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Thiem: Was besser wurde und besser werden muss

Deshalb ist Österreichs Tennis-Ass in London so stark. Wo noch Luft nach oben ist:

Thiem: Was besser wurde und besser werden muss Foto: © getty

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Dominic Thiem ist ein Mann der kleinen Schritte. Konsequent arbeitete sich der 26-jährige Niederösterreicher seit Beginn seiner immer noch jungen Karriere Schritt für Schritt nach oben.

Während andere Spieler dank einer überraschenden Leistungsexplosion plötzlich den Sprung ins Rampenlicht schaffen und dann aus diesem auch schnell wieder für einige Zeit verschwinden, hat sich der Weltranglisten-Fünfte meist ohne größere Rückschläge in der Weltklasse des Herren-Tennis festgesetzt.

So ist Thiem beispielsweise der einzige Spieler, der heuer zum vierten Mal in Folge beim ATP World Tour Finals mit von der Partie ist.

Ausgerechnet in London könnte er nun den nächsten, möglicherweise alles entscheidenden Schritt zur absoluten Spitze machen. Erstmals schlug er in der O2-Arena mit Roger Federer und Novak Djokovic zwei der „Big Three“ in Folge.

Niemand zweifelt mehr daran, dass Thiem am Sonntag seinen ersten ganz großen Titel feiern könnte. Daran ändert auch die am Donnerstag im letzten und bedeutungslosen Gruppenspiel erlittene Niederlage gegen Matteo Berrettini nichts.

Doch warum hat Österreichs Tennis-Superstar in den vergangenen Monaten einen Sprung nach vorne gemacht?

Wir haben drei Punkte gefunden, warum Thiem stärker als zu Saisonbeginn ist und zudem drei Punkte ausgearbeitet, an denen der Lichtenwörther in Zukunft noch feilen sollte, um den nächsten kleinen Schritt nach oben setzen zu können.

Das hat Thiem stärker gemacht:

Offensivere Spielweise

Schon bei den Turnieren in Asien fiel der deutlich offensivere Spielstil von Thiem auf. Während er in früheren Jahren meist auf der Grundlinie klebte, sucht er jetzt immer öfter den Weg ans Netz. „Mit seinen Schlägen und Möglichkeiten muss er einfach öfter nachgehen“, erklärte schon im Oktober Vater Wolfgang Thiem im LAOLA1-Interview die Umstellung, die noch nicht hundertprozentig vollzogen ist. "Er kommt jetzt vorne immer besser zurecht."

Mentale Stärke

Was für eine Bilanz: 15 von 17 Entscheidungssätzen konnte Thiem in dieser Saison für sich entscheiden. Zahlen, die deutlich belegen, wie stark der 26-Jährige mittlerweile bei den sogenannten „Big Points“ agiert. In der Wiener Stadthalle machte er drei Mal einen 0:1-Satz-Rückstand wett und auch im Kracher gegen Novak Djokovic musste er mehrmals Rückschläge verarbeiten. Aus diesem Holz sind große Champions geschnitzt!

Höhere Konstanz

Kritiker verwiesen in den vergangenen Jahren immer wieder auf die fehlende Konstanz von Thiem im Vergleich zu den großen Superstars der Szene. Auch wenn dieser Vorwurf nur teilweise richtig war, schließlich gab es abseits der "Big Three" kaum einen konstanteren Spieler, scheint der Niederösterreicher nun endgültig auf einer Ebene mit den ganz großen seiner Zunft zu stehen. Das hat er mit seinen Siegen über Federer und Djokovic unter Beweis gestellt.

Was noch besser werden muss:

Aufschlag

Im Vergleich zu vielen anderen Top-10-Spielern bekommt Thiem bei eigenem Aufschlag immer noch zu wenig „Freipunkte“. Nur bei 73,5 Prozent seiner ersten Aufschläge machte der Lichtenwörther in dieser Saison den Punkt. Damit liegt er im Jahres-Ranking nur auf Platz 31. Zudem kann er nur 83,7 Prozent seiner Service-Games für sich entscheiden, womit er es gerade noch unter die Top 20 schafft. Da er mit seiner Körpergröße von 1,85 Meter freilich etwas limitiert ist, muss er wie etwa Djokovic mehr Variation in seine Aufschläge bringen.

Volley

Für einen Spieler mit dem Ballgefühl von Dominic Thiem ist sein Volley leider immer noch nicht auf jenem Niveau, wo er sein könnte. Obwohl sich der Schützling von Nicolas Massu diesbezüglich in den vergangenen Jahren schon massiv verbessert hat, ist freilich immer noch reichlich Luft nach oben vorhanden. Setzt Thiem seinen offensiveren Spielstil weiter fort, wird sich dieser Makel allerdings wohl schon in naher Zukunft behoben haben.

Virus-Anfälligkeit

Die wohl größte Schwäche von Dominic Thiem ist rein körperlicher Natur: Seitdem der 26-Jährige auf der Tour ist, muss er sich immer wieder mit virusbedingten Krankheiten herumschlagen, die ihm längere Pausen bescheren. Thiem muss sein Immunsystem in den Griff bekommen. Sonst wird es vor allem im Ranking schwer, ganz nach oben an die Spitze zu gelangen.

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