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Grausame Rituale in der Südstadt

Die Missbrauchs-Vorwürfe in Österreich sind um ein trauriges Kapitel reicher.

Grausame Rituale in der Südstadt Foto: © getty

Das Thema "Missbrauchsvorwürfe in Sportschulen" ist seit Freitag um eine traurige Episode reicher: Die "Presse" berichtet in einem Artikel über ein grausames "Begrüßungsritual" im Leistungssportzentrum Südstadt.

Ein Absolvent, der das dortige Internat von 2000 bis 2004 besuchte und anonym bleiben will, enthüllte, dass Neuankömmlinge mit Gürtel geschlagen worden sind.

"Nicht jeder kam dran, und bei manchen wurde fester zugeschlagen und bei anderen – die eher beliebter waren – weniger fest“, erzählte der Betroffene.



Dieses "Willkommensgeschenk" blieb nicht ohne Folgen: "Ich habe im ersten halben Jahr kaum geschlafen, weil ich nicht wusste, wann jemand kommt. Sobald man was gehört hat, war man auf."

Warnung an Erstklässler

Er selbst habe in späteren Jahren Erstklässler vor diesem Ritual gewarnt. "Darauf bin ich stolz. Ich habe gewusst, wann die Schüler besucht werden, und den Jüngeren gesagt, sie sollen in der Nacht heimfahren oder woanders schlafen."

Die Erstklässler hätten sich in Folge an die Erzieher gewendet. Diese reagierten allerdings nicht wie erhofft und gaben den Betroffenen Schlüsseln, um ihre Zimmer zu versperren. "Das halte ich für sehr hilflos", ärgerte sich der Mann, der in seiner Schulzeit auch von Gerüchten hörte, „dass Schüler nackt auf Sesseln gefesselt wurden und aus einem Pornoheft vorlesen mussten. Wenn sie eine Erektion bekamen, wurde ihnen auf ihr Glied geschlagen.“

Ex-Leiter Prokop zeigt sich empört

"Dieser Vorwurf ist ein Skandal", meinte der mit diesen Aussagen konfrontierte Gunnar Prokop, Internatsleiter von 1975 bis 2007, am Freitag in der Online-Ausgabe der "Presse".

"Es gab nur eine einzige andere Sache, das waren Judoleute. Und die Betreffenden sind am nächsten Tag rausgeflogen. Dann war nie wieder was, nicht einmal bei den Fußballern."

Dass man weggeschaut habe, hält auch Wolfgang Moser, Südstadt-Leiter seit 2007, für "ausgeschlossen". Aufgrund der Vorfälle in Tirol sei man "seit drei bis vier Wochen sehr sensibel" mit dieser Thematik umgegangen und habe intensive Gespräche geführt. Doch er habe weder davon etwas gehört, noch hätten ihm Lehrer, Trainer oder Erzieher seit seiner Amtszeit je von Übergriffen berichtet, so Moser laut "Presse".

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