news

Haider-Maurer steht kurz vor Tour-Comeback

So verarbeitete Andreas Haider-Maurer seine schlimme Verletzung.

Haider-Maurer steht kurz vor Tour-Comeback

Seit Oktober 2015 fehlt Andreas Haider-Maurer aufgrund einer hartnäckigen Fersen-Verletzung auf der ATP-Tour.

Die ursprünglich in dieser Woche geplante Rückkehr ist sich zwar nicht mehr ausgegangen, nach den French Open soll es für den 30-jährigen Waldviertler aber endlich so weit sein.

„Ich bin wirklich zufrieden. Der Heilungsverlauf ist richtig gut. Die Freude auf das Comeback ist extrem groß“, fiebert der ÖTV-Davis-Cupper im LAOLA1-Interview seinem ersten Wettbewerbs-Match entgegen.

Bei uns erklärt der ehemalige Weltranglisten-47., warum er sein Comeback kurzfristig noch einmal verschob, wie er mental die extrem lange Auszeit verkraftete und warum Dominic Thiem für ihn ein ganz heißer French-Open-Tipp ist.

LAOLA1: Andi, zuerst einmal die wichtigste Frage: Wie geht es dir?

Andreas Haider-Maurer: Danke, mir geht es mittlerweile zum Glück gut. Ich bin wirklich zufrieden. Es sind nur ein paar Kleinigkeiten, die noch schmerzfrei werden müssen. Grundsätzlich halte ich jetzt schon wieder viel aus.



LAOLA1: Wann wirst du wieder auf die Tour zurückkehren?

Haider-Maurer: In der zweiten Woche der French Open will ich ein Challenger-Turnier bestreiten. Das muss ich aber noch abklären, weil dort schon alle Wild Cards vergeben sind. Danach spiele ich zwei weitere Challenger und dann steht ohnehin schon Wimbledon auf dem Programm. Danach muss ich mir genau überlegen, bei welchen Turnieren ich die 12 Protected Rankings einsetzen werde.

LAOLA1: Bei den Challenger-Starts hoffst du also auf Wild-Cards der Veranstalter, um dir deine Protected Rankings aufzusparen?

Haider-Maurer: Genau. Wobei das nicht so leicht ist, weil natürlich viele Turniere ihre Wild Card für die einheimischen Spieler reservieren. Ich habe aber auch kein Problem damit, in den Qualifikationsbewerben an den Start zu gehen. Ich brauche sowieso die Matchpraxis. Nach Wimbledon stehen einige ATP-Turniere auf Sand auf dem Programm wie Umag, Gstaad oder Kitzbühel. In Kitzbühel hoffe ich natürlich auf eine Wild Card - das würde mir helfen.

LAOLA1: Ursprünglich wolltest du schon in dieser Woche auf die Tour zurückgehen. Warum hast du dein Comeback verschoben?

Ich glaube, dass mir jetzt noch ein paar Wochen Training gut tun. Der Heilungsverlauf war in den letzten sechs Wochen richtig gut und den will ich nicht unterbrechen.

AHM über die neuerliche Comeback-Verschiebung

Haider-Maurer: Ich glaube, dass mir jetzt noch ein paar Wochen Training gut tun. Der Heilungsverlauf war in den letzten sechs Wochen richtig gut und den will ich nicht unterbrechen. Dafür gehe ich dann ohne Risiko wieder auf Tour.

LAOLA1: Gibt es denn ein Rückfall-Risiko?

Haider-Maurer: Nein, das nicht. Ich spüre aber immer noch einen Unterschied zum anderen Fuß und das wird auch noch ein bisschen dauern, bis das nicht mehr so ist. Ich will einfach jedes Risiko ausschließen. Das Schlechteste was mir passieren kann ist, dass ich nach zwei oder drei Turnier-Wochen irgendein Problem bekomme.

LAOLA1: Seit wann bist du schmerzfrei bzw. stehst du wieder voll im Training?

Haider-Maurer: Schmerzfrei bin ich eigentlich immer noch nicht. Mit dem aktuellen Schmerz kann ich aber umgehen und leben. Ich trainiere seit einigen Wochen auf einem sehr hohen Pensum und war auch erst vor kurzem in der Südstadt, um drei Tage mit Dominic Thiem zu trainieren. Da haben wir am Stück über drei Stunden gespielt. Da war alles schon gut belastbar.

LAOLA1: Wie war dein Gefühl nach den Einheiten mit Dominic, wie weit du noch von der Tour weg bist?

Haider-Maurer: Im Training habe ich schon ein sehr gutes Gefühl. Mir fehlt einfach noch die Matchpraxis, die man nicht trainieren kann. Ich werde sicher noch ein paar Matches brauchen, bis ich wieder drin bin. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich da schnell Anschluss finde.

LAOLA1: Wie sieht es mit deiner Fitness aus?

Haider-Maurer: Sehr gut. Ausdauer und Fitness kann ich ja schon länger wieder trainieren. An manche Belastungen muss sich der Körper einfach noch gewöhnen. Das war besonders am Anfang schwierig, weil die Pause sehr lang war.

LAOLA1: Eineinhalb Jahre bist du nun schon von der Tour weg. Wie verarbeitet man das mental?

Haider-Maurer: Es war eine ganz harte Zeit. Vor allem nach den ersten Monaten war es sehr schwierig, weil ich nicht wusste, ob es überhaupt wieder besser wird. Da bin ich mental schon sehr geprüft worden. So eine Zeit habe ich noch nie durchgemacht. Umso größer ist aber die Freude, dass ich jetzt wieder spielen kann. Ich freue mich auf die Turniere mehr als je zuvor. Ich habe in dieser Zeit sicherlich viel gelernt.

LAOLA1: Was zum Beispiel?

Haider-Maurer: Dass man seine Zeit als Tennis-Profi schätzen muss und das nicht als selbstverständlich hinnehmen darf. Als Spieler ist man oft genervt, wenn man jede Woche woanders hinfahren muss. In der Pause wird einem erst bewusst, dass das etwas sehr Besonderes ist. Niederlagen werde ich sicher nicht mehr so dramatisch sehen wie früher. Man kann aus so einer schwierigen Phase viel mitnehmen.

LAOLA1: Wie hast du die Zeit verbracht, als du körperlich so gut wie nichts machen konntest?

Haider-Maurer: Ich hatte natürlich viele Arztbesuche und Therapien, bei denen ich immer wieder mit meinem Problem konfrontiert worden bin. Nach der Operation kommt eine Phase, in der man hofft, dass es wieder besser wird. Dann habe ich versucht, mich abzulenken und Freunde zu treffen. Das war aber gar nicht so leicht, weil ich vier, fünf Monate nur auf Krücken unterwegs war. Da kannst du nicht viel machen.

LAOLA1: Wie intensiv hast du die Turniere verfolgt?

Haider-Maurer: Die ATP-Tour habe ich schon genau verfolgt und mir auch viel im Fernsehen angesehen. Witzig ist, dass ich viele junge Spieler gesehen habe, die man vor einem Jahr gar nicht gekannt hat - wie Taylor Fritz oder Francis Tiafoe. Außerdem haben es einige Spieler ganz weit nach vorne geschafft, die ich früher meistens geschlagen habe. Lucas Pouille zum Beispiel, der hat es jetzt sogar auf Position 14 geschafft. Da denkt man dann natürlich darüber nach, was alles möglich gewesen wäre, wenn man selbst spielen hätte können.

LAOLA1: Wie beurteilst du die aktuelle Situation auf der Tour?

Haider-Maurer: Es ist sehr spannend, weil gerade ein Generationswechsel im Gange und dadurch alles sehr offen ist. Sehr viele Spieler spielen bei den Turnieren um den Sieg mit. Obwohl jetzt auf Sand wieder Rafael Nadal mit seiner Dominanz begonnen hat. Das ist schon sehr beeindruckend.

LAOLA1: Wie schätzt du die Chancen von Dominic Thiem ein, ihm auf Sand Paroli bieten zu können?

Haider-Maurer: Sehr gut. Mir gefällt er überhaupt extrem gut. Er spielt so gefährlich wie kaum ein anderer und deshalb ist ihm auch alles zuzutrauen. Es gibt keinen Spieler gegen den er nicht gewinnen kann – vor allem auf Sand. Für mich ist er bei jedem Sandplatz-Turnier Mit-Favorit – auch in Paris. Die Dichte ist aber natürlich enorm. Es gibt auch viele Spieler gegen die man verlieren kann.

Kommentare