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So will Lisa Hauser wieder Weltmeisterin werden

Die 29-Jährige holte sich vor zwei Jahren sensationell den WM-Titel im Massenstart. Wie stehen heuer ihre Chancen?

So will Lisa Hauser wieder Weltmeisterin werden Foto: © GEPA

Es war der 21. Februar 2021, als Lisa Hauser österreichische Sportgeschichte schrieb: Mit einem bombensicheren letzten Schießen geht die Tirolerin als Führende auf die Schlussrunde im abschließenden Massenstart-Bewerb der Biathlon-WM, da sich ihre Verfolgerinnen um Tiril Eckhoff, Lisa Vittozzi und Dorothea Wierer allesamt Fehler leisten.

Schon zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass es ein historischer Moment für den heimischen Wintersport wird.

Nicht nur, dass Hauser zu diesem Zeitpunkt bereits zwei silberne Medaillen in Mixed-Staffel und Verfolgung in der Tasche hat, wenige Minuten später läuft sie als erste ins Ziel und krönt sich als erste Österreicherin sensationell zur Weltmeisterin.

In Kontiolahti feierte Hauser im Dezember ihren zweiten Saisonsieg.
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Jetzt, zwei Jahre später, schickt sich die 29-Jährige an, dieses Kunststück bei der von 8. bis 19. Februar in Oberhof stattfindenden Weltmeisterschaft zu wiederholen - schließlich geht sie als Titelverteidigerin ins Rennen (2022 fanden Olympia-bedingt keine Weltmeisterschaften statt).

Mittlerweile hat sich Österreichs Top-Skijägerin zu einer der besten Athletinnen im gesamten Biathlon-Zirkus gemausert.

Auch heuer zeigt Hauser wieder eine starke Saison, hält derzeit bei sechs Top-10-Plätzen, wobei sie zwei Rennen gewinnen konnte (Sprint in Kontiolahti und Massenstart in Annecy).

Zudem liegt sie im Gesamtweltcup auf dem beachtlichen sechsten Rang. Und all dies, obwohl sie eine alles andere als wünschenswerte Vorbereitung auf die Saison hinter sich hat, in der sie mehrfach mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte.

Lisa allein zuhaus

Apropos Gesundheit: In diesem Zusammenhang lässt das ÖSV-Aushängeschild diesmal besondere Vorsicht walten, wie sie in einer Presserunde, bei der auch LAOLA1 zugegen war, erklärte.

Vor der Abreise nach Oberhof sei sie fast nur alleine zu Hause gewesen, habe kaum Leute getroffen, um sich nicht kurz vor dem Saison-Highlight etwas einzufangen.

"Ich schaue, dass ich gut esse und genug schlafe - das ist das, was ich machen kann", sagt Hauser.

Der berüchtigte "Birxstieg" verlangt den Athlet:innen alles ab.
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Sie selbst will die Erwartungen, auch ob des Trainingsrückstands in der Saisonvorbereitung, nicht zu hoch schrauben. "Am 'Tag X' müssen viele Dinge zusammenpassen. Es müssen die Ski passen, die Laufform passen, man muss gesund sein. Beim Schießen darfst du dir maximal einen Fehler erlauben", erklärt sie, was es für eine Titelverteidigung braucht.

Wichtig sei auch die nötige Lockerheit. "Ich muss natürlich versuchen, es nicht zu sehr erzwingen, mir selbst nicht zu viel Druck aufzuerlegen", hält sie fest.

Die Vorbereitung in Obertilliach sei jedenfalls nach Plan verlaufen. Man habe "super Verhältnisse" gehabt, schildert sie. "Es war wirklich ein Winterwunderland. Das war auch für das Mindset richtig gut, bei so tollen Bedingungen zu trainieren", sieht sie sich auch mental gerüstet.

Oberhof: Ambivalente Gefühlswelt

Mentale Fitness ist gemeinhin etwas, dass am WM-Ort Oberhof zweifelsfrei vonnöten ist. Denn die Landstadt in Thüringen glänzte in den vergangenen Jahren nur selten mit angenehmem Wetter. Zudem gilt die Strecke als sehr herausfordernd, der gefürchtete Birxstieg (500 Meter nur bergauf) verlangt den Biathlon-Stars alles ab.

Das weiß freilich auch Hauser: "Ich hab mir ausgerechnet, dass wir 25 Mal dort hoch müssen (so man alle Rennen bestreitet, Anm.). Davor habe ich jetzt schon Angst", lacht sie.

"Ich hab mir ausgerechnet, dass wir 25 Mal dort hoch müssen. Davor habe ich jetzt schon Angst."

Hauser nimmt die Herausforderung Birxstieg mit Humor.

An Oberhof erinnert sich die Weltmeisterin mit gemischten Gefühlen. Sie habe einerseits "leicht negative Erinnerungen", etwa an 2019, als sie in der Staffel zu Sturz kam und der Schaft ihres Gewehres zu Bruch ging. Andererseits, und dies wolle sie "in den Vordergrund holen", feierte Hauser dort vor zwei Jahren ihre ersten Stockerlplätze im Weltcup.

Zudem freue sie sich auf die "richtig coole Stimmung" im WM-Ort. "Es sollen ja brutal viele Leute kommen", blickt sie voraus.

Dass eine Titelverteidigung das Nonplusultra wäre, steht außer Frage. Dass dazu aber auch gewisse Umständen eintreten müssen, ebenso. "Eine Medaille wäre natürlich das Schönste, aber ich weiß, dass dafür natürlich sehr viel zusammenpassen muss", unterstreicht die Tirolerin einmal mehr.

Zwischen Wunsch und Hoffnung

"Mein Dezember war überraschenderweise brutal gut. Damit habe ich vorher nicht gerechnet, mein Jänner war auch konstant gut. Ich war immer in Schlagdistanz", sagt Hauser hinsichtlich ihrer Medaillenchancen. Es wäre schon "recht cool", so Hauser, bei der Flower Ceremony dabei zu sein.

Die Spitzenathletin gibt sich gewohnt bescheiden, doch so ähnlich klang das bereits vor der Saison, wenige Wochen später lachte sie dennoch vom Siegerpodest in Kontiolahti. Aus rot-weiß-roter Sicht ist zu hoffen, dass es bei der WM ähnlich läuft.

Sich Medaillen von Hauser zu fest und steif zu erwarten, greift dennoch zu weit. Ihren Trainingsrückstand aus dem Sommer während der Saison aufzuholen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Hauser unterstreicht: "Ich weiß, wie es sich anfühlt, topfit ein Rennen zu laufen und dieses Gefühl ist mir im Januar noch ein bisschen abgegangen."

Auch Frauen-Cheftrainer Markus Fischer will der Teamleaderin einerseits nicht zu viel Druck aufladen, weiß aber auch um die große Chance: "Die harten Einheiten im August und September sind ihr abgegangen, aber die andere Vorbereitungszeit war gut", erklärt er.

"Man hat gesehen, dass - wenn alles passt - Lisa mit ihrer Komplexleistung auch einen Weltcup gewinnen kann. Und wer heuer einen Weltcup gewinnen kann, ist immer gefährlich", so der Coach.

Auch er merkt an: "An dem 'Tag X' muss einfach alles passen. Aber die Lisa hat alles dafür getan bis zum jetzigen Zeitpunkt, dass es möglich sein kann."

Am wichtigsten sei, dass Hauser "gesund nach Oberhof kommt", hält er fest. "Und dann halten wir ihr die Daumen, dass es aufgeht", freut er sich auf die Wettkämpfe.

Nach Blech in der Mixed-Staffel hat Hauser am Freitag im Sprint (14:30 Uhr) ihre nächste Chance auf Edelmetall.

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