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Ohne Hinternabwischer zu Olympia

Der Olympia-Sportler, der nicht nur in Österreichs Förder-Dschungel besticht:

Ohne Hinternabwischer zu Olympia

Verbands-Funktionär zählt im Augenblick nicht zu den Berufswünschen von Rene Pranz.

Das notwendige Rüstzeug dafür brächte der 30-Jährige mit.

Zum einen hat Österreichs Beitrag zum Olympischen Fecht-Turnier in Rio 23 Jahre Planche-Erfahrung, zum anderen schreibt er sich Förder-Ansuchen selbst.

Richtig gehört, Pranz wälzt sich eigenhändig durch den rot-weiß-roten Förderdschungel. Für einige ein fast Olympia-würdiges Unterfangen.

Der internationale Fechtverband und auch das OÖC verlangten dann aber doch noch eine sportliche Qualifikation. Diese erbrachte das Florett-Ass bei der Zonen-Ausscheidung in Prag im April, als er sich das allerletzte Europa-Ticket unter den Nagel riss.


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Damit geht Österreichs lange Fecht-Tradition bei Olympia weiter. Seit 1924 war ÖFV-Sportler mit Ausnahme von Moskau 1980 bei allen Sommerspielen vertreten.

Da haben sich Türen geöffnet

Die Förder-Ansuchen waren zuletzt nicht das einzige, worum sich Pranz kümmern musste. Auch die für die Form eminent wichtigen Trainingslager bezahlte er aus eigener Tasche und organisierte sie mit seinem Trainer Jewgenij Pikman.

Aufgaben, die im Falle einer Olympia-Hoffnung für gewöhnlich in den Bereich des jeweiligen Fachverbands fallen. Pranz nimmt seinen ÖFV dennoch in Schutz. „Wahrscheinlich ist der Fecht-Verband da auch einfach ein wenig zu klein dafür.“

Rene Pranz qualifiziert sich mit 30 Jahren erstmals für Olympische Spiele

Vielmehr streicht der Friseurs-Sprössling die positiven Aspekte hervor. „Ich mag nicht jammern. Du weißt, was du brauchst und kannst selbst haushalten mit dem Budget.“ Dies seien wichtige Eckpunkte für einen Athleten.

Zumal sich nach geschaffter Olympia-Quali zuletzt Besserung einstellte. Team Rot-Weiß-Rot und Sporthilfe finanzieren ihm nun einen Teil der Rio-Vorbereitung. „Am meisten unterstützt mich aber die Salzburger Landessport-Organisation. Die haben versucht, möglichst viele Fördertöpfe für mich anzuzapfen“, gibt Pranz zu verstehen, dass er sich in dieser Hinsicht vieles einfacher vorgestellt hätte.

„Aber für mich ist das erledigt. Was ich habe, das habe ich und aus. Jetzt gilt meine volle Konzentration der Olympia-Vorbereitung.“

Rio ist diesbezüglich ohnehin eine andere Kragenweite: Die Vorbereitungen des ÖOC auf das Groß-Ereignis laufen bereits seit mehreren Jahren. „Es ist schon fast ungewohnt, wenn alles gemanagt ist, du dich um nichts mehr kümmern musst und sogar noch was bekommst“, spielt das Florett-Ass schmunzelnd auf die 70 Teile umfassende ÖOC-Ausrüstung an.

Wie man sich richtig Sorgen macht

Es liegt auf der Hand, dass der Wirtschaftsstudent, der nach neun Jahren seinen Platz im Heeressportzentrum verloren hat, unterm Zuckerhut zu den Außenseitern gehört. Mit dem Bewusstsein, nichts verlieren zu können, sitzt die Zunge entsprechend locker. „Es sind meine ersten Spiele, von daher stecke ich mir bescheidene Ziele und möchte sie gewinnen“, lacht er.

Doch Außenseiter hin oder her – in einem Einzelgefecht sei laut Pranz ohnehin alles möglich. Und dass bei ihm zuletzt ein wenig mehr möglich war, verdankt er Mario Plesser. Mit dem Salzburger Sportpsychologen arbeitet er seit mittlerweile fünf Jahren zusammen. Dabei lernte Pranz, wie er mit störenden Gedanken, etwa Ängste und Druck im Wettkampf, am besten umgeht. Ein Quantensprung für ihn.

„Du kannst solche Gedanken nicht einfach aus deinem Kopf verbannen. Darum versuche ich, schon im Vorfeld darüber nachzudenken, um diese Gedanken im entscheidenden Moment einfach zulassen zu können.“

Sich bereits Wochen vor einem Turnier mit Versagens-Ängsten oder anderweitigen Schwierigkeiten lebhaft auseinanderzusetzen sei freilich nicht schön, doch es hilft. Pranz tänzelt dadurch viel befreiter über die Planche.

„Wenn du dir bei 14:14 denkst: Boah, jetzt muss ich unbedingt treffen! Dann fehlt dir am Ende genau dieses winzige Bisschen zum Treffer“, spricht er aus eigener Erfahrung.

Dass es bei ihm auf die Lockerheit ankäme, wusste der Sunnyboy schon recht früh, wie er zu dieser jedoch kommt, war knifflig. „Er (Plesser; Anm.) war dann der Erste, der mir gesagt hat, dass ich nicht zu einer WM fahren und mir einreden kann, dass ich locker bin. Weil: Wie willst du locker sein, wenn es um etwas geht? Schließlich ist es dir ja nicht wurscht, wie du bei einer WM abschneidest.“

Somit überrascht es wenig, dass Pranz auch schon sechs Wochen vor den Spielen bereits viel in Rio ist. Zumindest mit dem Kopf.

 

Reinhold Pühringer

 


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