Eine Filmszene, die die allermeisten Menschen kennen: Tom Hanks spielt in einem Lazarett Tischtennis. Er spielte zur Unterhaltung der Insassen, wurde immer besser und spielte am Ende für die USA gegen China. Eine direkte Anspielung auf die Ping-Pong-Diplomatie.
Wie viele Szenen in dem Film tangiert der mit sechs Oscars ausgezeichnete Film hier die Wirklichkeit. Denn China wurde von den USA als Feind angesehen. Nach dem gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus brach nach dem 2. Weltkrieg der Kalte Krieg aus, vornehmlich zwischen der Sowjetunion und dem Westen.
1949 kam es zur Gründung der Volksrepublik China durch die Kommunistische Partei. Schon im Koreakrieg (1950-53) und dem Vietnamkrieg (1955-75) standen sich Ost und West am Schlachtfeld gegenüber. Nordkorea und Vietnam bekamen Unterstützung durch die Sowjetunion und die Volksrepublik China.
In den 50er- und 60er-Jahren wurde bei den Warschauer Gesprächen versucht, diplomatische Beziehungen zwischen Washington und Peking aufzubauen, was scheiterte. Erst die Tischtennis-Weltmeisterschaft 1971 in Japan leitete die Beziehungen ein.
Der Aufstieg Chinas zur Tischtennisnation

Ein Schritt zurück. Tischtennis wurde wie viele moderne Sportarten im Großbritannien des 19. Jahrhunderts erfunden als Zeitvertreib nach dem Essen. Anfang des 20. Jahrhunderts gelangte es über die Handelsrouten nach Japan, Korea und daher China. Der Sport wurde in der Republik China (1912-49) nach dem Ende der Monarchie großgeschrieben; somit auch "Ping Pong". Doch vor dem Zweiten Weltkrieg dominierten bei den Ländervergleichen noch Japan und Korea.
Revolutionär Mao Tse-Tung erhob Tischtennis kurz nach der Gründung der Volksrepublik schließlich zum Nationalsport. Hintergrund dieser Entscheidung war, dass es eine günstige Sportart ist, die keine großen, teuren Plätze benötigt, körperlich nicht sehr anstrengend ist und von praktisch jedem gespielt werden kann.
Schon 1956 holte China die erste WM-Medaille (Bronze), 1961 dann die erste Goldene. 1967 und 1969 trat man nicht an, erst eben 1971 wieder. Die Dominanz ist bis heute beeindruckend, bei Weltmeisterschaften holte China über 430 Medaillen. Ungarn als erster Verfolger nur 200. Bei Olympia (seit 1988) hat China 66 Medaillen geholt. Der Rest der Welt 64.
Wie ein Busgespräch Weltpolitik veränderte

1971, nach einiger Zeit der WM-Abstinenz, trafen der US-Amerikaner Glenn Cowan und der Chinese Zhuang Zedong aufeinander. Doch nicht am Tisch, sondern im Bus. Cowan hatte seinen Bus in Nagoya verpasst und hüpfte in jenen des chinesischen Teams. Der erst 19 Jahre alte US-Amerikaner wurde ignoriert, Zedong, zu dem Zeitpunkt mit 30 Jahren deutlich älter, grüßte ihn und gab ihm ein Siebdruckporträt des Huangshan-Gebirges.
Es war der Ausgangspunkt der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. US-Präsident Richard Nixon besuchte China und somit Mao Tse-tung im Februar 1972. Zwei Monate später kam Zhuang mit einer chinesischen Tischtennis-Delegation in die USA, Kanada, Mexiko und Peru.
Die Medien strichen die freundlichen Beziehungen zwischen den Sportlern aus Ost und West hervor. Heutzutage geht man davon aus, dass Tischtennis eine große Rolle in der Normalisierung zwischen den USA und China gespielt hat.
Der diplomatische Durchbruch

Ab 1973 unterhielten beide Länder Büros in den jeweiligen Hauptstädten. Die volle Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und China erfolgte am 1. Januar 1979. Wie es mit dieser Kooperation nun weitergeht, ist offen. Auch, inwiefern Tischtennis da wirklich wichtig war; denn die zufällige Begegnung der Spieler war natürlich nicht der einzige Austausch auf informeller Ebene.
Abseits der politischen Bühne hatten die Protagonisten ihre eigene, bewegende Geschichte, denn genauso wild wie die Geschichte der Beziehungen war auch das Leben der beiden Sportler. Zedong wurde noch in den 70er-Jahren eine Affäre mit Jiang Qing nachgesagt – der Frau von Mao Tse-tung. Als dieser starb, wurden dem Tischtennisspieler Verbindungen zu der "Gang of Four" nachgesagt – einer Gruppe Politiker, die während der Kulturrevolution (1966-76) Verrat begangen haben sollen bzw. Verbrechen.
Zedong wurde ins Gefängnis geworfen und 1980 als Tischtennistrainer in die Provinz geschickt. Erst 1985 durfte er nach Peking zurückkehren. Er ließ sich scheiden und heiratete 1987 noch einmal. Er schrieb ein Buch, eröffnete einen Tischtennisklub in Peking und besuchte 2007 die USA. Ein Jahr später wurde bei ihm Darmkrebs diagnostiziert; 2013 starb er schließlich. Ein kürzeres Leben hatte Cowan. Er studierte fertig und wurde Lehrer, kämpfte Zeit seines Lebens mit psychischen Erkrankungen und starb 2004 an den Folgen von Komplikationen während einer Herzoperation.
Tischtennis als Symbol der Annäherung
Es zeigt sich: Sport bringt Menschen, manchmal auch Nationen zusammen – auch wenn man hier vielleicht auch viel anekdotisch verklärt. Vielleicht ist Sport deshalb auch so populär, weil man vorher nie weiß, wie es nachher gewesen sein wird. Oder wie Forrest Gump auf einer Parkbank in Savannah sagt: „Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt."
Wobei: Hier muss man ihm widersprechen. Denn im Tischtennis gewinnt dann meistens doch der oder die chinesische Vertreter...