Eine interessante Idee war es, die Anfang der 90er-Jahre im Raum schwebte: Wie wäre es, wenn sich die Vertreter verschiedener Kampfsportarten miteinander messen würden, im Rahmen offizieller Wettkämpfe? Mixed-Martial-Arts nennt sich das spannende Konzept, das vor den Augen der Weltöffentlichkeit allmählich Gestalt annahm. Der Werbestratege Art Davie ergriff zur Realisierung dieses Traums die Offensive, er traf 1991 auf Rorion Gracie, Leiter einer kalifornischen Jiu-Jitsu-Schule. 1992 riefen sie gemeinsam mit einem Mitstreiter ein 8-Mann-KO-Turnier ins Leben, das sie selbstbewusst "War of the World" (WOW) tauften. Das Ganze sollte groß aufgezogen werden, mit Sponsorengeld und einer eigenen Fernsehsendung. Bis aus diesem ambitionierten, doch vergleichsweise kleinen Projekt die heute bekannte Organisation Ultimate Fighting Championship (UFC) entstand, galt es aber noch, einige Kämpfe durchzufechten. Der Sportvertrieb Zuffa LLC betreibt heute das gut laufenden Martial-Arts-Unternehmen, er hat seinen Hauptsitz in der Spielmetropole Las Vegas.

Mehr als 80.000 zahlende Zuschauer bei der ersten Sendung

Bleiben wir zunächst bei den Anfängen: Die Verhandlungen mit verschiedenen großen TV-Sendern scheiterten, sodass es zunächst aussah, als würde die Idee wieder in der Versenkung verschwinden. Doch im Frühjahr 1993 reichte der Pay-per-View-Sender SEG (Semaphore Entertainment Group) WOW die Hand – und die Partnerschaft war besiegelt. SEG nahm direkt eine Namensänderung vor und nannte sich in "The Ultimate Fighting Championship" um. Im November ging dann die erste Sendung über den Äther, übertragen wurde aus der McNichols Sports Arena in der Stadt Denver. Davie suchte die Teilnehmer aus und stellte die Kämpfe zusammen. Beim ersten Event trafen zwei Kickboxer, ein Savate Schwarzgurt, ein Karatekämpfer, ein Sumoringer, ein Shootfighter, ein Profi-Boxer und ein Jiu-Jitsu-Schwarzgurt aufeinander. Mehr als 80.000 Menschen schalteten gegen Gebühr zu, für den Sender ein voller Erfolg. Der Jiu-Jitsu-Experte Royce Gracie entschied das Turnier für sich, ausgerechnet der "kleine" Bruder des Mit-Initiators Rorion Gracie.

"The Ultimate Fighter" katapultierte die UFC in den Mainstream

Gracie und Davie blieben nicht lange am Ball, sie wandelten ihre SEG-Anteile im April 1995 in klingende Münze um und cancelten ihre WOW-Liga. Ausgerechnet zwei Casino-Betreiber und ein Box-Promotor kauften sich Jahre später 2001, die fast insolvente UFC zum Preis von 2 Millionen Dollar und schufen die Zuffa LLC als Mutterkonzern. Sie strebten eine neue Per-Per-View-Übertragung an und profitieren dabei von den Gesetzen des Bundesstaates Nevada, der Mixed Martial Arts als Sport akzeptierte. Zielgerichtete Werbung tat ihr Übriges, ebenso wie das Geld eilfertiger Sponsoren. Die Reality-Show "The Ultimate Fighter" sorgte dafür, dass die UFC schlussendlich im Mainstream ankam. Sie lehnte sich an das Erfolgsprojekt "American Casinos" an, nur dass hier talentierte junge Kämpfer im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Die Serie startete 2005 und schaffte es bislang auf 19 Staffeln, ohne dass ein Ende absehbar wäre.

Großer Durchbruch mithilfe von Sponsoren und Sendern

Ohne Frage haben die Investoren einen großen Anteil an diesem Erfolg. Verträge mit dem Energy-Anbieter "Monster" und dem Nahrungsergänzungs-Experten "Thorne" spülten das nötige Geld in die Kasse, um die großen Pläne der UFC zu realisieren. Auch finanzkräftige große Fernsehsender gehören mittlerweile zu den Unterstützern, obwohl sich diese in den 90ern noch gründlich geziert hatten. Fox und ESPN sind unterwegs mit eingestiegen, 2011 kam auch noch VOX hinzu. Danach sind immer mehr Unternehmen auf diesen lukrativen Zug aufgesprungen, denn verlangt die UFC nicht nur nach Investitionen, sie bringt auch viel Geld ein. Im späteren Verlauf wurden online sogar die ersten UFC Wetten möglich: Die Martial-Arts-Organisation machte also im Laufe der Jahre eine enorme Metamorphose durch, um gesellschaftsfähig zu werden und auf sämtlichen Ebenen anzukommen.

Zuerst die Dollars, dann der Erfolg

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Ab 2006: Zuschauerrekorde und aufgekaufte Konkurrenz

Es kam, wie es kommen musste: Die Zuschauerzahlen stiegen rasant an, die Massenmedien nahmen das Thema dankbar auf. Die UFC 66 im Jahr 2006 zog bereits mehr als 1 Million gebührenpflichtige Zuschauer an, das dürfte Davie und Gracie, den beiden Aussteigern, zu Denken gegeben haben. Der Profit belief sich auf sagenhafte 222.766.000 Dollar, mehr als der Boxsport oder die WWE in jenem Jahr als Gewinn verbuchen konnte. Die Kämpfer zierten prominenten Titelblätter wie zum Beispiel der Sports Illustrated. In nunmehr 36 Ländern kommen die Menschen in den Genuss, die Veranstaltungen live sehen zu dürfen, wenn sie das nötige Kleingeld dafür spendieren.

2007 leistete sich Zuffa den Luxus, seinen einzigen ernst zu nehmenden Mitbewerber, den Pride FC, aufzukaufen. Seither beteiligen sich auch die Pride-Warrior an den Kämpfen der UFC und mischen dadurch den Laden noch einmal kräftig auf. 2008 steigen sogar die Firmen Anheuser Busch und Harley-Davidson ins Geschäft mit ein und peppten das coole Image auf. Die UFC 100 verzeichnete 1,6 Millionen Pay-per-Views, zu diesem Anlass trafen im Hauptkampf Schwergewicht-Titelverteidiger Frank Mir und Brock Lesnar aufeinander. Die UFC 129 zog 55.000 Menschen analog ins Stadion, sie brachten dem Veranstalter 11 Millionen Dollar ein. Nie zuvor hatte ein MMA-Event in Nordamerika solche Wellen geschlagen.

Expansion nach Deutschland: ein schwieriges Unterfangen

Deutschland tut sich indes noch schwer mit den Martial-Arts-Wettkämpfen. Nachdem die UFC 2007 erfolgreich nach Großbritannien expandierte, starteten hierzulande die Diskussionen über eigene Events. Am 13. Juni 2009 war es dann so weit, die UFC 99 durfte in der Kölner Lanxess Arena stattfinden. Verhandlungen mit ProSieben und DMAX begannen, die deutschlandweiten Übertragungsrechte gingen schlussendlich an den DSF. Der Sender hatte nicht viel von seinem Glück, denn der Fernsehausschuss der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien verbot 2010 jegliche Übertragung. Die Begründung: Bei den Kämpfen würden Tabus gebrochen, zum Beispiel auf am Boden liegende Kämpfer eingeschlagen.

Keine Live-Veranstaltungen in Deutschland mehr – und kein Free TV

Die Veranstaltungen durften jedoch weiter stattfinden, so zum Beispiel die UFC 122 im November 2010, die die Oberhausener König-Pilsener-Arena zum Kochen brachte. Obwohl UFC-Präsident Dana White damals verkündete, sich weiterhin um eine Etablierung in Deutschland bemühen zu wollen, blieb es bislang nur bei kurzen Gastspielen. Das letzte Martial-Arts-Event startete vor nunmehr fast 5 Jahren in der Hamburger Barclaycard Arena, seitdem herrscht in Deutschland UFC-Stille. Auch im Free-TV ist weiterhin nichts zu sehen, nur beim Streamingdienst DAZN kommen Fans in den Genuss, ihre Kämpfer in Aktion zu bewundern. Nach 30 freien Tagen tritt hier ein gebührenpflichtiges Abo in Kraft.

Die Hall of Fame: Die Besten der Besten in der UFC

Royce Gracie führt auch noch im Jahr 2021 die Hall of Fame der UFC an. Der Jiu-Jitsu-Kämpfer der ersten Stunde holte sich dreimal den UFC-Sieg und leistete sich den bislang längsten Fight der MMA-Geschichte gegen Kazushi Sakuraba. Der amerikanische Wrestler Ken Shamrock ist dem Brasilianer dicht auf den Fersen, er war der Erste, der sich den Titel "UFC Superfight Champion" erstritt. 2003 erhielt er seinen Ehrenplatz unter den Besten der Besten. Mit dabei in diesem besonderen Bunde ist auch der Schauspieler und Kampfsportler Randy Duane Couture. Er war von 1997 bis 2011 in der UFC aktiv und erhielt während dieser Zeit die Nicknames "Captain America" und "The Natural". Außerdem gründete er seine eigene Trainingsorganisation mit dem Namen Xtreme Couture Mixed Martial Arts.
Auch der US-amerikanische Ringer Mark Daniel Coleman sollte an dieser Stelle Erwähnung finden. Er holte sich 1991 die Vizeweltmeisterschaft im Freistil-Schwergewichtsringen und absolvierte im Lauf seiner Karriere 26 MMA-Kämpfe. 16 davon konnte er für sich entscheiden.

Royce Gracie hat sich einen Platz in der Hall of Fame errungen

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Aktuelle Titelträger kurz im Blick

Der aktuelle Titelträger im Schwergewicht heißt Francis Ngannou und stammt aus Kamerun. Im fortgeschrittenen Alter von 26 Jahren stieg er in den Boxsport ein und wechselte dann auf Rat eines europäischen Trainers zur MMA. 2013 folgte der erste Profikampf, den er direkt für sich entschied. 2015 hatte Ngannou seinen ersten Auftritt bei der UFC und avancierte dort zum schnell zum treffsicheren K.O.-Schläger. Sogar den altgedienten Alistair Overeem schlug er so direkt in der ersten Runde aus dem Rennen. Seit März 2021 hält er erfolgreich fest an seinem Titel.

Bei den Damen hat Amanda Nunes im Bantamgewicht und im Federgewicht die Nase vorn: Damit ist sie der erste weibliche Doppel-Champion der gesamten UFC-Geschichte. Die schlagkräftige Brasilianerin hat Karate, Boxen und Jiu-Jitsu gelernt. Sie errang ihren Sieg innerhalb von 51 Sekunden gegen die damalige Titelverteidigerin Christiane Justino, Spitzname: "Cyborg". Auch hier war es ein deftiger K.O.-Schlag, der das Duell eindeutig entschied. Den Bantamgewicht-Titel hält Nunes seit April 2016, den Federgewicht-Titel immerhin seit Dezember 2018. So schnell ist diese Dame also nicht zu schlagen! Dasselbe gilt für die UFC an sich, die wohl auch die nächsten Jahrzehnte wachsen und gedeihen wird. Für manche Menschen gibt es eben nichts Schöneres als einen harten Kampf ohne Pardon.

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