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Zweiter McLaren-Bericht mit Spannung erwartet

Zweiter WADA-Bericht könnte Druck auf IOC und Präsident Bach weiter verstärken:

Zweiter McLaren-Bericht mit Spannung erwartet

Mit Spannung wird der zweite Teil von Richard McLarens Untersuchungsbericht über betrügerische Machenschaften im russischen Sport erwartet.

Der Ermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) soll diesen am Freitag in London vorlegen. Sollten sich dabei die Vorwürfe von Staatsdoping weiter erhärten, stehen das Internationale Olympische Komitee (IOC) und dessen deutscher Präsident Thomas Bach erneut vor der grundsätzlichen Entscheidung: Dürfen Russlands Sportler überhaupt noch international antreten?

IOC hält sich bedeckt

In Lausanne, wo gerade die IOC-Führungsspitze tagt, hält man sich diesbezüglich sehr bedeckt. Einzelheiten des zweiten Teils seien nicht bekannt, folglich sei dazu nichts zu sagen, hieß es. Auch der IOC-Präsident sei gespannt, was der kanadische Anwalt McLaren an Neuem zusammengetragen habe.

Nach dem ersten Report waren IOC und WADA recht heftig aneinandergeraten. Die WADA musste sich anhören, nur zögerlich reagiert und den Bericht auf den letzten Drücker nur dreieinhalb Wochen vor den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro veröffentlicht zu haben. McLaren warf dem IOC vor, falsch über den Bericht zu informieren. Nun trafen sich Bach und WADA-Chef Craig Reedie und räumten das angeblich aus.

Bach und das IOC standen und stehen für die Entscheidung in der Kritik, nach Veröffentlichung von Teil eins des McLaren-Berichts am 18. Juli nicht energisch durchgegriffen, sondern die Verantwortung größtenteils auf die Sportverbände abgeschoben zu haben. Damals war die Sportwelt in Aufruhr.

Vor allem, dass der russische Geheimdienst FSB offenbar Doping-Fälle bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi vertuscht hatte, machte fassungslos. Mindestens 15 russische Medaillengewinner waren nach den Erkenntnissen gedopt. Russland wies die Vorwürfe von Staatsdoping zurück.

Bach bleibt Linie treu

Die WADA empfahl dem IOC angesichts der Schwere des Vergehens, Russland von den Sommerspielen komplett auszuschließen. Zuvor hatte schon der Leichtathletik-Weltverband (IAAF) russische Athleten wegen systematischen Dopings von den Spielen verbannt, der Internationale Gewichtheberverband (IWF) schloss sich später diesem Vorgehen an. Auch das Internationale Paralympische Komitee verhängte schließlich ein Startverbot für Russland für die Paralympics in Rio.

Das galt laut Kritikern des IOC als die einzig richtige, weil angemessene Strafe. Doch das IOC setzte bekanntermaßen auf Einzelfallprüfungen, die aber von den Verbänden nur halbherzig durchgeführt wurden: Gut 280 russische Athleten kämpften dann in Brasilien um Gold, Silber und Bronze.

Bach verteidigte immer wieder seine Linie, für die er im IOC nahezu völlige Rückendeckung hat, mit der Begründung: Russische Sportler müssten eine faire Chance haben, beweisen zu können, sauber zu sein. Er versicherte, dass IOC werde alles tun, um den Vorwürfen nachzugehen und Schuldige konsequent zu bestrafen. Enthüllt McLaren jetzt noch mehr Ungeheuerlichkeiten, dürfte ein Abwägen zwischen den Rechten russischer Athleten und einer Kollektivstrafe noch schwerer fallen als vor Rio.

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