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Djokovic und der dubiose Wetter-Guru

Eine Nr. 1 der Tennis-Welt hat's nicht so leicht wie man meinen möchte.

Djokovic und der dubiose Wetter-Guru Foto: © getty

In dieser Woche rutschte Novak Djokovic im ATP-Ranking hinter Dominic Thiem zurück.

Während sich der Niederösterreicher mit Platz sechs über ein neues Karriere-Hoch freuen darf, nimmt der Serbe mit Rang sieben die schlechteste Positionierung seit über zehn Jahren (April 2007) ein.

Aufgrund einer Ellbogenverletzung, die sich der 30-Jährige bereits im Vorjahr bei einem Unfall in der eigenen Wohnung zugezogen haben soll, beendete Djokovic bereits nach Wimbledon vorzeitig die Saison.



Seitdem befindet sich der ehemalige Weltranglisten-Erste im Ranking zwangsläufig im freien Fall.

Gritsch erzählt von extremen Belastungen

Für Djokovic könnte das halbe Sabbat-Jahr allerdings ein willkommener Anlass sein, um wieder einmal seinen Kopf frei zu bekommen, um in Folge im Jänner wieder neu und mit frischen Kräften durchzustarten.

Sein ehemaliger Fitnesscoach Gebhard Gritsch erzählte bei einem Vortrag Auf der Schmelz in Wien, dass die jahrelangen Anstrengungen und Entbehrungen an der Spitze des Welttennis' nicht immer leicht für den Serben zu verkraften gewesen wären.

„Die Nummer 1 der Tennis-Welt zu sein, ist wirklich kein Spaß. Ein normaler Turnier-Tag hat es in sich. Stretching in der Früh, Mentaltraining, zu Mittag Aufwärmübungen, Einschlagen auf der Anlage, Taktikbesprechung vor dem Match und Abkühlphase nach dem Spiel. Oft kommt er erst um drei Uhr ins Bett...“

Djokovic stellt sich die Sinnfrage

Mit der Geburt seiner beiden Kinder Stefan (2014) und Tara (2017) kamen auch zusätzliche familiäre Verpflichtungen hinzu. „Da stellst du dir automatisch irgendwann die Sinnfrage und fragst dich: ‚Besteht mein Leben nur aus Tennis?‘ Und da kann die Antwort am Ende natürlich nur ‚Nein!‘ lauten“ so Gritsch, von dem sich Djokovic Anfang Mai wie auch vom gesamten weiteren Trainer-Team überraschend trennte.



Der zwölffache Grand-Slam-Sieger vertraut seitdem vor allem auf die Expertisen von Alt-Superstar Andre Agassi. Einziges Überbleibsel aus der Vergangenheit ist Mental-Trainer Pepe Imaz.

Der 43-jährige Spanier arbeitet seit dem Jahr 2012 mit dem mittlerweile zwölffachen Grand-Slam-Sieger zusammen. Seit einem Jahr begleitet der Esoterik-Guru den „Djoker“ regelmäßig bei seinen Turnieren.

Imaz sieht große Veränderungen bei Djokovic

„Er hat sich als Mensch und als Profi verändert. Er geht mit anderen Personen respektvoller um und hat eine größere Akzeptanz erlangt“, spricht Imaz in einem Interview mit der spanischen „AS“ über die Entwicklung von Djokovic durch die gemeinsame Zusammenarbeit.

Laut Imaz wurde der Serbe dank ihm ruhiger und harmonischer. „Novak fühlt sich gut und seit wir dieses Abenteuer begonnen haben, hat er es geschafft, immer wieder neue Turniere zu gewinnen - zum Beispiel die French Open im vergangenen Jahr.“

Djokovic mit Ex-Fitnesscoach Gritsch
Foto: © getty

Dass es seit dem langersehnten Triumph in Roland Garros im Jahr 2016 nicht mehr so rund lief, führt Imaz auf körperliche Probleme zurück. „Seine physische Verfassung hat sich verschlechtert“, sieht sich der von manchen Seiten auch sehr kritisch gesehene Guru diesbezüglich nicht in der Verantwortung.

Rätselraten um Djokovic-Tief

Den wahren Grund für das Djokovic-Tief kennt wohl nur der Serbe selbst. Und der ehemalige Weltranglisten-Erste weiß dank seiner Erfahrung wohl auch am besten, was und wer ihm in Zukunft am besten helfen wird können. Schließlich sei es Djokovic laut Gritsch gewohnt, mit zahlreichen Anfragen bezüglich einer Zusammenarbeit konfrontiert zu sein.

Beinahe täglich würden bei einem Superstar dieser Kategorie esoterische Mental-Experten, Gurus und Wunderheiler auf der Türmatte stehen.

Djokovic und der Wetter-Guru

„Diese Leute können sich und ihre Methoden extrem gut verkaufen. Die wissen genau, was sie wie sagen müssen, um bei den verschiedenen Menschen ein Gehör zu finden“, erklärt der Tiroler, der Imaz aus dieser Kritik allerdings herausnimmt und nicht mit so manchem Scharlatan vergleichen will.

So erzählte Gritsch bei seinem Vortrag auch eine besonders unterhaltsame Anekdote: „Einmal wollte so ein Guru unbedingt mit Novak zusammenarbeiten. Nach einem längeren Spaziergang mit ihm, fragte ich den Guru, wie es denn so lief. Er antwortete mir: ‚Puh! Das war jetzt richtig harte Arbeit, die ganzen Wolken wegzuschieben, damit wir im Sonnenschein spazieren gehen konnten.‘ Danach legte er Novak noch ein Angebot für eine Zusammenarbeit vor.“

„Er meinte, es ginge ihm nicht um Geld. Es wäre einfach nur wichtig für ihn, seine Gabe mit der Menschheit teilen zu können“, schmunzelte Gritsch.

Rückkehr für Australien geplant

„Da Novak aber nun mal in einer finanziell guten Position wäre, müsste er schon ein bisschen etwas verlangen. Zwei Millionen Euro pro Jahr wären seiner Meinung nach gerechtfertigt gewesen. Wir haben ihn danach nicht mehr bei uns gesehen“, lächelte der Tiroler über die dreisten Forderungen so mancher „Wunder-Gurus“.

Auch ohne Hilfe von übernatürlichen Kräften hofft Djokovic im Jänner in Australien wieder ins Geschehen eingreifen zu können. „Er konzentriert sich auf die Reha-Therapie und physische Aspekte“ so Imaz. „Er absolviert eine Behandlung, die ihn auffrischen kann.“ Mit dem Schläger könne Djokovic allerdings noch nicht trainieren.

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