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Tischtennis: Das wäre die Lösung der (internen) Probleme

Zuletzt gab es diverse Auffassungsunterschiede im heimischen Tischtennis. ÖTTV-Präsident Wolfgang Gotschke zeigt im LAOLA1-Interview eine mögliche Lösung auf.

Tischtennis: Das wäre die Lösung der (internen) Probleme Foto: © GEPA

Es waren unruhige Zeiten, die das österreichische Tischtennis zuletzt begleiteten.

Konkret ging es dabei um Auffassungsunterschiede zwischen dem ÖTTV als Verband und der Bundesliga, die für negative Schlagzeilen gesorgt haben.

Im LAOLA1-Interview schildert ÖTTV-Präsident Wolfgang Gotschke seine Sicht der Dinge und versucht dabei auch eine konstruktive Lösung aufzuzeigen.

LAOLA1: Welches Bild gibt das österreichische Tischtennis derzeit in der Öffentlichkeit ab?

Wolfgang Gotschke: Sportlich ein sehr gutes! Wir können eigentlich sowohl in der Bundesliga als auch international große Erfolge vorweisen. Es ist bedauerlich, dass dies derzeit durch andere Diskussionen überlagert wird. Auf der Strecke bleibt der Sport und vor allem die hervorragenden Ergebnisse im Nachwuchsbereich. Wenn man bedenkt, dass wir uns erstmalig für eine Jugendweltmeisterschaft im U-15-Bereich qualifiziert haben, bei der nur 12 Nationen startberechtigt sind, zeigt das deutlich den eingeschlagenen Weg.

LAOLA1: Trotzdem gab es zuletzt diverse Negativschlagzeilen. Im Kern geht es um Auffassungsunterschiede zwischen Verband und Bundesliga. Von Teilen der Liga wurden zuletzt immer wieder mangelnde Transparenz und zu wenig Mitspracherecht ins Treffen geführt…

Gotschke: Ich bin seit Juni 2021 ÖTTV-Präsident. Die Bestrebungen, die Bundesliga selbstständig arbeiten zu lassen, sind vom ersten Moment an von mir gekommen. Es war meine Initiative, dass sich die Bundesliga eine ordentliche Geschäftsordnung gibt. Unter meiner Ägide gab es den ersten von den Vereinen selbst gewählten Bundesliga-Vorsitzenden. Mein Ziel war es immer, dass die Bundesliga möglichst unabhängig arbeiten kann. Parallel dazu kam es zum Sponsor-Vertrag mit "win2day" und zum Übertragungs-Vertrag mit dem ORF – zu beidem haben die Bundesligaverantwortlichen nichts beigetragen. Davor hatte die Bundesliga weder einen prominenten Bewerbs-Sponsor noch vertraglich abgesicherte ORF-Live-Spiele. Aber durch eine gewisse Desinformation des Bundesliga-Ausschusses an die Vereine hat es zuletzt oft so ausgesehen, als ob der Verband hier Informationen zurückhält. Das Gegenteil ist hier der Fall.

ÖTTV-Präsident Wolfgang Gotschke bemüht sich um eine Lösung
Foto: © GEPA

LAOLA1: Schauen wir uns den einen oder anderen Vorwurf genauer an. Einige Liga-Vertreter monieren, dass die Vereine nicht vom Sponsor-Deal mit "win2day" profitieren. Warum eigentlich nicht?

Gotschke: Grundsätzlich gibt es für die Bundesliga zwei größere Einnahme-Quellen. Einerseits die Lizenzgebühren, damit ein Verein mitspielen kann, andererseits den Sponsor. Dann gibt es natürlich Ausgaben, um den Spielbetrieb zu finanzieren. Am Ende des Tages gibt es ein Plus oder ein Minus. Vorige Saison ist ein Plus herausgekommen. Über dieses Plus kann die Bundesliga frei verfügen. Die Problematik ist aber, dass der Bundesliga-Ausschuss – in diesem Fall der Vorsitzende – das nicht transparent nach außen an die Vereine weitergibt. Wenn die Bundesliga selbstständig arbeiten möchte, so ist es nicht Aufgabe des ÖTTV, die Bundesliga-Abrechnung zu veröffentlichen.

LAOLA1: Bundesliga-Vorsitzender ist Tarek Al-Samhoury, der in dieser Funktion auch dem ÖTTV-Vorstand angehört. Zuletzt hat es Bestrebungen einzelner Landesverbände gegeben, ihn aus diesem Gremium abwählen zu lassen. Dies wiederum wird als Schachzug interpretiert, dass die Liga im Verband an Einfluss verliert. Diese Interpretation erscheint logisch.

Gotschke: Nach genauerer Betrachtung ist sie das aber nicht. Alle Entscheidungen der Bundesliga werden erstens im Bundesliga-Ausschuss und zweitens in der Generalversammlung getroffen, in welcher die Bundesliga vier Stimmen hat. Das heißt, es ist nicht entscheidend, ob der Bundesliga-Vorsitzende im ÖTTV-Vorstand sitzt oder nicht. Aber das wird nicht entsprechend an die Vereine transportiert. Bei den Vereinen landet, dass die Bundesliga nicht mehr im ÖTTV-Vorstand angehören soll. Dabei gibt es schon auch andere Hintergründe.

LAOLA1: Welche?

Gotschke: Der Bundesliga-Vorsitzende ist grundsätzlich eine ehrenamtliche Funktion. Der Bundesliga-Ausschuss hat aber nun beschlossen, dass die Tätigkeit des Vorsitzenden ab der Saison 2023/2024 abgegolten werden soll. Die Umsetzung dieses Beschlusses ist aber nicht so einfach. Ich will nicht zu technisch werden, aber dies bedarf einer genaueren Erklärung: Für den Stellenplan ist im ÖTTV die Präsidenten-Konferenz zuständig. Wenn der ÖTTV jemanden anstellen möchte, muss das die Präsidenten-Konferenz genehmigen. Eine Anstellung von Tarek Al-Samhoury wurde jedoch von der Präsidenten-Konferenz abgelehnt. Da die Bundesliga jedoch den Vorsitzenden bezahlen möchte, die Bundesliga aber keine eigene Rechtspersönlichkeit ist, muss ich als Verbands-Präsident eine Lösung finden. Und die Lösung - eine Honorierung mittels Werkvertag – geht laut Experten rechtlich einwandfrei nur dann, wenn der Vorsitzende vom ÖTTV weisungsfrei agieren kann. Und weisungsfrei agieren kann er nur dann, wenn er kein Mitglied des Leistungsorganes – sprich Vorstandes - ist, weil es hier immer wieder zu "Überschneidungen" kommt.

LAOLA1: Wie ist hier der Letztstand?

Gotschke: Der Antrag wurde bei der Generalversammlung zurückgezogen.

LAOLA1: Wird der Bundesliga-Vorsitzende aus dem Bundesliga-Budget bezahlt?

Gotschke: Das stimmt. Aber in diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass Tarek Al-Samhoury immer noch kein Budget für diese aktuelle Saison vorgelegt und im Bundesliga-Ausschuss beschlossen hat.

LAOLA1: Differenzen gibt es auch um jenes Vertragswerk, das die Sichtbarkeit von Liga-Sponsor "win2day" regelt. Wer diese Richtlinien nicht unterschreibt, darf nicht an der Bundesliga teilnehmen – wie etwa im Fall des TTC Villach. Warum legt der ÖTTV den Vereinen einen solchen "Knebelvertrag" vor, wie ihn Kritiker nennen?

Gotschke: Das ist doch kein Knebelvertrag! Auch hier: Die Bundesliga-Werbebestimmungen hat nicht der ÖTTV beschlossen, sondern die Bundesliga in ihrem Ausschuss. Dort werden die Entscheidungen getroffen. Das hat die Bundesliga den Vereinen auch zur Kenntnis gebracht. Alle Vereine außer Villach haben dem zugestimmt. Auch der Verantwortliche vom TTC Villach war zum Zeitpunkt des Beschlusses im Bundesliga-Ausschuss vertreten. Villach hat nun angekündigt, dass sie den ÖTTV wegen Verdienstentgang klagen wollen. Aber noch einmal: Diese Entscheidungen trifft nicht der ÖTTV, sondern der autonom agierende Bundesliga-Ausschuss..

LAOLA1: Der Vorteil solcher Unstimmigkeiten kann sein, dass sie im Idealfall zu konstruktiven Lösungen führen. Wie könnte eine solche aus Ihrer Sicht aussehen?

Gotschke: Ich befürworte, dass wir die Bundesliga mittels einer Vereinbarung komplett selbstständig machen.

LAOLA1: Das heißt konkret?

Gotschke: Der ÖTTV hat eine Vereinbarung ausgearbeitet, in der sowohl die Rechte und Pflichten des Verbandes als auch die Rechte und Pflichten der Bundesliga festgehalten sind. Der Entwurf wurde gemeinsam mit dem Bundesliga-Vorsitzenden ausgearbeitet und im ÖTTV-Vorstand einstimmig mit seiner Stimme beschlossen und an die Bundesliga übermittelt. Über diesen Entwurf müssen wir jetzt diskutieren. Das ist ein ganz normaler Prozess – die eine Seite legt etwas vor, die andere möchte einige Punkte anders lösen und am Ende des Tages muss eine Vereinbarung herauskommen, mit der beide Seiten zufrieden sind.

LAOLA1: Was wäre der Vorteil einer solchen Regelung?

Gotschke: Der wichtigste Punkt ist, dass die Bundesliga ihr eigenes Konto bekommt, über das alle Einnahmen und Ausgaben laufen. Das heißt, transparenter geht es nicht mehr. Derzeit gibt es immer wieder seitens der Bundesliga ein unnötiges und ungerechtfertigtes Misstrauen gegenüber dem ÖTTV und dessen Finanzverantwortlichen. Das sollte sich dann von selbst erledigen.

LAOLA1: Soll ein Konstrukt entstehen, das jenem von ÖFB und Fußball-Bundesliga ähnelt? Hier agiert man in vielen Bereichen ebenfalls autonom, verhandelt beispielsweise auch getrennt voneinander mit Sponsoren.

Gotschke: Das ist das Ziel. Wenn mir ein Sponsor in Verhandlungen sagt, dass er neben dem Nationalteam auch Leistungen aus der Bundesliga haben möchte, werde ich die Bundesliga selbstverständlich mitnehmen und mich dafür einsetzen, wie ich es bereits bei win2day oder dem ORF-Vertrag getan habe. Aber es geht dann auch darum, das auch transparent in zwei Verträgen abzubilden. Beim Verband haben wir uns in Sachen Sponsoren auch noch nichts zu Schulden kommen lassen und alle Vereinbarungen bestmöglich umgesetzt. Wir haben auch einen sehr guten Werbewert.

LAOLA1: Über diese öffentliche Diskussion ist der Liga-Sponsor nicht erfreut.

Gotschke: Ich möchte mich in diesem Zusammenhang bei unserem Liga-Sponsor "win2day" recht herzlich bedanken. Die Verantwortlichen von "win2day" sind immer gesprächsbereit und für Kompromisse aufgeschlossen, sie zeigen Verständnis und haben noch Geduld mit der Bundesliga und dem ÖTTV. Wenn wir aber die Diskrepanzen nicht in den Griff bekommen, wird die Nachsicht einmal ein Ende haben.

LAOLA1: Wie zuversichtlich sind Sie, dass im österreichischen Tischtennis bald wieder der Sport im Mittelpunkt steht?

Gotschke: Wenn wir diese Vereinbarung umsetzen, wird das gelingen. Denn worum geht es unterm Strich? Dass wir für unsere Athletinnen und Athleten da sind und den Tischtennis-Sport als Ganzes nach vorne bringen. Mit der Heim-Europameisterschaft 2024 haben wir eine riesige Chance, den nächsten Schritt gemeinsam zu gehen. Uneinigkeit unter Funktionären hilft niemandem weiter. Deshalb braucht es diese konstruktive Lösung. Und das möglichst bald.


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