Für Dominic Thiem geht die Süd- und Mittelamerika-Tournee in der Nacht auf Freitag in die nächste Runde.
Im Viertelfinale des ATP-500-Turniers von Acapulco trifft der 22-jährige Niederösterreicher erstmals auf Grigor Dimitrov (nicht vor 3 Uhr MEZ).
Thiem erwartet sich gegen den oft als "Mini-Federer" bezeichneten Bulgaren ein echtes Tennis-Schmankerl: "Grigor ist ein großartiger Entertainer. Für die Zuschauer sollte es ein spaßiges Match werden und für uns wird es das hoffentlich auch sein."
Eines steht auf jeden Fall jetzt schon fest: Den Wechsel von Sand auf Hartplatz hat der Schützling von Günter Bresnik, der in diesen Wochen allerdings von Joakim Nyström vertreten wird, perfekt gemeistert.
Erfolgreicher Belagwechsel
Nach seinem relativ souveränen Auftaktsieg über den Bosnier Damir Dzumhur (ATP 95) holte sich Thiem bei dem fast zwei Stunden dauernden Drei-Satz-Erfolg über Dimitry Tursunov weitere wichtige Matchpraxis auf Hardcourt.
"Es war ein wirklich harter Kampf. Am Anfang habe ich vielleicht etwas zu schlampig agiert, was aber wahrscheinlich auch etwas am Belagswechsel liegt. Auf Hartplatz muss man doch anders spielen als auf Sand", meinte Thiem, der in der Vergangenheit auf einem neuen Untergrund immer wieder leichte Anlaufprobleme hatte.
"Ich bin sehr froh, dass ich mich hier weiter gekämpft habe. Das habe ich wohl auch dem zuletzt gewonnenen Selbstvertrauen zu verdanken", sagte der Sieger von Buenos Aires und Halbfinalist von Rio de Janeiro.
Für Ranking-Verbesserung braucht es weiteren Sieg
Erfolge, die ihn im aktuellen ATP-Ranking auf Position 15 und damit auf ein neues Career High nach vorne spülten. Der Viertelfinal-Einzug in Mexiko macht sich vorläufig aber noch nicht in der Weltrangliste bemerkbar bzw. hat nicht einmal Auswirkungen auf sein Punktekonto.
Seine schlechtesten noch in seiner Punkte-Wertung befindlichen Ergebnisse sind nämlich die beiden Halbfinali-Einzüge in Brisbane und St. Petersburg, die beide ebenfalls jeweils 90 Zähler wert waren.
Bei einem Halbfinal-Einzug in Acapulco würde Thiem insgesamt 180 bekommen, womit er sein Netto-Punktekonto um 90 Punkte aufstocken könnte. Dadurch könnte er sich in der kommenden Woche auf Position 14 verbessern.
Turniere in Thiems Punkte-Wertung
Datum | Turnier | Runde | Punkte |
---|---|---|---|
8.2.2016 | Buenos Aires | Sieg | 250 |
27.7.2015 | Gstaad | Sieg | 250 |
20.7.2015 | Umag | Sieg | 250 |
18.5.2015 | Nizza | Sieg | 250 |
4.1.2016 | Brisbane | Halbfinale | 90 |
21.9.2015 | St. Petersburg | Halbfinale | 90 |
Aus der Wertung fallende Turniere
Datum | Turnier | Runde | Punkte |
---|---|---|---|
22.2.2016 | Acapulco | ? | 90 |
3.8.2015 | Kitzbühel | Halbfinale | 90 |
26.10.2015 | Basel | Achtelfinale | 45 |
27.4.2015 | München | Viertelfinale | 45 |
Dafür benötigt es freilich eine starke Leistung gegen Dimitrov, der nicht umsonst seit Jahren als einer der kommenden Stars auf der Tour gehandelt wird, bislang aber noch nicht den ganz großen Durchbruch schaffte. "Ich hoffe, dass ich mich gut fühle und fit sein werde. Ich glaube, dass es ein großartiges Match werden wird", ist Thiem überzeugt.
Dimitrov nach privaten Troubles auf dem Weg zurück
Nach einem durchwachsenem Jahr 2015 scheint nämlich auch Dimitrov wieder zurück zu alter Stärke zu finden.
Nachdem er 2014 erstmals den Sprung in die Top Ten schaffte und sogar auf Position acht des ATP-Rankings zu finden war, kam bei dem heute 24-jährigen Bulgaren nämlich etwas Sand ins Getriebe. Aufgrund durchwachsener Ergebnisse rutschte er beinahe aus den Top 30, derzeit ist er die Nummer 26 der Welt.
Mit ein Grund für das sportliche Tief könnte das Liebesleben gewesen sein, das im Vorjahr etwas turbulent verlief. Nach einem angeblichen Techtelmechtel mit Playboy-Model Nikoleta Lozanova, die mittlerweile die neue Freundin von Real-Star Cristiano Ronaldo sein soll, zerbrach die langjährige Beziehung mit Maria Sharapova.
Zu Jahresbeginn wurde Pop-Star Nicole Scherzinger in Brisbane in der Spieler-Loge des bulgarischen Feschaks gesichtet. Seitdem scheint es auch sportlich wieder besser zu laufen.
In Brisbane und bei den Australian Open verlor er jeweils erst gegen Roger Federer. In Sydney stand er im Endspiel und vorige Woche in Delray Beach war im Halbfinale Endstation.
Einhändiges Rückhand-Duell
Dass Dimitrov weiterhin das Potenzial hat, ganz oben im Ranking mitzumischen und auch das Zeug zum künftigen Grand-Slam-Sieger hat, ist in der Tennis-Szene unbestritten. Seinen Spitzname "Mini-Federer" trägt er schließlich nicht umsonst. Ästethisch steht er auf einer Stufe mit dem Schweizer Tennis-Maestro.
Im Duell gegen Thiem kommt es übrigens zu einer weiteren Besonderheit auf der heutigen ATP-Tour: Sowohl der Bulgare als auch der Niederösterreicher spielen die Rückhand einhändig. Ein Umstand, der vor allem ältere Tennis-Fans bereits jetzt schon mit der Zunge schnalzen lässt.
Christian Frühwald