Roger Federer greift in den kommenden zwei Wochen nach dem bereits zehnten Wimbledon-Titel seiner Karriere.
Der Titelverteidiger geht auch 2018 mit seinen 36 Jahren als Top-Favorit ins Rennen um die Krone im Rasen-Mekka.
Doch der Druck der jungen Konkurrenz wird immer größer. Federer selbst spürte das am eigenen Leib, als er im Finale von Halle dem kroatischen Youngster Borna Coric unterlag.
Doch der 21-Jährige ist nur einer von einigen aufstrebenden Jungstars, die in den nächsten Tag im All England Club für viel Furore sorgen könnten. Wir zeigen euch, auf wen ihr in Wimbledon ein Auge werfen solltet:
Alexander Zverev
Eigentlich gehört Alexander Zverev schon zu den arrivierten Top-Stars der Tennis-Szene. Aufgrund seines Alters haben wir ihn aber trotzdem noch in diese Liste aufgenommen. Mit seinen 21 Jahren zählt der Weltranglisten-Dritte in jedem Fall noch zur jungen Garde. Bei den French Open schaffte es dreifache ATP-1000-Turniersieger erstmals ins Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers, wo er erst von Dominic Thiem gestoppt wurde. Eigentlich sollte sich der aufschlagstarke 1,98-Meter-Mann auf Rasen noch besser fühlen. In Halle stand er 2016 und 2017 jeweils im Endspiel, in Wimbledon erreichte er im Vorjahr immerhin das Achtelfinale. Das einzige Fragezeichen bereitet die misslungene Generalprobe in Halle, wo er sein Auftaktmatch gegen Borna Coric glatt in zwei Sätzen verlor. Somit kommt Zverev ohne Sieg nach London.
Borna Coric
Der 21-jährige Kroate gilt schon seit einigen Jahren als heiße Zukunftsaktie. Dass er seinen großen Druchbruch allerdings auf Rasen feiern würde, hätte man von dem vor allem für seinen großen Kampfgeist geschätzten Youngster allerdings nicht erwartet. 2:7 lautet die magere Rasen-Bilanz vor dem ATP-500-Turnier in Halle, wo er schlussendlich im Endspiel sogar den großen Roger Federer in die Knie zwang. Nach diesem Husarenstück ("So gut habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht serviert") scheint Coric, der vom ehemaligen Weltranglisten-Vierten Ivan Ljubicic gemanagt wird, auch in Wimbledon einiges zuzutrauen sein. "Ich hoffe, ich kann meine Aufschlagleistung bis dahin konservieren", hofft der Youngster. Bei Grand-Slam-Turnieren lief es bislang aber noch nicht nach Wunsch: Selbst nach 15 Anläufen wartet der ehemaligen Junioren-Weltranglisten-Erste immer noch auf seinen ersten Achtelfinal-Einzug.
Frances Tiafoe
Auch der 20-jährige Frances Tiafoe war bei seinen Grand-Slam-Auftritten bislang nicht vom Glück verfolgt. Mit Alex Zverev (Wimbledon/2. Runde), Roger Federer (US Open/1. Runde) und Juan Martin Del Potro (Australien Open/1. Runde) bekam er bei seinen letzten drei Versuchen allerdings auch nicht gerade die leichtesten Kontrahenten zugelost. Nichtsdestotrotz gilt der 1,88 Meter große Teenager aus Maryland, dessen Eltern vor dem Bürgerkrieg in Sierra Leone in die USA flüchteten, mit seiner aggressiven Spielweise als ganz heißes Eisen für die Zukunft. Mit seiner kraftvollen Vorhand steht er seinem großen Vorbild Juan Martin Del Potro, den er vor wenigen Monaten auf seinem Weg zu seinem ersten Turniersieg in Delray Beach bereits schlagen konnte, in nichts nach. Im Londoner Queen's Club zeigte Tiafoe mit seinem Viertelfinal-Einzug, dass auch auf Rasen in Wimbledon mit ihm zu rechnen sein wird. "Wenn ich gut spiele, habe ich gegen jeden Spieler auf der Welt eine Chance", zeigt sich Tiafoe, der in Runde drei auf Dominic Thiem treffen könnte, selbstbewusst.
Stefanos Tsitsipas
Der Name Stefanos Tsitsipas ist österreichischen Tennis-Fans mittlerweile durchaus ein Begriff. Vier Mal traf der 19-jährige Grieche heuer bereits auf Dominic Thiem, einmal konnte er den Weltranglisten-Siebenten beim ATP-500-Turnier in Barcelona sogar überraschen. Dass der Sohn einer Russin und eines Griechen ein schneller Lerner ist, hat er auch auf Rasen bewiesen: Nachdem er im Vorjahr in Wimbledon sein bislang einziges Rasen-Match verlor, sorgte er in Hertogenbosch (Viertelfinale) und Halle (Achtelfinale) bereits für achtbare Ergebnisse. "Wobei ich mir nicht gedacht hätte, dass die Unterschiede zu anderen Belägen so groß sind", so Tsitsipas. Für den All England Club scheint der ehemalige Junioren-Weltranglisten-Erste, der laut seiner Mutter - einer ehemaligen sowjetischen Tennis-Spielerin - bei der Geburt entbunden wurde, als würde er seinen Arm zu einem Smash ausstrecken, gerüstet zu sein. Womit der Begriff "born ready" eine völlig neue Bedeutung erhält.
Denis Shapovalov
So richtig nach Wunsch lief es für Denis Shapovalov mit zwei Auftaktniederlagen bislang nicht in der Rasen-Saison. Auch sein Hauptbewerbs-Debüt in Wimbledon endete im Vorjahr bereits in Runde eins. Der für sein extrem risikoreiches Spiel bekannte Kanadier ist allerdings auch mit einem jederzeit zum Ausbruch neigenden Vulkan zu vergleichen. Platzt der Knoten, kann es für den 19-jährigen Blondschopf im All England Club ganz weit nach vorne gehen. 2016 holte er sich im Rasen-Mekka bereits den Titel bei den Junioren. Zudem zeigt er sich von Corics Triumph in Halle angespornt: "Das motiviert uns junge Spieler dazu, noch härter zu arbeiten, um ähnliches zu erreichen und besser zu werden. Das ist derzeit ein Trend, dass wir jungen und aufstrebenden Spieler uns gegenseitig nach oben pushen. Obwohl die aktuellen Top-Spieler extrem dominant sind, haben wir schon gezeigt, dass wir das Potenzial haben, über eine Überraschung zu sorgen. Es ist ziemlich cool, zu dieser Gruppe junger Spieler zu gehören."
Alex de Minaur
Als Geheimtipp gilt Alex de Minaur: Der australische Teenager feierte erst im Februar seinen 19. Geburtstag und gilt neben Kyrgios als große Zukunftshoffnung. Seit Saisonbeginn arbeitete er sich von Platz 208 in die Top 80 nach vorne. Als Australier fühlt sich de Minaur natürlich auch auf Rasen pudelwohl. Das bewies der Youngster zuletzt auf Challenger-Ebene, wo er zuerst in Surbiton das Endspiel erreichte und danach das Turnier in Nottingham gewann. Nicht zuletzt dank dieser starken Vorstellung wurde der Junioren-Wimbledon-Finalist des Jahres 2016 (Niederlage gegen Shapovalov) von den Veranstaltern mit einer Wild Card ausgestattet. De Minaur blickt zurück: "Ich kann mich noch gut an das Junioren-Finale erinnern. Das war eine tolle Erfahrung für mich, vor so vielen Leuten zu spielen. Ich hoffe, diese Erfahrung wird mir nützlich sein." Um den Titel wird de Minaur im All England Club heuer natürlich noch eher nicht mitspielen können, für den einen oder anderen Achtungserfolg ist der Youngster aber in jedem Fall gut.