news

Thiem: "Wenn der Glaube weg wäre..."

Nach der Davis-Cup-Niederlage sprach Dominic Thiem über fehlendes Feuer und den Glauben an seine Rückkehr zu alter Stärke.

Thiem: Foto: © GEPA

Die Enttäuschung nach der Niederlage von Dominic Thiem gegen Borna Gojo (Spielbericht>>>) im Davis-Cup-Duell gegen Kroatien in Rijeka war groß.

Mit 3:6, 6:7 (2) musste sich der ehemalige Weltranglisten-Dritte der aktuellen Nummer 121 des ATP-Rankings in zwei Sätzen geschlagen geben.

Nach der bitteren Niederlage plauderte Thiem offen über fehlendes Feuer, den Glauben an sich selbst und seine Probleme in seinem Spiel.

Dazu sprach der Niederösterreicher auch über....

...seine Niederlage gegen Borna Gojo

Dominic Thiem: "Ich glaube nicht, dass er über seine Verhältnisse gespielt hat. Er hat gespielt, was er kann und was ich mir erwartet habe. Die meisten Aufschläge hat er zwischen 220 und 230 km/h serviert. Die wenigen Chancen, die ich bekommen habe, habe ich nicht genutzt. Ich habe mir aber auch zu wenige Chancen erarbeitet und ihn selbst zu selten in unangenehme Situationen gebracht. Dieses Problem verfolgt mich aber eh schon seit einiger Zeit. Meine Aufschlag-Games waren okay - mit Ausnahme des einen Breaks, das ich im ersten Satz bekommen habe. Das Tiebreak habe ich einfach schwach gespielt. Sein Aufschlag ist am Ende etwas schwächer geworden und das war ganz klar mein Fehler, dass ich da kein Kapital daraus geschlagen haben.

Das sagt Dominic Thiem zu seiner Niederlage gegen Borna Gojo:

...seine Gefühle nach der Niederlage

Thiem: "Ich bin in erster Linie frustriert darüber, dass es 0:2 steht. Ich hätte dem Team gerne geholfen und auf 1:1 ausgeglichen. Das hätte auch unserem Doppel eine bessere Ausgangsposition beschert.

...seine fehlende Matchpraxis

Thiem: "Ich habe mich ganz gut gefühlt und es lag heute sicher nicht an der fehlenden Matchpraxis. Ich habe mich ganz gut bewegt. Das größte Problem war heute ganz klar der Tiebreak, dass ich da nicht die Initiative ergriffen habe. Das ärgert mich sicher am meisten heute.

...seine Probleme mit der Vorhand

Thiem: "Die Vorhand ist schon da. Ich setze sie aber nicht oft genug so ein, wie ich sie früher eingesetzt habe. Bei einzelnen Ballwechseln ist sie da, aber bei meinen Aufschlägen kommen zu viele Bälle zurück. Ich hab wenig Asse oder Service-Winner. Das war früher meine ganz große Stärke, dass ich direkt angefangen habe, den Punkt zu diktieren und die Gegner nicht mehr ausgelassen habe. Speziell solche Gegner, die größer sind und sich nicht so gut bewegen. Jetzt ist es häufig der Fall, dass ich gut serviere, aber danach noch weiterspielen muss und nicht so gut die Punkte aufbaue wie früher und dann in einer neutralen Position bin. Das nutzen solche Spieler, die sofort draufgehen, dann sofort aus. Irgendwann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich ein Break kriege.

...den ersten Ball nach dem Aufschlag

Thiem: "Das ist sicher der Schlag, der der größte Unterschied zu früher ist. Teilweise ist es in der Rallye echt okay mit der Vorhand, aber dieser erste Ball mit dem ich anfangen sollte, den Ballwechsel zu dominieren, der ist teilweise zu langsam und unplatziert. Dadurch bringe ich den Gegner wieder zurück. Das Einzige, das ich machen kann, ist weiter zu arbeiten und weiter zu trainieren. Ich habe auch gegen Gojo um jeden Punkt gefightet und auf dem lässt sich sicher weiter aufbauen. 

Die Highlights vom Spiel Dominic Thiem gegen Borna Gojo:

...eine mögliche Verunsicherung durch die Niederlagen

Thiem: "Es ist auf jeden Fall eine schwierige Situation. Die letzten beiden Jahre waren nach dem US-Open-Sieg nicht leicht. Ich kann aber nur weiter fighten und alles dafür geben, dass ich wieder auf mein altes Level komme - und ich glaube auch daran, dass ich das schaffen kann.

... möglichen zusätzlichen Input von außen

Thiem: Im Endeffekt hängt es nur von mir ab. Wenn zu viele Stimmen von außen kommen, ist das nicht gut. Ich bin 29 und werde bald 30 Jahre alt sein. Es kann nur funktionieren, wenn ich selbst zu 100 Prozent den Willen dazu aufbringe, mein Toplevel zu erreichen. Auch wenn ich einen Roger Federer an meiner Seite hätte, würde mir der nicht weiterhelfen können, wenn ich nicht selbst alles dafür aufbringe. Das heutige Match war auf jeden Fall ein kleiner Hoffnungsschimmer. 

...seine Zusammenarbeit mit der Management-Firma Kosmos

Thiem: "Ein Management macht mich nicht zum besseren Spieler und wird auch nicht das Feuer in mir entfachen. Deshalb ist es egal, wer mich managt. Kosmos hatte ja auch kein großes Glück mit mir. Ich habe unterschrieben und mir dann gleich das Handgelenk zerfetzt. Das ist für uns beide nicht gut gelaufen. Was von außen kommt, ist im Moment nicht wichtig. Im Moment bin ich selber wichtig und dass ich auf meine 100 Prozent und dass ich voll das Feuer entfache. Da gibt's keine Hilfe von außen, das muss von mir selber kommen. 

...eine Veränderung bei seinem entfachten Feuer nach der Verletzung

Thiem: "Nach dem US-Open-Sieg ist es einmal erloschen. (lacht) Aber darüber haben wir eh schon geredet. Ich will mir deshalb auch nichts vorwerfen. Das ist auch wie ich bin. Es gibt auch andere Spieler, die das noch mehr anspornt und noch mehr dazu bringt, noch bessere Leistungen zu erbringen und sofort Feuer und Flamme sind, den nächsten Grand Slam zu holen. Bei mir war es nicht so. Ich bin ein anderer Typ. Da habe ich auch eine zeitlang gebraucht, bis ich das akzeptiert habe, dass ich mir da diesbezüglich etwas schwerer tu als andere. Was ich auch sicher lernen habe müssen, ist, dass es nur auf mich selber ankommt. Dass ich es selber regeln muss.

...den Glauben, wieder dorthin zu kommen, wo er schon mal war.

Thiem: "Der Glaube ist noch da, auch wenn er noch ganz klein da sein sollte, ist er da. Ich bin mir sicher, dass er auch wieder größer werden wird. Wenn er weg wäre, würde ich nicht da sitzen sondern aufhören und ein anderes Leben leben. Aber der Glaube ist definitiv da. Solange der da ist, werde ich darum kämpfen. 

Das sagt ÖTV-Kapitän Jürgen Melzer zum 0:2-Satz-Rückstand im Davis Cup:

Kommentare