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Lukas Neumayer - Tennis-Hoffnung will nach oben

19-jähriger Radstädter hat mit Ex-Thiem-Coach Bresnik Großes vor.

Lukas Neumayer - Tennis-Hoffnung will nach oben Foto: © GEPA

Durch den verletzungsbedingten Absturz von Dominic Thiem im ATP-Ranking wurde deutlich, was wache Augen schon seit einiger Zeit immer wieder kritisch anmerkten: Abseits des Superstars aus Lichtenwörth schafften es in den letzten Jahren so gut wie keine Österreicher in die Weltspitze.

Einzig Dennis Novak gelang kurzzeitig der Sprung in die Top 100, mittlerweile befindet sich – wie in den vergangenen Wochen ausführlich berichtet – kein einziger ÖTV-Spieler mehr in diesem elitären Kreis – sowohl bei den Herren als auch bei den Damen.

Ein junger Mann aus Salzburg möchte zumindest in der mittelfristigen Zukunft seinen Teil dazu beitragen, dass das rot-weiß-rote Tief im ATP-Ranking bald wieder der Vergangenheit angehört: Lukas Neumayer legte seit Saisonbeginn einen bemerkenswerten Aufschwung hin.

"Hab heuer viel konstanter gespielt"

Unter anderem dank seiner ersten beiden Future-Titel stürmte er in der Weltrangliste von Position 660 auf den 434. Rang. Doch damit hat der erst 19-jährige Radstädter, der als eine der heißesten heimischen Zukunftsaktien gilt, noch lange nicht genug.

"Ich habe das erreicht, was ich mir vorgenommen habe", sieht sich Neumayer im Gespräch mit LAOLA1 erst am Anfang seines Weges.

"Ich habe vor dieser Saison richtig gut trainiert und im Training schon richtig gut gespielt. Im Match habe ich das aber oft noch nicht abrufen können. Heuer habe ich viel konstanter gespielt. Deshalb bin ich mit den letzten Monaten auch recht zufrieden", erklärt der Youngster, der mittlerweile bei Günter Bresnik in dessen Tennis-Akademie in der Südstadt trainiert.

"Wir arbeiten seit circa eineinhalb Jahren zusammen und es macht mir extrem viel Spaß. Ich freue mich immer, wenn ich nach Wien komme. Das Training ist sehr cool und die Intensität ist sehr hoch", ist Neumayer mit seiner Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Dominic-Thiem-Coach sehr zufrieden.

Training mit Monfils und Co.

Vor allem die Möglichkeit, mit stärkeren Sparring-Partnern trainieren zu können, sei für die weitere Entwicklung des Teeangers extrem wichtig. "In Salzburg war das Training auch sehr gut, aber mit Trainingspartnern hat es meistens recht schlecht ausgesehen."

Speziell die Saisonvorbereitung auf Teneriffa mit Weltklasse-Spielern wie Gael Monfils und David Goffin war für den Youngster etwas ganz Besonderes: "Seitdem ich in Wien trainiere, trainiere ich viel mit solch guten Spielern und das ist extrem wichtig, um besser zu werden. Das hat man schon zu Saisonbeginn gemerkt, als ich gleich einmal viel besser gespielt habe."

Wo noch die Unterschiede zu solchen Spitzenspielern liegen? "Körperlich sind sie sicherlich noch weiter und generell besser. Monfils spielt einfach noch einmal viel schneller. Zudem sind sie viel konstanter und können natürlich mehr Erfahrung vorweisen."

Neumayer hat in den vergangenen Monaten bereits viel an Lebenserfahrung gewinnen können. Schon vor einiger Zeit hat der Youngster den Sprung aus dem eigenen Nest gewagt und ist nach Wien in eine WG gezogen.

Lobende Worte von Coach Bresnik

"Er ist sehr selbstständig", lobt Coach Günter Bresnik im Gespräch mit LAOLA1. "Da geht alles in die richtige Richtung. Er ist 19 Jahre alt, wäscht schon seine Wäsche selbst und geht alleine einkaufen." Zudem bringe er die nötige Disziplin, Ehrgeiz und eine außergewöhnliche Belastbarkeit mit. "Das sind viele Voraussetzungen, die für einen Tennisprofi wesentlich sind. Das Technische muss man ihm halt noch beibringen, aber wenn ich das nicht schaffe, dann habe ich versagt."

Hilfreich sei laut Bresnik auch das "gute Elternhaus".  Die Eltern führen in Radstadt ein Geschäft für Land- und Gartentechnik und haben ihre vier Kinder – Lukas hat drei jüngere Geschwister im Alter von 17, 7 und 6 Jahren – schon früh zum Sport bzw. zum Tennis geführt.  "Mehr als zwei bis drei Wochen am Stück bin ich aber eh selten weg und dann bin ich eh schon wieder daheim und freu mich natürlich auch darauf, wenn ich wieder mal 1-2 Tage daheim bei meinen Eltern bin", erzählt Neumayer, der als Kind noch zwei weitere Sportarten regelmäßig ausübte.

Entscheidung zwischen Tennis und Golf

Neben dem in Salzburg obligatorischen Skifahren war dies neben Tennis auch Golf, wo er sich ebenfalls bei Turnieren versuchte. "Skifahren ist schon ein bisschen früher weggefallen, am Ende habe ich mich dann für Tennis entschieden. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich dort am besten war. Ich war im Golf auch ganz okay, aber Tennis hat mir wohl am meisten Spaß gemacht."

Die Coaches Gerald Kamitz und Günter Bresnik
Foto: © GEPA

Dass er einmal etwas im Sport machen würde, stand für Neumayer schon früh fest. Seit seinem 12. Lebensjahr steht der Beruf des Tennisprofis ganz oben auf der Wunschliste. Eine sehr wichtige Rolle für diese Entscheidung spielte Tennis-Coach Gerald Kamitz, der Neumayer bereits als 10-Jährigen unter seine Fittiche nahm und für eine – laut Bresnik - "gute Ausbildung" sorgte.

"Nachdem ich mich für Tennis entschieden habe, haben wir fast täglich auf das Ziel Tennis-Profi hintrainiert. Meine Eltern haben mir immer alles ermöglicht und mich auch zu jedem Training geführt. Das war natürlich immer ein Riesenvorteil."

Kamitz agiert nun als Touring-Coach

Der ehemalige Haupttrainer und Entdecker ist trotz Neumayers Umzug nach Wien weiterhin an dessen Seite zu finden. Mittlerweile fungiert er in erster Linie als Touring Coach. Laut Bresnik funktioniere die Zusammenarbeit mit dem Salzburger ganz hervorragend.

"Wir haben ein sehr gutes Verhältnis", erzählt der 61-jährige Niederösterreicher. "Es ist schön, dass es da überhaupt kein Konkurrenzverhältnis oder Neid gibt. Der schätzt meine Arbeit und dem ist nur wichtig, dass der Sportler erfolgreich ist. Dem geht's nicht um wirtschaftliche Interessen oder darum, sein Gesicht im Fernsehen zu sehen."

Dementsprechend einfach gestaltet sich die Aufteilung: "Wenn er nicht bei einem Turnier ist, trainiert er bei mir in der Südstadt. Gerald fährt mit ihm so gut es geht auf die Turniere mit. Das ist eine ganz gute Synergie. Dadurch kleben die beiden auch nicht ständig aufeinander. Wenn du 50 Wochen im Jahr 10 Stunden pro Tag zusammenklebst, dann kann das schnell einmal zu viel werden."

Arbeit am Aufschlag

In der Südstadt arbeitet Bresnik mit seinem Schützling derzeit vor allem am Aufschlag. "Der muss besser werden. Die Vorhand halte ich teilweise schon für sehr gut. Die könnte in ein bis zwei Jahren ein richtig aggressiver Schlag sein. Der Übergang zum Netz muss aber noch besser werden."

Auch bei der Athletik könne man noch einiges herausholen. Obwohl er "grundsätzlich ein sehr guter Athlet ist. Das ist echt in Ordnung. Aber es gehört natürlich alles noch verbessert."

Die Vorhand soll als "Waffe" dienen
Foto: © GEPA

Neumayer, der seine Vorhand durchaus als Waffe bezeichnen würde, ist das bewusst: "Meine Vorhand und meine Rückhand sind schon ganz gut, ich muss aber schauen, dass die Schläge noch schneller werden und ich brauche die Konstanz, dass ich diese Schläge nicht nur über einen Satz, sondern auch über einen längeren Zeitraum spielen kann."

Casper Ruud als Vorbild

Neben dem Klassiker Roger Federer nennt Neumayer als mögliches Vorbild übrigens auch den Norweger Casper Ruud, der sich ebenfalls am liebsten auf Sandplätzen aufhält und bei den French Open am Mittwoch den Halbfinal-Einzug geschafft hat. "Der taugt mir. So würde ich auch gerne mein Spiel gestalten."

Ruud ist aktuell die Nummer acht der Welt. Wie weit es für Lukas Neumayer noch nach oben gehen kann? Bresnik: "Das ist einer, von dem ich mir erwarte und erhoffe, dass er unter die ersten 100 kommt und die ersten 100 gehen ja von 1 bis 100. Da ist alles drinnen", meint der ehemalige Theim-Coach, der bezüglich der Top 100 aber auch festhält: "Du musst dort erst einmal reinkommen bis zu einem Alter von 22, 23 Jahren, damit du dort erstmal 10 bis 15 Grand-Slam-Turniere spielen kannst. Erst dann bist du dort eigentlich angekommen."

Top 300 bis Jahresende

Der Weg ist also noch lang. Der Aufstieg soll in kleineren, aber stetigen Schritten gelingen. In den kommenden Monaten wird sich Neumayer vermehrt auf Challenger-Ebene versuchen und dort erste größere Erfolge einfahren.

"Im ATP-Ranking will ich Ende des Jahres mindestens in den Top 300 stehen", setzt er sich die Messlatte realistisch. "Da sind wir glaube ich auf einem ganz guten Weg. Das Level das ich derzeit über einen Satz spielen kann, will ich dann über zwei Sätze spielen können. Dann werde ich sicher öfter gegen Spieler gewinnen, die derzeit noch vor mir platziert sind."

Sollte dies der Fall sein, würde der Weg unweigerlich weiter nach oben führen.

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