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Thiem: "Habe vom letzten Jahr gelernt"

Darum ließ Dominic Thiem in Paris gegen Alex Zverev nichts anbrennen.

Thiem: Foto: © getty

Erfahrung macht stark. Dominic Thiem gab nach seinem glatten Drei-Satz-Sieg über Alexander Zverev im Viertelfinale der French Open zu, dass ihm nach den ersten beiden Sätzen wieder seine im Vorjahr erlittene Achtelfinal-Niederlage bei den US Open gegen Juan Martin Del Potro in Erinnerung kam.

"So lange er gespielt hat, war ich mir nie sicher, dass ich das Match gewinne", meinte Thiem, der damals gegen den Argentinier einen klaren 2:0-Satz-Vorsprung noch aus der Hand gab.

"Das habe ich auch ein bisschen gelernt letztes Jahr in New York, deshalb habe ich das heute sehr gut zu Ende gespielt", freute sich der 24-jährige Niederösterreicher, dass er diesmal gegen Zverev bis zum letzten Ball mit höchster Konzentration ans Werk ging.



"Er war offensichtlich angeschlagen, aber trotzdem hat er eine so hohe Klasse, dass sofort wieder ein offenes Match zustande kommt, wenn ich ein bisserl nachlasse", sagte der Weltranglisten-Achte nach Erreichen seines Paris-Hattricks.

Kein Vergleich zu Thomas Muster

Auch wenn er nun in Sachen Semifinali in Paris den legendären Thomas Muster (2 Halbfinali) überholt hat: Thiem misst dem nicht viel bei. "Das bedeutet mir nicht sehr viel, weil er hier einfach gewonnen hat. Solange ich das nicht mache, brauche ich darüber gar nicht nachdenken."

Dennoch seien für ihn drei Semifinali "unfassbar". "Das hätte ich nie erwartet, wie ich nach oben gekommen bin oder noch ein Jugendlicher war."

WAS FEHLT THIEM NOCH ZUM SUPERSTAR?

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Doch nun ist Thiem bereit, den nächsten Schritt zu gehen und er artikulierte das auch glasklar. "Ich will auch nicht in die Geschichte eingehen, dass ich das dreimal verloren habe. Ich habe gar keine Lust, dass ich drei Mal das Semifinale verliere. Dazu bedarf es aber am Freitag wieder einer sehr, sehr guten Leistung", weiß Thiem, der zu diesem Zeitpunkt seinen nächsten Gegner noch nicht kannte.

Thiem sieht sich stärker als 2017

Er konstatierte aber, dass aus seiner Sicht in den vergangenen beiden Jahren sein Level im Halbfinale abgefallen war. "Definitiv. Ich glaube, dass ich dieses Jahr so weit bin, dass ich mein Level halte und dass der Gegner sein bestes Tennis zeigen muss, dass er mich schlagen kann."

Als Favorit würde er sich weder gegen Novak Djokovic noch gegen Marco Cecchinato einstufen. "Aber es ist sicher eine andere Ausgangsposition als in den letzten zwei Jahren, da war ich zweimal kompletter Außenseiter, das ist jetzt schon anders."

Als jemand in Bezug auf das gewonnene Fußball-Freundschaftsspiel des ÖFB-Teams über Deutschland "2:0 für Österreich" einwarf, hatte Thiem aber durchaus auch etwas einzuwenden. "Ich glaube, dass die Bühne hier ein bisschen größer war als das Freundschaftsspiel, so ehrlich muss man sein."

Zverev dachte über Aufgabe nach

Sein unterlegener Kontrahent hatte zuvor freilich in völlig anderer Stimmung sein erstes Major-Viertelfinale bilanziert. Schon im vierten Game des ersten Satzes hatte Alexander Zverev ein erstes Zwicken im linken Oberschenkel gespürt, dies aber zu dem Zeitpunkt nach drei Fünf-Satz-Partien aber noch etwas abgetan.

"Bis mitten im zweiten Satz habe ich voll gespielt. Natürlich habe ich in ein paar Momenten Schmerzen gehabt", erklärte der Weltranglisten-Dritte. Als er in Satz zwei dann so klar zurückgelegen war, habe er "schon daran gedacht", ob er aufgeben solle. "Aber ich wollte auf gar keinen Fall in meinem ersten Viertelfinale bei einem Grand Slam aufgeben."

Grundsätzlich wollte er den Physio schon vorher hereinbitten, aber andererseits möge er es nicht, wenn Spieler wegen jeder Kleinigkeit den Therapeuten rufen. "Bei mir, wenn ich ihn rufe, habe ich wirklich was. Das war diesmal leider der Fall. Ich habe versucht, dass es mit dem Tape besser wird."

Grad der Verletzung noch unbekannt

Zverevs nähere Zukunft ist nun für ihn ungewiss. "Bei Muskelsachen weiß man zwei, drei Tage später mehr. Ich hoffe, es ist nichts Riesengroßes. Ich habe ziemlich Schmerzen auf dem Platz gehabt, das hat wirklich wehgetan." Ein MRI, das Zverev demnächst macht, soll Aufschluss über den Grad der Verletzung geben.

Und was meinte der 21-Jährige zur Qualität des Spiels bis zum ersten gröberen Schmerz? "Am Anfang haben wir sehr gut gespielt, es war relativ aggressiv. Er hat versucht, sehr viele hohe Bälle zu spielen. Es hätte wirklich ein interessantes Match werden können, denke ich, so wie wir beide gerade spielen. Leider hat mein Körper nicht mitgemacht."

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