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Hier wütet der EBEL-Verletzungsteufel

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller schätzt die Probleme aller Teams ein:

Hier wütet der EBEL-Verletzungsteufel Foto: © GEPA

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Noch vor der weihnachtsintensiven EBEL-Zeit mit acht Spieltagen innerhalb von 19 Tagen klagen einige Teams über Verletzungen oder zogen noch Verstärkungen an Land.

Aber welche Teams sind wirklich vom Schicksal geplagt? Und wo waren die Kader von Haus aus zu dünn? LAOLA1-Experte Bernd Freimüller wagt einen Liga-Rundblick und eine Einschätzung für alle elf Teams.

Die Kaderdichte (1 - schon zu Saisonbeginn viel zu dünn bis 10 - wegen Überfüllung geschlossen) und die Machenschaften des Verletzungsteufels (1 - alle Mann an Bord bis 10 - Gibt's noch Überlebende?) werden jeweils auf einer zehnteiligen Skala eingeschätzt:

Red Bull Salzburg

Kaderdichte: 8

Verletzungsteufel: 4

Bei allen Spielen dabei: 14 Spieler

Zum ersten Mal seit Menschengedenken verfügten die Roten Bullen zu Saisonbeginn nicht über den dichtesten Kader - vor allem auf der Center-Position. Durch die Ausfälle von Alexander Rauchenwald und später Raphael Herburger fiel das dann umso mehr ins Gewicht, die eklatante Faceoff-Schwäche konnte auch Neuverpflichtung Connor Brickley nie beheben. Der Zugang von Janos Hari war nur logisch. Nicht viele Verletzungen, aber entscheidende, dazu noch zu viele Nicht-Scorer in den hinteren Linien. Die Tabellenführung ist vor allem J.P. Lamoueux und dem Duo Raphael Herburger/Thomas Raffl geschuldet.

KAC

Kaderdichte: 9

Verletzungsteufel: 3

Bei allen Spielen dabei: 7 Spieler

Zwei vollwertige Goalies, acht Defender und 16 Stürmer - tiefer kann man kaum besetzt sein, noch dazu, wo auch im Farmteam noch mögliche Tiefenspieler stünden. Verletzungen gab es bis auf Lukas Haudum, Steven Strong und die Viertlinien-Cracks Niki Kraus und Marcel Witting kaum. Es geht vor allem darum, überzählige Spieler bei Laune zu halten bzw. sie zu verleihen (Ramon Schnetzer). Einzig eine Verletzung bzw. andauernde Formkrise der beiden letztjährigen Top-Defender David Fischer und Adam Comrie könnte im Playoff Probleme ergeben.

 

Black Wings Linz

Kaderdichte: 8

Verletzungsteufel: 6

Bei allen Spielen dabei: 10 Spieler

Kostenreduzierung nach einer verkorksten Saison, aber gleichzeitige Erweiterung des Kaders - dieser schwere Weg gelang im letzten Sommer vorzüglich. Das Legionärs-Kontingent wurde gar nicht ausgeschöpft, trotzdem standen Coach Tom Rowe von Beginn an acht vollwertige Defender und vierzehn ligataugliche Stürmer zur Verfügung. Das gab es in Linz in den letzten Jahren nicht und erwies sich auch als notwendig - Juraj Valach, Matt Finn, Dan DaSilva, Mark McNeill und Julian Pusnik mussten und müssen länger pausieren, Marek Kalus erwischte es zuletzt mit einem Kreuzbandriss am schwersten.

Neuverpflichtung Hunter Fejes gilt als pfeilschneller Stürmer mit guter Arbeitsmoral aus der Kategorie "sehr gut in der ECHL, Durchschnitt in der AHL" - sein Output in der EBEL ist daher noch ein Fragezeichen. Davon unabhängig sind die Black Wings für die spielintensive Zeit gerüstet, einzig eine längere Verletzung von Goalie David Kickert würde ein Problem darstellen.

Vienna Capitals

Kaderdichte: 7

Verletzungsteufel: 6

Bei allen Spielen dabei: 15 Spieler

Auf der Goalie-Position und in der Defensive dicht genug, im Angriff fehlte von Haus aus die qualitative Tiefe. So konnten auch die Ausfälle von Patrick Peter (Saison nach Kreuzbandriss beendet) und Dominic Hackl weit besser aufgefangen werden als die an vorderster Front von Rafael Rotter und Niki Hartl. Sah es lange danach aus, als ob (wie im Meisterjahr) nur Österreicher ausfielen, erwischte es zuletzt auch noch Taylor Vause. Bleibt abzuwarten, wie sich David Aslin - zu Beginn der Saison in Graz engagiert - in der Kabine integrieren kann.

Coach Dave Cameron holte aus dem Kader über die Saison stets das Maximum heraus, eine vierte Linie war zuletzt aber nur in Spurenelementen vorhanden, das könnte in den nächsten Runden den Ausschlag geben. An vorderster Front sollte nichts mehr passieren, Raffi Rotter wird nach fast einjähriger Verletzungspause auch nicht gleich in Hochform sein.

 

 

HC Znojmo

Kaderdichte: 6

Verletzungsteufel: 2

Bei allen Spielen dabei: 15 Spieler

Sieben Defender und 14 Stürmer - ein guter Wert für die EBEL. Kaum längere Ausfälle, einzig der langfristig verletzte Radim Matus musste mit Rob Flick ersetzt werden und dieser schlug voll ein, war ein Hauptgrund für die Aufholjagd der Adler in den letzten Wochen. Goalie Teemu Lassila (heuer besser als letzte Saison) darf sich aber keine Pausen gönnen, sein Ersatz Dominik Groh ist ein Wackelkandidat. Zuletzt war alles gesund, Znojmo scheint für die Weihnachtszeit gerüstet.

 

HC Bozen

Kaderdichte: 7

Verletzungsteufel: 7

Bei allen Spielen dabei: 9 Spieler

Für Bozen sind sieben Defender und 13 Stürmer fast ein Höchststand in ihrer Liga-Geschichte, dazu kommt mit Justin Fazio (bekam seinen Pass erst nach Ligastart) auch ein brauchbarer Backup. Aber der Verletzungsteufel nistete sich bald ein: Angelo Miceli verletzte sich in der Vorbereitung, als er wieder fit war, meldete sich Daniel Catenacci mit der identen Knieverletzung ab.

Noch mehr ins Gewicht fielen aber die Ausfälle zweier Schlüsselspieler: Brett Flemming rettete mit Shotblocks einen Auswärtssieg in Znojmo, der Fingerbruch eines der besten EBEL-Defender macht diesen Dreipunkter aber zu einem Pyrrhussieg. Sebastien Sylvestre fiel einem fürchterlichen Check von Oliver Magnan zum Opfer. Seine Fähigkeit, Offensive aus dem Hut zu zaubern, fehlt einer manchmal etwas biederen Truppe immens.

Flemming (Ersatz Luka Vidmar ist ein Mitläufer) könnte noch vor Weihnachten zurückkehren, Sylvestre im neuen Jahr - beide könnten den Ausschlag im Rennen um die Top-6 machen, aus denen die Südtiroler zuletzt purzelten. Die Rochade von Kevin Spinozzi (keineswegs schlecht) zu Ex-NHL-Defender Patrick Wiercioch war keiner Verletzung geschuldet, Wiercioch musste allerdings ohne Spielpraxis antreten und verabschiedet sich nach Weihnachten zum Spengler-Cup mit Team Canada.

 

VSV

Kaderdichte: 6

Verletzungsteufel: 4

Bei allen Spielen dabei: 9 Spieler

Im Vergleich zur Vorsaison sind die Villacher fast sündhaft tief besetzt - Coach Jyrkki Aho verfügte über sieben Defender und vierzehn Stürmer, Christof Kromp bekam daher bald die Freigabe für Innsbruck. Langfristige Ausfälle gab es kaum, Patrick Björkstrand kam nach seiner Schulterverletzung bald wieder zurück, einzig Nico Brunner fehlt seit längerer Zeit. Quantitativ sind die Adler relativ gut aufgestellt, der Rückfall zuletzt liegt eher am schwächeren Auftreten und geringem Output einiger Legionäre (Chris Collins, Brodie Reid).

Auch interessant für die nächsten Wochen: Bekommt Minsk-Aufstiegsheld Ali Schmidt etwas Anerkennung im Verein und einige Einsätze hinter Vielspieler Brandon Maxwell?

 

Fehervar AV19

Kaderdichte: 5

Verletzungsteufel: 2

Bei allen Spielen dabei: 13 Spieler

Sieben Defender und 12 Stürmer - der Kader war von Beginn an auf Kante geschnitten. Immerhin kam mit Ahos Mihaly aus dem Farmteam noch ein Nullpunkter dazu, der sogar mehrmals traf. Bei Verletzungen - nicht viele - ist aber an ein Vierlinien-Spiel nicht mehr zu denken, Defender wie Daniel Szabo oder Dylan Busenius müssen dann vorne aushelfen. Einzig Tamas Sarpatki fiel länger aus, die Schlüsselspieler sollten sich tunlichst in den nächsten Spielen nicht verletzen, um noch einige Bonuspunkte für die Qualifikationsrunde an Land zu ziehen.

 

Graz99ers

Kaderdichte: 4

Verletzungsteufel: 8

Bei allen Spielen dabei: 9 Spieler

Wie in der letzten Saison - sechs Defender und zwölf Stürmer sollten reichen. Die wären natürlich auch besser als etwa die in Innsbruck oder Dornbirn, aber Platz für Verletzungen war von Haus aus keiner. Die ließen aber nicht lange auf sich warten - das CHL-Antreten wurde mit Ausfällen von Colton Yellow Horn (erholte sich nie mehr) und Sebastian Collberg bezahlt, im Laufe der Saison kamen dann noch Cristopher Nihlstorp, Dominik Grafenthin, Ken Ograjensek und Matt Garbowsky dazu. Der Oberschenkelbruch von Dwight King war da nur der gruselige Höhepunkt.

Allerdings: Coach Doug Mason bekam immer sofort Ersatz bereitgestellt. Die 99ers brauchten so früh wie noch nie ein EBEL-Team zuvor ihre gesamten Tauschvorgänge (sechs) auf, jetzt geht nichts mehr. Masons Aussage, dass man Daniel Natter (!) aus der letzten Saison vermisse, war auch kurios - dieser wurde ja Ende der letzten Saison einem zusätzlichen Legionär geopfert. Von den Nachwuchskräften war Julian Pauschenwein mit einer Schulterverletzung auch durchgehend out, Amadeus Egger und Clemens Krainz nach Verletzungen eher Papierleichen als eingesetzte Alternativen.

Dass einige Neuzugänge nicht einschlugen, ging im Verletzungsstrudel fast unter - die Saison in Graz stand und steht unter keinem guten Stern, auch wenn die Top-8 natürlich weiter möglich sind.

HC Innsbruck

Kaderdichte: 2

Verletzungsteufel: 8

Bei allen Spielen dabei: 4 Spieler

Eigentlich ein Wunder - und den desolaten Dornbirnern geschuldet - dass die Haie nicht das Tabellenende zieren. Der Kader war schon zu Saisonbeginn waffeldünn und das, wenn man Spieler einberechnete, die kaum über AlpsHL- oder gehobenes Junioren-Niveau verfügten.

Immerhin dehnte der von Coach Rob Pallin geförderte (und in Minsk solide) Defender Jacob Wetzelsberger die Verteidiger-Decke auf sieben, vorne standen ihm nach der Verpflichtung von Christof Kromp gerade zehn bis elf ligataugliche Stürmer zur Verfügung und das bei wohlwollender Betrachtungsweise.

Zugegeben, diese enge Personaldecke ist seit Jahren in Innsbruck den Mitteln geschuldet, kann aber nur gutgehen (wie bei den zwei Playoff-Einzügen), wenn wie durch ein Wunder alle gesundbleiben. Davon konnte heuer keine Rede sein: Bis auf Jan Lattner meldeten sich alle Defender schon kürzer oder länger ab (jetzt auch Thomas Vallant), von den Angreifern fielen John Lammers, Tyler Spurgeon und Jesper Thörnberg im Paket aus. Wo in Graz verletzte Legionäre stante pede ersetzt wurden, konnte davon in Innsbruck keine Rede sein, nur die jährliche Goalie-Rochade (Scott Darling für C.J. Motte) fand statt. Das ergab in einigen Spielen ein fast AlpsHL-ähnliches Lineup und eine nicht überraschende Niederlagenserie. Selbst die Krücke "Qualifikationsrunde" dürfte den Haien heuer nicht weiterhelfen, noch dazu, wo sie keine Bonuspunkte mitnehmen werden.

 

Dornbirner EC

Kaderdichte: 3

Verletzungsteufel: 7

Bei allen Spielen dabei: 9 Spieler

32 Spieler fanden sich zu Saisonbeginn auf der Dornbirner Kaderliste wieder - das größte Aufgebot der Liga. Papier ist geduldig - um Spieler bereinigt, die selbst bei Bregenzerwald Probleme haben, bleibt ein Kader am unteren EBEL-Rand übrig. Das waren mit Ach und Krach sechs ligataugliche Defender (bei Langzeit-Aushilfe Antti Kauppila ein sehr dehnbarer Begriff) und zwölf Stürmer. Allerdings: Dazu gehörten schon Maxi Egger, Philipp Pöschmann und Simeon Schwinger, die die letzten Jahre nur mitschwimmen durften, heuer aber fixe Größen sein mussten.

Der Kader war dann auch im steten Wandel, vor allem, als in der Vorbereitung die Defender William Wrenn und Joel Johansson (beide bis heute ohne Verein) ausfielen. Kauppila durfte daher länger bleiben, Verletzungen machten andere Baustellen auf. Von den wenigen guten Zugängen verletzte sich Evan Trupp nach einem brutalen Stockschlag von Jamie Arniel bald, sein Comeback dauerte nur ein Spiel. Der im Sommer groß hofierte Ole Liss war auch kurz verletzt, sein Abgang hatte aber Leistungsgründe. Dass sich Goalie Rasmus Rinne ebenfalls bald ausklinken musste, war nach der Vorsaison keine Überraschung mehr. Zuletzt fiel auch noch Defender Robin Gartner aus, mehr als zwei funktionstaugliche Verteidigungslinien gab es in Dornbirn heuer höchst selten, auch wenn Nachverpflichtung Ramon Schnetzer eine taugliche Alternative ist.

Fazit: Die Legionäre waren entweder schwach und/oder verletzt, einzig William Rapuzzi und mit großen Abstrichen Juhani Tamminen fielen in keine dieser Kategorien. Ein kleiner Kader, garniert mit Fehlbesetzungen auf und neben dem Eis und einigen Verletzungen, ergab ein toxisches Gemisch, gegen das bisher auch Neo-Coach Kai Suikkanen kein Gegengift fand.

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