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Thiem: Darum ist er so stark

Der 22-Jährige verrät sein Erfolgsgeheimnis und spricht über den Davis Cup:

Thiem: Darum ist er so stark

Nach seinem ersten Titel auf ATP-500-Level hat Dominic Thiem überglücklich eine Bilanz über seine so erfolgreiche erste Lateinamerika-Tournee gezogen.

Im Interview mit der APA äußert er sich über das enge Finale in Acapulco, das er zu einem Zeitpunkt schon verloren glaubte, über seinen Aufstieg im Ranking und auch über den Davis Cup kommende Woche in Portugal.

Als besonders wichtigen Punkt konstatierte Österreichs aktuell wohl erfolgreichster Einzel-Sportler in einer Weltsportart aber auch die Verpflichtung von Physio Alex Stober.

Frage: Herzliche Gratulation. Was sagen Sie zu ihrer sensationellen Lateinamerika-Tournee?

Dominic Thiem: "Ich bin natürlich überglücklich, es war ein unfassbar schweres Finale. Ich bin einfach nur glücklich gerade."

Frage: Was war denn der Schlüssel zum Finalsieg?

Thiem: "Na ja, es war einfach von Anfang an ein richtig enges Match. Wir wollten beide den Sieg so sehr. Ich habe am Anfang vom dritten Satz auch nicht mehr wirklich geglaubt, dass ich es gewinne. Aber ich habe immer weitergekämpft und nie aufgegeben und dann habe ich es zum Glück gemacht."

Frage: Sie haben im ersten Satz mit für Sie ungewöhnlich vielen Eigenfehlern begonnen, dann ist Ihnen bei 1:4 offenbar der Knopf aufgegangen.

Thiem: "Ja, ich war natürlich nervös. Ganz klar, weil es war doch das erste 500er-Finale, eine Chance, dass ich das gewinne und ich habe sicher nicht so gut gespielt wie im Viertel- und im Semifinale. Er hat halt richtig gut gefightet und Finali sind einfach immer eng."

Frage: Haben Sie schon jemals 22 Asse in nur einem Match geschlagen?

Thiem: "Nein, zum ersten Mal, dass ich so viele Asse geschlagen habe."

Frage: Noch einmal zurück zu dieser Lateinamerika-Tour: Zwei Turniersiege, Halbfinale und Sie sind ab morgen Nummer drei im Race. Was sagen Sie dazu?

Thiem: "Natürlich eine Supersache, aber es ist trotzdem erst Ende Februar. Aber nach zwei Monaten 1.100 Punkte ist ein super Polster einmal. Ich hoffe einfach, dass ich so weitermache in dem Jahr, dann geht es hoffentlich noch weiter nach oben."

Frage: Auch im ATP-Ranking hat sich der Rückstand auf die Top Ten stark verringert. Es sind jetzt noch 285 Punkte und wenn Sie so weiterspielen, werden Sie diese große Marke bald knacken können.

Thiem: "Ich hoffe sehr. Es sind jetzt echt nicht mehr so viele Punkte, aber jetzt müssen endgültig gute Ergebnisse aus den Masters und bei den Grand Slams her. Wenn ich das schaffe, dann sollten die Top Ten auf jeden Fall möglich sein."

Frage: Wie würden Sie denn den Lauf bei den letzten drei Turnieren begründen?

Thiem: "Es hat schwierig begonnen alles. In der zweiten Runde in Buenos Aires habe ich einen Matchball abgewehrt. Es ist auch viel für mich gelaufen, muss man ehrlich sagen, auf dieser Reise. Nichtsdestotrotz: Mit dem Sieg über Nadal und dem Sieg in Buenos Aires habe ich mir Riesen-Selbstvertrauen geholt. Rio das Semifinale, da war ich einfach körperlich kaputt, aber ich habe gewusst, dass ich gut spiele. Deshalb ist auch die Umstellung auf Hardcourt leichter gefallen als sonst. Den ersten 500er-Sieg auf Hardcourt hätte ich trotzdem nie erwartet."

Frage: Wie wichtig war Ihr neuer Physio Alex Stober an Ihrer Seite?

Thiem: "Natürlich war das extrem wichtig. Das war ein richtig wichtiger Schritt, dass ich ihn bekommen habe. Das ist einer der besten Physios auf der Welt und ich bin überglücklich, dass ich ihn habe. Wie man sieht, hat sich das schon in den ersten zwei Monaten bezahlt gemacht."

Frage: Das viele Reisen ist extrem schwierig. Selbst der Flug von Rio nach Acapulco war nicht so einfach.

Thiem: "Ja, der Flug war zehn Stunden, dann noch einmal vier Stunden Zeitunterschied. Das war schon eine lange und mühsame Reise."

Frage: Wie schwierig ist es jetzt für Sie, sich wieder nach vorne zu richten? Vermutlich würde man jetzt gerne durchatmen. Doch jetzt hoffen alle, dass Sie beim Davis Cup in Portugal zwei Einzelsiege holen?

Thiem: "Mit dem Turniersieg im Rücken ist es sicher um einiges einfacher, als wenn ich verloren hätte. Aber nichtsdestotrotz wird es ganz schwierig. Ich freue mich extrem auf den Davis Cup, vor allem fällt mit so einem Sieg im Rücken auch einiges leichter. Es ist wieder indoor, wieder etwas ganz Anderes. Trotzdem hoffen wir natürlich, dass wir das Match gewinnen. Also ich bin ja nicht allein. Ich hoffe, dass mir die anderen drei dabei helfen. Sollte ich ein Match verlieren und wir gewinnen trotzdem den Davis Cup, dann bin ich äußerst zufrieden."

Frage: Ihr Coach Günter Bresnik hat den Davis-Cup-Einsatz nicht so gut geheißen und hätte eine längere Vorbereitung auf die Masters-1000-Turniere vorgezogen. Haben Sie selbst lange nachdenken müssen oder was hat den Ausschlag gegeben?

Thiem: "Einige Sachen haben den Ausschlag gegeben. Also ich bin alles andere als zufrieden mit meinen bisherigen Auftritten im Davis Cup. Es wird jetzt einmal Zeit, dass sich das ändert und dann ist das Team super. Mit Gerald (Melzer) verstehe ich mich sehr gut, der Dennis (Novak) ist einer von meinen drei besten Freunden und mit dem Alex (Peya) verstehe ich mich auch gut. Und wenn dann der Andy (Haider-Maurer) wieder dabei ist, denke ich, haben wir echt gute Chancen, dass wir in naher Zukunft wieder in der Weltgruppe spielen."

Frage: Sie sind also keineswegs ausgebrannt oder ein bisschen erfolgsmüde, sondern auch für den Davis Cup voller Motivation?

Thiem: "Sicher. Nach einem Turniersieg ist man nie ausgebrannt. Ausgebrannt ist man, wenn man ein paar Erstrunden-Niederlagen hat, obwohl man dann keine Matches spielt, aber man wird komplett leer im Kopf. Aber nach Turniersieg, Semi, Turniersieg bin ich richtig geil auf den Davis Cup. Es wird natürlich nicht leicht mit Fliegen und Jetlag, aber ich denke es wird mir körperlich gut gehen."

Frage: Machen Sie noch in Wien Zwischenstation?

Thiem: "Ich muss auf jeden Fall heim, ich habe überhaupt keine Sachen mehr (lacht). Ich werde Dienstag oder Mittwoch ankommen."

Frage: Wie geht es Ihnen jetzt körperlich?

Thiem: "Körperlich ist es mir die ganze Zeit gut gegangen. Es war mental und konzentrationsmäßig ein bisserl ein Unterschied, weil ich es doch nicht gewohnt bin, so viele Matches auf so hohem Niveau zu spielen. Sicher werde ich irgendwann ein bisserl müde werden, aber ich hoffe, das ist in der turnierfreien Zeit."

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