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Die EBEL-Coaches zur Lage der Nation

Wie ist es um die Liga und den Nachwuchs bestellt? LAOLA1 fragt nach:

Die EBEL-Coaches zur Lage der Nation

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Die neue EBEL-Saison ist drei Spieltage alt.

Alle zwölf Teams haben eine erste Standortbestimmung hinter sich. Aber wie ist es eigentlich um die Liga selbst bestellt?

LAOLA1 ist der Frage nachgegangen, wie die Verantwortlichen die aktuelle Lage in der EBEL sehen, und hat alle acht Coaches der österreichischen Teams um Antworten gebeten. Wie sehen sie den Status quo und die Entwicklung der Liga? Welcher junge Österreicher könnte aufzeigen? Und was macht für die Coaches den Reiz aus, gerade in Österreich an der Bande zu stehen?

Serge Aubin (Vienna Capitals) über...

... den Zustand und die Entwicklung der Liga:

Die EBEL wird von Jahr zu Jahr besser. Speed und Skill sind die Hauptfaktoren, man muss gute Beine haben. Wenn ich mir ansehe, wie alle anderen arbeiten, denke ich, dass es dieses Jahr noch knapper wird. Ich kann einen Vergleich mit Deutschland ziehen: Dort würden sich die besten EBEL-Vereine im Mittelfeld einordnen. Wir haben die Black Wings Linz gesehen, die in der Vorbereitung einige Spiele gegen DEL-Klubs gewonnen haben.

Foto: © GEPA

... hoffnungsvolle junge Österreicher:

Ich denke vor allem an Ali Wukovits, der großes Potenzial hat, aber leider durch Verletzungen zurückgeworfen wurde. Dieses Jahr ist er aber wieder dabei, hat auch zwei Spiele in der Champions Hockey League gemacht. Es klopft viel junges Talent an die Tür, und das ist toll, weil wir wollen, dass die Jungen die Älteren pushen. So wird unser Spiel besser.

... das Trainer-Dasein in Österreich:

Ich liebe Wien, es ist ein zweites Zuhause für mich. Auch meine Familie liebt es. Als ich hierher gekommen bin, habe ich einen Zweijahresvertrag unterschrieben, so etwas respektiere ich - daher habe ich gar nicht daran gedacht, irgendwoanders hinzugehen. Ich darf mit einer tollen Gruppe von Jungs arbeiten. Letztes Jahr war die Lernkurve für mich sehr steil, aber jetzt weiß ich, was mich erwartet.

Steve Walker (KAC) über...

... den Zustand und die Entwicklung der Liga:

Momentan lerne ich die Liga noch kennen. Auf mein Team bezogen, kann ich sagen, dass die Organisation und Struktur wirklich gut sind. Wir haben das Alps-Hockey-League-Team, versuchen auch die U16 und U18 professionell auszubilden. Für mich als Coach ist es eine großartige Möglichkeit. Man muss einfach mehr österreichische Spieler ausbilden und die Legionäre reduzieren.

Foto: © GEPA

... hoffnungsvolle junge Österreicher:

Das Wort "Prospect" ist so stark behaftet. Ich wusste das, als mir erzählt wurde, dass wir einige Spieler haben, die wir raufholen und wieder runterschicken können. Ein Marco Brucker kommt mir da aber sofort in den Sinn. Letzte Saison spielte er die Hälfte der Zeit in der Alps Hockey League, aber jetzt hat er sich selbst gleich einmal in unsere Top-Linie nach vorne gespielt. Möglichkeiten zu geben, ist der Schlüssel.

... das Trainer-Dasein in Österreich:

Es war die absolut richtige Entscheidung, nach Österreich zu kommen! Ich kann nur großartige Dinge über den KAC erzählen, über die Spieler und sogar über den Coaching Staff, obwohl ich gegen einige von ihnen selbst noch gespielt habe. Es ist eine eingeschworene Truppe, die weiß, welch ein guter Ort Klagenfurt ist und ich bin wirklich glücklich, dass ich als Head Coach ausgewählt wurde.

Greg Poss (Red Bull Salzburg) über...

... den Zustand und die Entwicklung der Liga:

Die Entwicklung ist sehr gut. Die Liga ist sehr professionell geführt, das sieht man auch an einer Saisonauftakt-Pressekonferenz wie jener in der letzten Woche in Wien, bei der alle Trainer und auch Spieler dabei waren. Wir haben zwei TV-Stationen, die Eishockey zeigen. Das ist in anderen Ländern nicht üblich. Und wir sind auch glücklich darüber, die Erste Bank als Hauptsponsor zu haben.

Foto: © GEPA

... hoffnungsvolle junge Österreicher:

Mehrere können heuer den Sprung schaffen und ein Breakout-Year haben, wie z.B. Alexander Cijan, Florian Baltram, Peter Hochkofler, Layne Viveiros, Daniel Jakubitzka oder Mario Huber. Alexander Rauchenwald ist jetzt schon gut unterwegs, etabliert in Über- und Unterzahl und kann in dieser Liga, wie auch im Nationalteam Verantwortung übernehmen. Auch in unserer AlpsHL-Mannschaft haben wir einige gute junge Spieler wie Daniel Wachter oder Mario Winkler. Auch Lucas Birnbaum und Maximilian Egger sind gut, sowie unser Torhüter in der Alps Hockey League. Nicolas Wieser ist ein hoffnungsvoller Goalie für die Zukunft. Also wir bauen auf jeden Fall auf die jungen Spieler. Sie werden diese Saison auch Eiszeit bekommen.

... das Trainer-Dasein in Österreich:

Der Reiz ist immer der gleiche, egal wo man ist. Es geht darum, das Meiste aus der Mannschaft herauszuholen. Es macht mir besonders viel Spaß, in Salzburg zu arbeiten, weil wir mit unserer Akademie sehr viele Möglichkeiten haben. Das müssen wir jetzt ausnutzen.

Rob Pallin (HC Innsbruck) über...

... den Zustand und die Entwicklung der Liga:

Es wird immer besser. Ich glaube an die EBEL, ich mag die Liga und es ist eine tolle Möglichkeit, hier zu arbeiten. Meine persönliche Meinung ist aber, dass zu viele Importspieler in der Liga tätig sind. Man muss die österreichischen Spieler fördern, aber jeder Coach hat auch die Verpflichtung, Ergebnisse zu liefern. Die Möglichkeiten werden innerhalb der Regeln also voll ausgelotet. Wenn sich das österreichische Hockey weiter verbessern will, müssen gewisse Dinge geändert werden.

Foto: © GEPA

... hoffnungsvolle junge Österreicher:

Wir haben einige hoffnungsvolle Talente. Dennis Teschauer, Clemens Paulweber und Fabio Schramm haben im Sommer große Fortschritte gemacht. Sie sind stärker und schneller geworden. Sie haben letztes Jahr einmal reingeschnuppert, aber sind noch jung. Der Sprung vom Nachwuchs in den Profibereich ist ein großer, aber sie haben tolle Fortschritte gemacht. In der Verteidigung haben wir mit Philipp Lindner einen der besten jungen Spieler in Österreich. Er ist ein sehr talentierter Bursche, ein toller Eisläufer, der gut am Stock ist und einen großartigen Schuss hat. Mario Huber haben wir leider an Salzburg verloren. Sollte ein 20-Jähriger in dieser Liga von einem finanzkräftigeren Team abgeworben werden? Das ist etwas, mit dem ich nicht konform gehe.

... das Trainer-Dasein in Österreich:

Ich war zunächst ein paar Saisonen in Fehervar und feierte dort auch einen schönen Erfolg. Ich bekam dann die Möglichkeit in Innsbruck, musste die Philosophie umkrempeln und versuchte die ersten zwei Monate, so viel wie möglich zu bewegen. Ich hätte diesen Sommer einige Möglichkeiten gehabt, zu wechseln, aber ich mag Innsbruck. Mir gefällt, was wir dort angefangen haben und darauf möchte ich weiter aufbauen. Ich wollte kein "One-Year-Wonder" sein.

Troy Ward (Black Wings Linz) über...

... den Zustand und die Entwicklung der Liga:

Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht viel über die EBEL. Ich kenne einige Spieler in dieser Liga und der DEL, die ich früher schon gecoacht habe. Die beiden Ligen sind ähnlich. Die DEL ist vielleicht etwas "tiefer" aufgestellt als die EBEL, aber einige der Top-Spieler in der EBEL sind mindestens so gut, wie jene aus Deutschland. Das österreichische Eishockey habe ich generell immer hoch angesehen: Es war zwar immer eher eine B-Pool-Nation, aber ich habe trotzdem den Eindruck bekommen, dass die Österreicher gut skaten und auch eine Menge anderer Dinge gut können.

Foto: © GEPA

... hoffnungsvolle junge Österreicher:

Wir haben einige gute junge Österreicher, die auf dem besten Wege sind. Erik Kirchschläger hat schon mit dem Nationalteam gespielt, dazu etwa Gerd Kragl oder Goalie Paul Mocher. Jetzt ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie dieses Jahr besser werden. Der einzige Weg dazu ist, sie spielen zu lassen. Der schwierige Teil: Über Entwicklung wird zwar gesprochen, aber am Ende des Tages musst du gewinnen, um deinen Job zu behalten. Ich muss eine Balance finden, aber war schon immer eher als Entwickler, denn als Titel-Holer bekannt. Manchmal muss man Leute zur Seite schieben, um Titel zu gewinnen. Ich mache das nicht.

... das Trainer-Dasein in Österreich:

Es ist eine Ehre und Lebenserfahrung. Wir wollen als Menschen wachsen und viel lernen, bevor unsere Zeit auf dem Planeten zu Ende ist. Etwas über andere Kulturen zu lernen und mit verschiedenen Spielern zu arbeiten, ist etwas Besonderes. Ich betrachte mich als eine Art Lehrer und bekomme nun Gelegenheit, Österreichern Dinge beizubringen, die ich in der Vergangenheit gelernt habe.

Doug Mason (Graz99ers) über...

... den Zustand und die Entwicklung der Liga:

Die EBEL hat mich in den letzten drei Saisonen echt überrascht und es wird jedes Jahr noch besser. Jedes Jahr wird der Kampf noch schwerer. Jeder Trainer hat natürlich die Hoffnung auf die Meisterschaft, das ist auch gut so. Neun oder zehn Mannschaften haben auch wirklich die Chance, in die Pick Round zu kommen. Die Liga ist ausgeglichener und das ist auch gut für die Ausbildung von jungen Spielern. Denn wenn ein junger Spieler in jeder Partie bereit sein muss, alles zu geben und ohne Ende zu fighten, dann wird man immer besser.

Foto: © GEPA

... hoffnungsvolle junge Österreicher:

Was ist ein junger Spieler? Die Unter-20-Jährigen spielen alle in der U20, und das ist auch genau jener Ort, an dem sie sein müssen. Die "Cream-of-the-Crop"-Spieler, also die allerbesten 18- und 19-Jährigen, die gut genug sind, um Profi-Eishockey zu spielen, die sind nicht hier. Unsere jungen Spieler müssen geduldig sein. Geduldig arbeiten und lernen, was es heißt, ein Profi zu sein und sich weiterzuentwickeln. Wir haben mir Mario Petrovitz und Nikolai Soritz zwei junge Verteidiger im Kader, die im Depth Chart momentan Position sieben und acht einnehmen. Im Sturm haben wir eigentlich drei Prospects mit Jakob Mitsch (18 Jahre, Anm.), den ich gerade zurück zur U20 geschickt habe, der aber das ganze Trainingslager von Beginn an mitgemacht hat und einen sehr guten Eindruck hinterlassen hat. Niki Zierer kann heuer hoffentlich den nächsten Schritt machen.

... das Trainer-Dasein in Österreich:

Es ist erst das dritte Jahr für mich in Österreich, aber ich habe eine neue Heimat gefunden. Ich fühle mich sehr wohl in Österreich, das Land ist sehr schön. Die Liga ist super organisiert und macht zusammen mit Lyle Seitz einen tollen Job. Diese Professionalität habe ich in der DEL nicht gesehen. Die Liga hat viele positive Qualitäten und ich hoffe, hier sehr lange zu bleiben.

Dave MacQueen (Bulldogs Dornbirn) über...

... den Zustand und die Entwicklung der Liga:

Es ist eine sehr unterschätzte Liga. Unsere besten Teams können mit jedem anderen mithalten. Auch wir stellen uns in Testpartien gegen DEL- und NLA-Teams gut an. Es gibt eben unterschiedliche Stile: Tschechen spielen anders, Deutsche spielen anders, aber im Vergleich sind unsere Teams sehr konkurrenzfähig. Es gibt in diesem Land auch sehr gute Einzelspieler, immerhin hat Österreich drei davon in der NHL.

Foto: © GEPA

... hoffnungsvolle junge Österreicher:

Ich kann nur schwer für andere Vereine sprechen. Aber Mario Huber, der von Salzburg zu Innsbruck gegangen ist, ist ein sehr talentierter Spieler. Bei uns ist Stefan Häussle einen guten Weg gegangen, sein Durchbruch ist vor etwa zwei Jahren gelungen. Er war groß und schlank, ein junger Kerl, der noch nicht wusste, was es heißt, ein Profi zu sein. Jetzt ist er ein wichtiger Teil unserer Mannschaft. Wir haben das Glück, mit Bregenzerwald arbeiten zu können, dadurch können sich die jungen bei uns entwickeln, aber in der Alps Hockey League zusätzlich zu wichtiger Eiszeit kommen. So haben etwa Häussle, Kevin Macierzynski und Christoph Duller ihre Wege gemacht.

... das Trainer-Dasein in Österreich:

Seit ich hierher gekommen bin, hat die EBEL jedes Jahr einen Schritt vorwärts gemacht - und sie war schon am Anfang gut. Die Qualität der Spieler und Coaches wird besser. Für mich ist besonders interessant, dass es etwas anderes als in Nordamerika ist. Wir bauen quasi jedes Jahr ein neues Team. Wie neue Spieler in unser Programm hineinpassen, wie sie sich an die neuen Lebensweisen und Gegebenheiten am Eis anpassen, ist interessant zu beobachten.

Greg Holst (VSV) über...

... den Zustand und die Entwicklung der Liga:

Die EBEL ist gut! Sie ist schnell, viele Mannschaften spielen mit vier Linien, also bleibt das Tempo sehr hoch. Das Niveau ist sehr gut, wenn man nur einen Blick auf die Leistungen in der Champions Hockey League wirft. Es wird auch nicht schmutzig gespielt, die Schiedsrichter sind besser geworden. Leider verlieren mit der Punkteregelung viele gute österreichische Spieler ihre Jobs. Zumindest in Villach wollen wir den Weg gehen, mit mehr Einheimischen zu spielen.

Foto: © GEPA

... hoffnungsvolle junge Österreicher:

Christof Kromp hatte ein sehr gutes erstes Jahr, zuletzt war es mit dem Nationalteam etwas schwieriger für ihn. Jetzt ist er wieder auf einem besseren Weg. Auch Valentin Leiler muss sich nun beweisen, er spielt mit zwei Legionären in der Linie. Er hat viel Talent, das gilt auch für Adis Alagic. Sie sind nun in dem Alter, in dem sie ihre Chance nutzen müssen. Bei den noch jüngeren Spielern haben wir Benjamin Lanzinger, der schon mit 17 Jahren defensiv und offensiv sehr begabt ist. Benedikt Wohlfahrt ist vielleicht klein, aber sehr gut.

... das Trainer-Dasein in Österreich:

Es ist mein neuntes Jahr in Villach - schwer zu glauben, dass die Zeit so schnell vergeht. Die Landschaft ist super, ich fühle mich sehr wohl, es ist meine zweite Heimat. Ich weiß, dass es hier viel Stress gibt, aber das gehört dazu. Die Kameradschaft in der Mannschaft ist toll, auch der Siegeswille. Einen Weg zu finden, als Außenseiter gewinnen zu können, ist spannend. Ich denke noch nicht daran, etwas anderes zu tun, aber man weiß nie, was nach einer guten Saison passieren kann.

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