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"Krankenakte Loipenjäger": Die Biathlon-Herren als Lazarett

Die heimischen Biathlon-Herren reisen deutlich angeschlagen aus Hochfilzen ab. Alle fünf Fixstarter kämpfen mit Problemen. Eine Bestandsaufnahme.

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Österreichs Biathlon-Herren blicken auf eine völlig verkorkste Woche beim Heimweltcup in Hochfilzen zurück. Nach den drei Wettkampftagen gleicht die Equipe der heimischen Loipenjäger einem Lazarett.

Keiner der fünf etatmäßigen Starter geht ohne gesundheitliche Einschränkung aus der zweiten Weltcupstation der laufenden Saison hervor. LAOLA1 schlüsselt die "Krankenakte Loipenjäger" auf.

Hiobsbotschaften schon vor dem ersten Bewerb

Alles begann mit dem Ausfall von Magnus Oberhauser. Jener Mann, der in Östersund noch seine ersten Weltcuppunkte bejubeln durfte (40. im Sprint, 33. in der Verfolgung). Er gab noch vor dem Einzug ins Teamhotel einen positiven Coronatest ab. Es bleibt abzuwarten, ob er für die bereits am Donnerstag beginnenden Bewerbe in Lenzerheide fit wird.

Routinier Simon Eder will in Lenzerheide wieder mit von der Partie sein.
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Einen Tag danach vermeldete Ski Austria, dass Simon Eder der Hals zu schaffen macht. Er sollte das gesamte Wochenende ausfallen.

Allzu schwer hat es ihn glücklicherweise nicht erwischt. Der 40-Jährige meinte noch, dass die eigentlichen Schmerzen seien, beim Heimweltcup nicht am Start stehen zu können. Die Chance ist aber gegeben, dass Eder für Lenzerheide fit wird.

Komatz' Rennkalender bekommt Lücken

Der nächste "Krankensessel" im Team hört auf den Namen David Komatz. Der Jung-Papa wurde im Vorfeld des Heimweltcups in der Innsbrucker Klinik an der Bandscheibe (die unterste hat einen Riss) infiltriert.

Dementsprechend war er von seiner vollen Leistungsfähigkeit ein gutes Stück entfernt. "Das soll keine Ausrede sein", stellte Komatz dahingehend klar. "Aber man sieht halt, dass es im Sport nur geht, wenn man zu 100 Prozent fit ist", ist auch ihm bewusst.

Dabei schien das Problem zunächst kontrollierbar, wie der seit Sonntag 32-Jährige erklärte: "Wir haben geglaubt, dass wir es mit der Physiotherapie gut im Griff haben, es ist aber in Östersund leider immer schlimmer geworden."

Lenzerheide gänzlich auszulassen, komme für ihn aber "auf keinen Fall in Frage". Kämpfer Komatz will durchbeißen: "In der aktuellen Situation ist es für mich und die Mannschaft sicher das beste, wenn ich ab und zu ein Rennen auslasse und dann wieder voll fit bin."

 

Bei Leitner stellte sich am Sonntag ein leichter Aufwärtstrend ein.
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Kraft gibt ihm die Familie um Frau Kathi und den gemeinsamen Sohn Fabio, die in Hochfilzen vor Ort waren. Auch wenn der Junior "das ganze Rennen verschlafen" hat, wie Komatz lächelnd schilderte.

Eine Biathletin zur Frau zu haben, ist freilich ein zusätzlicher Vorteil: "Ich weiß, dass ich mit der Kathi eine Frau habe, die selber lang in diesem Sport aktiv war. Sie versteht am besten, wie die Situation (für mich) ist."

Hoffnung bei Felix Leitner

Damit war die "Rekonvaleszenten-Liste" aber noch immer nicht vollständig. Felix Leitner offenbarte im Zuge des Hochfilzen-Wochenendes ebenso, dass auch er gesundheitlich nicht voll im Saft steht. "Ich fühle mich nicht so wohl", sagte Leitner und vermutete, dass auch er einen "Streifschuss" der Krankheitswelle im ÖSV-Team abbekommen haben könnte.

Ein Blutbild soll Anfang der Woche Aufschluss geben. Immerhin: Bei der Staffel am Sonntag habe er sich bereits besser gefühlt, so der 26-Jährige. Sein Einsatz in Lenzerheide ist voraussichtlich nicht in Gefahr.

Der Fünfte im Bunde ist Patrick Jakob. Er gab in der Staffel am Sonntag, wie bereits beim starken vierten Platz in Östersund, den Schlussläufer. Beinahe hätte er das deutlich geschwächte rot-weiß-rote Quartett auf Rang sechs geführt, drei Strafrunden beim letzten Schießen ließen Österreich aber immer noch auf einem, vor diesem Hintergrund, ordentlichen achten Rang landen.

Danach gestand Jakob, dass auch er mit Rückenproblemen zu kämpfen hat. Diese seien aber keine Ausrede für die drei Strafrunden in Hochfilzen, stellte er klar. Auch bei ihm ist ein Einsatz in Lenzerheide nicht in ernster Gefahr.

"Für Krankheiten und Verletzungen können wir wenig. Wir sind nicht so schlecht unterwegs, wir haben ein bisschen Luft nach oben im Physischen, wir sind nicht ganz da, wo wir wollen."

Cheftrainer Vegard Bitnes

Chefcoach Bitnes macht Hoffnung

Aufgrund der angespannten Personalsituation wurde für die Staffel Dominic Unterweger aus dem IBU-Cup hochgezogen. Der 24-Jährige begann seine Saison dort, weil ihn gegen Ende der Vorbereitung eine Verkühlung zurückwarf.

Auf Sicht ist er aber ein Mann mit Potenzial, der seinen Platz im Weltcupteam finden wird. Dass mit ihm zu rechnen ist, zeigte er bereits in der Vorsaison bei seinen Staffel-Einsätzen. Auch am Sonntag in Hochfilzen war er mit seinen beiden Nachladern solide, verlor in der Loipe 35 Sekunden auf den starken Norweger Sturla Holm Lagreid.

Unterweger ist soweit fit, dürfte in Lenzerheide mit von der Partie sein, so es bei den "Sorgenkindern" keine Blitzheilungen gibt.

"Für Krankheiten und Verletzungen können wir wenig. Wir sind nicht so schlecht unterwegs, wir haben ein bisschen Luft nach oben im Physischen, wir sind nicht ganz da, wo wir wollen", analysierte Cheftrainer Vegard Bitnes das verpatzte Wochenende.

"Wir müssen schauen, dass die Athleten so schnell wie möglich frisch auf die Beine zurückkommen. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit der nächsten Station und über Weihnachten schneller laufen werden", macht er den Fans aber Hoffnung.

Der erste Bewerb im Schweizer WM-Ort 2025 ist der Frauen-Sprint (ab 14:15 Uhr/ORF1).

Das Programm in Lenzerheide in der Übersicht:

Tag Uhrzeit Bewerb
14.12. 14:15 Uhr Sprint Frauen
15.12. 14:15 Uhr Sprint Männer
16.12. 12:45 Uhr Verfolgung Frauen
16.12. 14:40 Uhr Verfolgung Männer
17.12. 12:30 Uhr Massenstart Frauen
17.12. 14:45 Uhr Massenstart Männer

Die rot-weiß-roten Biathlon-Sternstunden in Hochfilzen

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