Einer für alle und alle für einen.
Wenn am Samstag um 15:30 Uhr der Startschuss zur Herren-Staffel bei der Biathlon-WM fällt, will das ÖSV-Quartett als „Die vier Musketiere“ auftreten.
Denn klar ist: Nur mit einer geschlossenen Teamleistung haben Sven Grossegger, Simon Eder, Julian Eberhard und Dominik Landertinger in dieser Reihenfolge die Chance, der enorm starken Konkurrenz Paroli zu bieten.
Unbestritten ist auch, dass es genau diese vier Herren sind, die sich diesen Einsatz auch mehr als verdient haben, denn im Weltcup führte über die Saison gesehen kein Weg an ihnen vorbei.
„Auf alle Fälle“, bestätigt auch Cheftrainer Reinhard Gösweiner im Gespräch mit LAOLA1. Er und sein Stab haben lange diskutiert, in welcher Besetzung und Reihenfolge das österreichische Team in den Wettkampf gehen soll, schlussendlich „war es eine klare Sache“.
Eder auf Position zwei, Eberhard auf drei
Im Gegensatz zu den drei Weltcup-Staffeln, in denen ebenfalls dieses Kleeblatt die rot-weiß-roten Fahnen hoch hielt (einmal Dritter, zweimal Vierter), gibt es nur einen kleinen Unterschied: Eder und Eberhard tauschen die Positionen.
Die Intention dahinter erläutert Gösweiner wie folgt: „Wir wollen einen richtig Starken vorne drin haben, um hoffentlich Druck ausüben zu können.“ Nach Studium der bisherigen Staffeln sei man draufgekommen, dass andere Topnationen eine derartige Strategie fahren, nun will man dieser Einhalt gebieten.
Mit Eder und Landertinger hat der ÖSV zwei Medaillengewinner aus dem Einzel im Köcher, beide sollten vor Selbstvertrauen nur so strotzen. „Es war bis zum Schluss mehr als spannend, die Anspannung war extrem, aber sie haben sich beide selbst belohnt“, fieberte Gösweiner am Schießstand mit.
Gösweiner: "Für das gesamte Team wichtig"
Die Geschichte hinter den Medaillen berührte auch den Oberösterreicher: „Es war für das gesamte Team wichtig, wieder bei einem Großereignis eine Medaille zu holen. Man sieht ja, dass auch große Nationen noch keine haben, für uns als kleine ist das perfekt. Für die beiden taugt es mir, für Simon speziell, weil er schon so oft knapp dabei war.“
Grossegger und Eberhard warten zwar noch auf Edelmetall, brauchen aber ebenfalls die Konkurrenz nicht zu fürchten. Ersterer ließ den 20-km-Bewerb aus, um Kräfte zu schonen, und ist laut Aussage seines Trainer bestens vorbereitet für die Rolle des Startläufers.
Und Eberhard hat „in den letzten Tagen in den Trainings gezeigt, dass er es kann“. Seine Achillesferse war bislang das Schießen, doch in der ersten Hälfte des Einzelbewerbs (0+1 Fehler) bewies der 29-Jährige, dass er das Zeug dazu hat, mit einem starken Ergebnis wieder auf die Loipe zu gehen.
Norwegen ist der Topfavorit
Trotz alledem sind die Topfavoriten andere. Zuallererst sollte man die Norweger erwähnen, die mit Altmeister Ole Einar Björndalen, Emil Hegle Svendsen und den Boe-Brüdern Johannes Thingnes und Tarjei ins Rennen gehen.
Vor Heimpublikum wollen sie es ihren weiblichen Kollegen gleichtun und die Fans mit dem Gewinn der Goldmedaille in Ekstase versetzen.
Liest man jedoch das Boulevard-Blatt „Bild“, haben die Wikinger morgen ebenso das Nachsehen wie Frankreich um Superstar Martin Fourcade, der mit der „Equipe Tricolore“ die fünfte WM-Goldene gewinnen will.
Lesser spuckt große Töne
„Fourcade wird hier nicht alle Titel abräumen“, prognostizierte allerdings Erik Lesser, "denn die Staffel gewinnen wir! Wir sind schließlich Titelverteidiger.“ Eine echte Kampfansage aus Deutschland, der nun Taten folgen müssen.
Die Österreicher werden als Medaillenkandidat nicht erwähnt, was Gösweiner ein Schmunzeln kostet und insgeheim sogar freut. „Wir brauchen uns keinen Druck machen, wissen aber, dass wir mitmischen können. Wir haben sicher ein Wörtchen mitzureden.“
Zeit, um große Töne zu spucken, bleibt ihm und seinen vier Musketieren hinterher immer noch.
Aus Oslo berichtet Christoph Nister