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So global ist Österreichs Team für Olympia

Viele Aktive mit Migrationshintergrund und ganz persönlichen Geschichten:

So global ist Österreichs Team für Olympia Foto: © GEPA

Im 75-köpfigen österreichischen Team für die Olympischen Sommerspiele in Tokio gibt es viel Migrationshintergrund.

Manche Aktive sind schon "Ewigkeiten" für Rot-Weiß-Rot im Einsatz, manche nicht so lange. Jeder hat aber seine persönliche Geschichte und gemeinsam ist ihnen allen, dass sie in den kommenden Wochen in Japan für ihr neues Heimatland mit Stolz, Eifer und Überzeugung um Gold, Silber und Bronze bzw. ein gutes Abschneiden kämpfen.

Ihren ersten Auftritt im Zeichen der Fünf Ringe hat Liu Yuan. Die 35-Jährige musste die im Tischtennis langen Sperrzeiten für Einsätze für die neue Nation abwarten, ist nun aber voll Eifer. "Es ist ein Wahnsinn, ein so gutes Gefühl, dass ich bei Olympischen Spielen dabei bin", sagte sie der APA - Austria Presse Agentur. Seit bereits 15 Jahren lebt Liu in der Alpenrepublik, folgte somit ihrer Ex- und nun auch aktuellen Landsfrau Liu Jia, der Wegbereiterin für den Tischtennis-Aufschwung in Österreich.

Liu Yuan: Alles begann mit fünf Jahren

"Am Anfang habe ich in Italien, Holland und Deutschland gespielt", erzählte Liu Yuan. "Dann habe ich meinen Mann kennengelernt. Er ist ein chinesischer Trainer, war aber schon in Österreich. Wegen ihm hauptsächlich bin ich hergekommen." Mit fünf Jahren habe sie in Südwest-China angefangen, mit ihrem Vater Tischtennis zu spielen. "Er hat mir diese Chance gegeben." In China hatte sie in einer Profi-Equipe gespielt, in Europa folglich in nationalen Ligen.

Mit dem aus Ungarn stammenden Robert Gardos und Sofia Polcanova kommen zwei weitere Aktive des Tischtennis-Teams aus anderen Ländern. Polcanova ist aus Moldau, seit 2008 in Österreich und seit 2010 Staatsbürgerin. Bei einer Schüler-EM 2005 habe ein Bekannter Günter Renner von Linz AG Froschberg angesprochen. "Dieses Mädchen hat Talent, aber keine Möglichkeit, das Potenzial auszuschöpfen", erinnerte sich Polcanova an die damaligen Worte. Bald folgte die Übersiedlung nach Linz.

Martirosjan: "Ich musste alles alleine machen"

(Text wird unter darunter fortgesetzt.)

Ebenfalls 2005 ging es für Sargis Martirosjan von Armenien nach Österreich. "Ich habe mit dem armenischen Verband gestritten, konnte nicht für Armenien international starten", erzählte der Gewichtheber. "Daher wollte ich für eine andere Nation starten. Ich habe Österreich ausgesucht, weil das ist auch so ein kleines schönes Land wie Armenien." Damals sei Österreichs Nationaltrainer Armenier gewesen. "Das habe ich aber nicht gewusst."

Am Anfang habe er aber sowieso keine Trainingsmöglichkeit gehabt, sei über Traiskirchen nach Traisen gekommen. Von dort ging es später täglich mit dem Bus 80 km zum Training nach Brunn/Gebirge und wieder zurück. "Es war alles schwierig. Ich war alleine da, keine Familie. Ich musste alles alleine machen." Mit der Zeit sei aber alles besser geworden. "Der Verein hat meine Leistungen gesehen, in Mödling wurde eine Wohnung für mich gefunden", erläuterte Martirosjan.

2014 folgte die Einbürgerung, beim zweiten Wettkampf danach die Qualifikation für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro. "In kurzer Zeit zwei Olympische Spiele, vier internationale Medaillen - unglaublich, das ist kein schlechtes Ergebnis", meinte der 35-Jährige nicht ohne Stolz. Seine Verbindung zu Armenien nutzte ihm im Vorjahr während des ersten Lockdowns. "Als in Österreich alles zu war, habe ich dort trainiert. Als dort alles zu war, bin ich zurück, da war in Österreich wieder Training möglich."

Vom Flüchtling zum Olympia-Starter

Die Synchronschwimmerinnen Eirini-Marina und Anna-Maria Alexandri waren mit Drillingsschwester Vasiliki 2012 aus Griechenland gekommen, um ihr (sportliches) Glück zu suchen. Ausschlaggebend war ihre aktuelle Trainerin Albena Mladenowa, die vor ihrem Österreich-Engagement zehn Jahre in Griechenland tätig gewesen war. Die gebürtige Bulgarin überzeugte Mutter Artemis Alexandri, dass die Kombination im Leistungszentrum Südstadt von Schule und Training optimal sei. 2014 wurde eingebürgert.

Seine Heimat Äthiopien verließ Marathonläufer Lemawork Ketema im Frühjahr 2013 auf der Suche nach einem sicheren Leben. Nach seiner Ankunft in Traiskirchen wartete er als Flüchtling in Greifenstein an der Donau auf den positiven Asylbescheid. Die Familie von Judoka Shamil Borchashvili kommt aus Tschetschenien, er lebt seit seiner Kindheit in Österreich. Ebenso wie die ihre Wurzeln in der Slowakei habende Magdalena Krssakova.

Viele Daumendrücker aus aller Welt

ÖOC-Aktive mit aus anderen Ländern stammenden Vorfahren gibt es einige: Ruderin Valentina Cavallar beispielsweise, sie hatte vor mehreren Generationen italienische Verwandte aus dem Raum Triest. Bei Vielseitigkeitsreiterin Kathrin Khoddam-Hazrati ist der Großvater aus Persien nach Fürstenfeld gezogen und Schwimmer Simon Bucher ist auf seinen aus Japan stammenden, vor zwei Jahren verstorbenen Großvater stolz. Viele seiner Verwandten leben heute in Japan.

In Wels geboren ist Siebenkämpferin Ivona Dadic. Weil ihre Eltern aus Kroatien kommen, hat sie gleich in zwei Ländern viele Daumendrücker. Seglerin Lorena Abicht hat dank österreichischer Mutter und deutschem Papa zwei Staatsbürgerschaften.

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