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ORF-Legende Sigi Bergmann gestorben

Der großartige Sportjournalist ist im 85. Lebensjahr verstorben.

ORF-Legende Sigi Bergmann gestorben Foto: © GEPA

Die ORF-Sportjournalisten-Legende Sigi Bergmann ist im Alter von 84 Jahren gestorben. Das meldet die Sportjournalisten-Vereinigung "Sports Media Austria".

Der am 3. Jänner 1938 im steirischen Vorau geborene Sigismund Bergmann entdeckte als promovierter Historiker (1964) während des Studiums (Geschichte, Germanistik und Philosophie) seine Leidenschaft für den Boxsport, den er auch selbst ausübte.

Seine sportjournalistische Karriere begann 1968, als er zum ORF wechselte. Dort präsentierte er von 1969 bis 1974 das "Sportmosaik" und anschließend 17 Jahre lang die Sendung "Sport am Montag".

Kultstatus erlangte er als Box-Kommentator: Er moderierte im ORF über 3.500 Boxkämpfe, darunter die WM-Klassiker von Muhammad Ali. Mit dem früheren Box-Europameister Hans Orsolics verband ihn eine enge Freundschaft, der Journalist half dem Ex-Sportler einst bei der Resozialisierung nach dessen sozialem Absturz und schrieb eine Biografie über Orsolics.

Insgesamt war Bergmann, der 2008 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich erhielt, über 40 Jahre in der ORF-Sportredaktion aktiv.

Bei 20 Olympischen Spielen war Bergmann im Einsatz, erstmals 1968 in Mexiko. Obwohl er sich seit seinem 60. Geburtstag offiziell in Pension befand, war seine Expertise bei Olympia im ORF weiterhin gefragt. So kommentierte er auch 2016 in Rio de Janeiro die olympischen Boxkämpfe.

Bekannt war der Reporter für seine pointierten Sprüche. "Da sehen Sie, was für eine saubere Sportart das Boxen ist. Haben Sie schon einmal gesehen, dass ein Fußball-Schiedsrichter einem Spieler die Nase putzt?", meinte Bergmann etwa 2008 bei den Sommerspielen in Peking, als der Ringrichter einem Boxer die blutende Nase abwischte.

Als Österreichs einstiger Parade-Rodler Markus Prock bei Olympia um lächerliche 13 tausendstel Sekunden die Goldmedaille verpasst hatte, meinte Bergmann, das sei nicht einmal der "Wimpernschlag einer Libelle". Ein Biologe kritisierte danach, dass Libellen keine Wimpern hätten.

Und vom Fürstentum Monaco gab es sogar eine offizielle Protestnote, weil Bergmann einen glimpflich verlaufenen Unfall des Viererbobs mit Prinz Albert scherzhaft als "Prinzenrolle" bezeichnet hatte. 

Neben seiner Leidenschaft für den Sport galt der vielseitige Reporter auch als ausgewiesener Freund der Oper und konnte ein abgeschlossenes klassisches Gesangsstudium vorweisen. Die im Bergmann-Requiem von Johannes Holik (Uraufführung November 2021 in Wien) vertonten Texte stammen aus Bergmanns Autobiografie "Aus dem Notizbuch eines Sportreporters".

Für ORF-Generaldirektor Roland Weißmann ist "mit Sigi Bergmann eine der prägendsten Persönlichkeiten des Sportjournalismus in Österreich verstorben. Wie niemand vor ihm hat er die genreübergreifende Sportberichterstattung etabliert und damit auch international Maßstäbe gesetzt. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie."

Mit tiefer Trauer reagierten auch die Landeshauptleute in der Steiermark und Kärnten. "Sigi Bergmann war eine Sportreporterlegende, der seine steirischen Wurzeln nie vergessen hat. 2018 habe ich ihm auch das Goldene Ehrenzeichen des Landes verliehen", erinnerte sich der steirische Landeschef Hermann Schützenhöfer. Und sein Kärntner Pendant Peter Kaiser meinte: "Wir werden seine Stimme und seine trockenen, mit Humor gespickten Kommentare und Analysen vermissen."

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