegen Zug sollten Aufschluss darüber geben, wie sehr dieses laufintensive Spiel auch im internationalen Vergleich effektiv ist.

Allgemeines

Das wären Quoten gewesen: Bei Graz – Innsbruck trafen mit Rupert Strohmaier bzw. Dennis Teschauer zwei Spieler, die nicht gerade Offensive versprechen, für Teschauer war es der erste EBEL-Treffer überhaupt. Sein Treffer wurde erst nach Videobeweis bestätigt, seine Mitspieler waren jedoch schon zuvor von der Gültigkeit überzeugt und sicherten ihm den Puck als Memento.

Ein österreichischer Teamchef wie Roger Bader muss in der jährlich an Legionären zunehmenden EBEL an Hoffnungsschimmern nehmen, was er kann: Immerhin kamen in letzte Zeit mit Clemens Unterweger (Graz), Philipp Lindner (Innsbruck) und Patrick Peter (Caps) drei einheimische Defender zu Powerplay-Shifts. Peters Leistungsanstieg nach einigen eher schwierigen Saisonen geht allerdings auf Kosten von Dominic Hackl, der sich vor kurzem erst im Farmteam wiederfand.

Apropos Farmteams: Schwere Zeiten für die zweiten Mannschaften von KAC, Red Bull Salzburg (beide AlpsHL) sowie den Caps (Erste Liga) – Gesamtbilanz: Kein Punkt aus elf Spielen, Tordifferenz 16:54.

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