Die am Samstag in Lille beginnende Tour de France verspricht im Kampf um den Sieg wieder einen Zweikampf zwischen Tadej Pogačar und Jonas Vingegaard.
Der im Vorjahr überlegene Slowene hat in der laufenden Saison bereits wieder mehrfach groß aufgetrumpft. Auch bei der Generalprobe im Rahmen der Dauphiné war der Weltmeister nicht weit vor dem Dänen Vingegaard und deutlich vor allen anderen der Stärkste.
Für den Rest des Feldes um Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel und den bei der Tour schon mehrfach glücklosen Primož Roglič dürfte es einmal mehr nur um die Ehrenränge gehen.
Mit Felix Gall rechnet sich auch ein Österreicher Chancen auf einen Spitzenplatz aus. 2023 war der Osttiroler bei seinem Debüt mit dem Königsetappensieg Achter geworden, im Vorjahr lief es mit Platz 14. nicht mehr so sensationell. Rang vier bei der allerdings nicht topbesetzten Tour de Suisse lässt Gall aber wieder auf mehr hoffen.
Nervöse Anfangsphase im Norden Frankreichs
Abhängig vom Verlauf der ersten Woche mit mehreren hektischen und gefährlichen Sprint- und Klassikerabschnitten im Norden Frankreichs könnte er sich notgedrungen im späteren Verlauf auch auf einzelne Etappen oder das Bergklassement konzentrieren, kündigte Gall an.
Erstmals in das von Gall favorisierte Hochgebirge führt die Strecke gegen Ende der zweiten Woche in den Pyrenäen. Harte Anstiege wie im Zentralmassiv warten jedoch schon davor.
Ab der zwölften Etappe geht es mit etlichen Bergetappen Schlag auf Schlag. Besonders viel Spektakel verheißen der Mont Ventoux (16. Etappe), der Col de la Loze (18.), an dem Gall vor zwei Jahren glänzte, oder La Plagne (19.).
Maßgeschneidert für Kletterspezialisten ist auch der Kampf gegen die Uhr bergauf nach Peyragudes (13.), wenig zu melden wird Decathlon-Kapitän Gall im flachen Einzelzeitfahren in Caen (5.) haben.
Topfavorit Pogačar für Großkampf gerüstet
Pogačar ist hingegen auf allen Terrains ein Siegkandidat und offenbart nur ganz selten Schwächen. Zuletzt hatte er bei der Dauphiné im Zeitfahren einen etwas schlechteren Tag, daraufhin schlug er mit noch nie da gewesenen Aufstiegsrekordwerten besonders eindrucksvoll zurück. Und auch die letzten Trainingswochen stimmen ihn zuversichtlich.
"Ich bin froh, dass ich eine nahezu perfekte Vorbereitung hatte - alles lief reibungslos, vor allem nach dem tollen Höhentrainingslager mit meinen Teamkollegen. Es wird ein harter Kampf bis nach Paris, aber ich bin bereit, alles zu geben", sagte Pogačar. Gleichzeitig ist er nicht zuletzt wegen seines 2023 in der Schlusswoche erlebten Einbruchs mit Vingegaard als Nutznießer gewarnt. "Die Tour ist unberechenbar, und das macht sie so besonders."
Seit damals hat er das Geschehen auch abseits der Tour mit zahlreichen Eintages- und Rundfahrterfolgen nahezu durchwegs dominiert. Deshalb ist es gut möglich, dass der Slowene bereits in der ersten Phase auf das Gelbe Trikot losgeht.
Die Führung danach zu verteidigen, sollte ihm unterstützt von seinen hochkarätigen UAE-Teamkollegen kaum Probleme bereiten. Und in den entscheidenden Momenten im Kampf Mann gegen Mann war er zuletzt ohnehin unantastbar.
Roglič und Lipowitz als Red-Bull-Doppelspitze
Pogačars finanzkräftiger Emirates-Rennstall kann mit Tour-de-Suisse-Gewinner João Almeida einen weiteren potenziellen Siegkandidaten als Edelhelfer des Slowenen aufbieten.
Der zweimalige Tour-Champion Vingegaard hat ebenfalls ein schlagkräftiges Visma-Aufgebot um Matteo Jorgenson zur Verfügung. Roglič geht für Red Bull zwar als nominelle Nummer 1 an den Start, der sturzanfällige Routinier dürfte mit dem heuer mehrmals groß aufzeigenden Deutschen Florian Lipowitz aber wohl eher eine Doppelspitze bilden. Spätestens in den Pyrenäen wird sich zeigen, wer die Führungsrolle bekleidet.
Das Tour-Finale in Paris ist erstmals seit 50 Jahren kein Fall für die reinen Sprinter. Das Rennen endet zwar auf den Champs-Élysées, zuvor geht es aber wie bei Olympia 2024 auf einem dreimal zu befahrenen Rundkurs über den gepflasterten Montmartre-Anstieg.
Hierbei könnte Marco Haller ganz vorne mitmischen. Der Olympia-Sechste startet erstmals im Schweizer Wildcard-Team Tudor in seine insgesamt bereits zehnte Tour. Der dritte Österreicher im Peloton ist Gregor Mühlberger (Movistar).