Trotz des Höhenfluges von Dominic Thiem lässt sein Trainer Günter Bresnik immer wieder mit Kritik an seinem Schützling aufhorchen.
Nun erklärt der Coach, warum er dies tut. Wer noch weiter nach oben will, der muss sich nahe an die Perfektion heranarbeiten. "Was wäre ich für ein Trainer, der sich nicht sagen traut, was er schlecht macht? Da würde ich die Achtung vor mir selbst verlieren", so Bresnik zur "APA".
Und schließlich lese er dem Weltranglisten-Siebenten ja nicht die Leviten, sondern spreche vernünftig und analytisch darüber.
Kritik zeigte Wirkung
Thiem neigt für Bresnik noch dazu, zu sehr nach dem Spielstand zu spielen und das kann man auch erkennen, obwohl ein Spiel 3:0 in Sätzen gewonnen wird. Doch nach den ersten beiden Runden der French Open hat der 23-jährige Niederösterreicher den Schalter umgelegt. "Dominic hat das von einer Sekunde auf die andere umgesetzt", sagt Bresnik erfreut.
Der Vater von vier Töchtern, die übrigens dieser Tage erstmals als Quartett bei einem Grand-Slam-Turnier Papa und Thiem bei der Arbeit zugesehen haben, weiß um die weiteren Möglichkeiten seines "Lebenswerks". "Ich hoffe, dass die Reise noch nicht aus ist", meint er noch vor dem Viertelfinale Thiems gegen Novak Djokovic.
"Ich weiß, wie gut Dominic ist. Und für mich ist es hoffentlich nie vorbei, solange Dominic Tennis spielt", versprach Bresnik neuerlich, Thiem bis ans Karriere-Ende weiterbegleiten zu wollen.
Star-Coach nichts für Thiem
Thiem hatte dies auch selbst vor wenigen Tagen für sich gesagt: Die in Mode gekommene Methode, einen ehemaligen Weltstar ins Team zu holen, interessiert Thiem nicht. "Solange der Günter das machen will, solange er mich aushält, sehe ich da keine andere Option", sagte Thiem.
Und wie geht es Bresnik, wenn er in der Spielerbox die Matches verfolgt? "Wenn ich da oben sitze, verfolge ich das komplett nüchtern. Ich sehe ALLES, was bei ihm noch zu verbessern ist und ich freue mich, über das, was gut ist. Das kehre ich auch nie unter den Teppich. Ich habe eine Freude, wenn er so serviert wie jetzt."
Und das wahre Potenzial hat Thiem wohl an einem Glanztag im Viertelfinale von Rom gezeigt.
"Körperlich wie ein Büffel"
Auch wenn das vielleicht noch ein Ausreißer nach oben war: "Nadal ist dort von Dominic vom Platz geschossen worden. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von den Schlägen (Vorhand, Rückhand, Aufschlag, Anm.), behaupte ich, ist bei ihm immer höher als von den anderen. Und körperlich steht er da wie ein Büffel."
Nun galt es noch, auch ein Rezept für Djokovic zu finden. "Der ist einer, der die Fähigkeit hat, mit Dominics Tempo zu spielen und das zurückzugeben. Das haben die anderen nicht." Ein anderes Spiel als das aggressive, schnelle Spiel mit extremem Drall kommt aber auch für Bresnik nicht infrage.
"Das will ich ja nicht, damit würde er sich noch mehr schwächen. Es muss so gut werden, dass er auch gegen solche Leute gewinnen kann." Wer Thiem in Matches und Training beobachtet und seine Einstellung kennt, hat keinen Zweifel daran, dass dieser Tag kommen wird.