Sport, ob nun als aktiver Athlet oder begeisterter Zuschauer, fasziniert die Menschen seit jeher. Die Frage, wer wohl der oder die Beste in einer Disziplin sei, wird Jahr für Jahr in zahlreichen Meisterschaften und Turnieren geklärt.

Immer wieder jedoch überschatten höchst fragwürdige Entscheidungen von Punkt-, Kampf-, oder Schiedsrichtern den sportlichen Wettkampf. Insbesondere Sportarten, bei denen es kaum objektive Bewertungskriterien gibt, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, sind immer wieder davon betroffen.

Ein Hochspringer, der 2,40 m überspringt, lässt keine Fragen offen. Er hat die Höhe eindeutig bewältigt. Eine Eiskunstläuferin beispielsweise ist jedoch auf den subjektiven Eindruck von Menschen angewiesen, die ihre Leistung bewerten. Fehlentscheidungen sind hier also Tür und Tor geöffnet.

Im Laufe der Geschichte gab es einige besonders eklatante Fehlurteile, die hohe Wellen geschlagen haben, auch noch Jahrzehnte später in unserer Erinnerung sehr präsent sind und teilweise sogar Regeländerungen in der jeweiligen Sportart nach sich zogen. Es sind regelrechte Skandalurteile, die in den Geschichtsbüchern des Sports für immer eine fade Note hinterlassen werden.

Die 5 gravierendsten Fehlentscheidungen, die wohl bis heute für den meisten Wirbel sorgen, möchten wir uns in folgendem Artikel einmal anschauen:

Das Wembley-Tor von 1966

Das wohl meist diskutierte Tor (bzw. Nicht-Tor) der Fußball-Geschichte ereignete sich während des Endspiels der Fußballweltmeisterschaft 1966 in England zwischen Deutschland und dem Gastgeber. Der englische Spieler Geoff Hurst schoss den Ball an die Unterkante der Latte, von der aus er auf die Torlinie prallte, bevor ihn Wolfgang Weber über das Tor ins Aus köpfte.

Nach kurzem Zögern erkannte das Team aus Schieds- und Linienrichtern das Tor als regulär an, was das 3:2 fürs englische Team bedeutete und damit Deutschlands Niederlage in diesem Finale einläutete (Endstand 4:2). Jahrzehntelang wurde diese Entscheidung, die das Endspiel überschattete, diskutiert, bevor sie mit moderner Technologie rekonstruiert und untersucht wurde.

In den 90er Jahren sollte eine Computersimulation von Ingenieuren der Oxford Universität den Beweis für die Ungültigkeit des Tores liefern. Somit wurde die Anerkennung des Tores in jenem WM-Finale offiziell als Fehlentscheidung gebrandmarkt und wird wohl auch weiter für Diskussionen darüber sorgen, ob Deutschland diesen Titel ohne das ominöse Wembley-Tor gewonnen hätte.

Dank der heutigen Torlinientechnik, sind solche Entscheidungen künftig eindeutig. Allerdings werden solche Neuerungen nicht in allen Ligen eingesetzt. Somit kann es immer wieder zu kritischen Situationen kommen, bei denen der Schiedsrichter das letzte, entscheidende Wort hat.

Diego Maradona und die „Hand Gottes“

Ein weiterer, großer Skandal Sporthistorie fand auch auf einem Fußballplatz statt. 20 Jahre nach dem Wembleytor war es wieder eine Fußballweltmeisterschaft, die den Rahmen für dieses Ereignis bot. Im Viertelfinale des Turniers zwischen Argentinien und England versuchten die argentinische Legende Diego Maradona und Englands Torhüter Peter Shilton, an einen hohen Ball zu kommen, wobei Maradona diesen mit der Hand über Shilton hinweg ins Tor bugsierte. Später meinte er, es wäre wohl die Hand Gottes gewesen, die den Ball ins Tor beförderte.

Der Schiedsrichter nahm diese Aktion als Kopfball wahr und erkannte das Tor trotz heftiger Proteste der englischen Spieler an. In der Folge verlor England das Spiel und schied aus dem Turnier aus. Nutznießer Argentinien hingegen konnte letztlich sogar den Titel gewinnen.

Nicht erst seit dieser Begebenheit wurden die Rufe nach einem Videobeweis laut. Es sollte dennoch (zumindest in der Bundesliga) fast 30 weitere Jahre dauern, bis dieser endlich im Spielalltag angekommen war. Vor dem Hintergrund, dass der Videobeweis in anderen Sportarten längst Gang und Gäbe ist, eine längst überfällige Entscheidung.

Über die Jahre hat sich der Fußball in diesem Bereich kontinuierlich weiterentwickelt und verschiedene technische Hilfen sind nach und nach eingeführt worden. Skandale wie das Wembleytor oder eben die Hand Gottes hätten mit den heutigen Möglichkeiten (wäre sie seinerzeit in diesem Maße technisch möglich gewesen) wahrscheinlich verhindert werden können.

Roy Jones jr. gegen Park Si-Hun

Der US-Amerikaner Roy Jones jr., der später als Profi-Weltmeister zahlreiche Titel gewinnen konnte und von vielen Experten als einer der besten Boxer aller Zeiten angesehen wird, hat seine wohl bitterste Niederlage noch als Amateur erlitten. Es war im Jahr 1988 in der Südkoreanischen Hauptstadt Seoul, als sich im Kampf um die olympische Goldmedaille eben jener Jones jr. und der Lokalmatador Park Si-Hun gegenüberstanden.

Jones ließ sein außergewöhnliches Talent bereits damals erahnen und sein Sieg galt nur noch als Formsache. Was dann folgte, war eine Schande für den Boxsport und den olympischen Gedanken.

Obwohl Jones Jr. seinen Gegner, der lediglich 32 Schläge landen konnte, mit seinerseits 86 Treffern deutlich dominierte, bekam Hun, der sogar zweimal angezählt wurde, mit 3:2 Punktrichterstimmen den Sieg und damit die Goldmedaille zugesprochen. Ihm selbst allerdings war dieser unverdiente Sieg derart peinlich, dass er sich persönlich bei Jones Jr. entschuldigte und dessen Arm bei der Siegerehrung demonstrativ hochhielt.

Vor dem Hintergrund der Spiele in Südkorea drängte sich förmlich der Verdacht auf, dass mit aller Macht ein südkoreanischer Champion gekrönt werden sollte, was einer der Punktrichter im Nachhinein auch indirekt zugab. Außerdem machten Gerüchte über 10.000 Dollar Schmiergeld die Runde, die einer oder mehrere der Punktrichter erhalten haben sollen. Jones‘ beispielloser Karriere tat das glücklicherweise dennoch keinen Abbruch. Das Punktesystem jedoch wurde nach diesem Skandal maßgeblich überarbeitet. Die heute gültigen Regeln lassen solche unfairen Entscheidungen nicht mehr zu.

Axel Schulz gegen George Forman

Der Boxboom der 90er Jahre in Deutschland wird insbesondere mit 2 Namen assoziiert. Henry Maske und Axel Schulz. Schulz, der (wie auch Maske) durch die renommierten Boxtrainingsmethoden der ehemaligen DDR-Kaderschmieden geprägt war, bekam an diesem 22. April 1995 die einmalige Gelegenheit, aus dem schier übermächtigen Schatten Max Schmelings herauszutreten und sich als erster Deutscher seit dem Sieg des Volksidols Schmeling gegen Jack Sharkey 1930 den Schwergewichtstitel im Boxen zu sichern.

In Las Vegas, dem Mekka des Boxsports, traf Schulz in jener Nacht auf niemand Geringeren, als George Foreman, eine lebende Boxlegende. Axel Schulz war von Foreman und seinem Gefolge nur die Rolle des Lückenfüllers zugedacht, den er kurzrundig ausknocken sollte. „Big George“ hatte die Rechnung allerdings ohne den Wirt gemacht und war, ebenso wie die Zuschauer in der Halle und im TV, überrascht von Schulz‘ couragierter und konzentrierter Leistung.

Damit drohte Schulz, die ihm angedachte Rolle des Opferlamms zu verlassen, in die des Partycrashers zu schlüpfen und kaufte Foreman Runde für Runde mehr und mehr den Schneid ab. Als der Gong nach dem 12. und letzten Durchgang ertönte, lag eine handfeste Sensation in der Luft. Nicht nur Kommentatoren-Legende Harold Lederman hatte Schulz mit 6 Runden Vorsprung als Sieger gesehen. Als jedoch das Urteil der Punktrichter verlesen wurde, machte sich schnell Ernüchterung breit. Foreman wurde zum Sieger erklärt und verteidigte somit seinen Titel, was für einen handfesten Skandal sorgte.

Olympiasieg im Eiskunstlaufen für Adelina Sotnikowa

Unser letztes Beispiel für eines der skandalösesten Fehlurteile der Sportgeschichte führt uns in die nahe Vergangenheit, genauer gesagt zum olympischen Eiskunstlauf-Endkampf 2014 im russischen Sotschi. Die favorisierte Südkoreanerin Kim Yu-Na trug sich an, ihren Olympiasieg von 2010 zu wiederholen und untermauerte ihr Vorhaben mit einer grandiosen Leistung. Das russische Skript allerdings sah ein anderes Ergebnis vor.

Und so wurde die Lokalmatadorin Adelina Sotnikowa von der Jury zur Siegerin gekürt, was laut Meinung vieler Experten, unter anderem der 2-fachen Olympiasiegerin Katharina Witt, bei objektiver Wertung nicht zu rechtfertigen sei. Wer allerdings weiß, dass die Punkte, von denen eine russische Athletin bei einer Olympiade in Russland profitierte, unter anderem von der Frau des russischen Eiskunstlaufgeneralsekretärs vergeben wurden, den kann dieses Urteil kaum wundern.

Die Tatsache, dass ein Ukrainer, der 1998 bereits wegen „auffälliger Wertungen“ vom Weltverband ISU für ein Jahr gesperrt wurde, ebenfalls für die Punktevergabe verantwortlich war, tut ihr Übriges zu den Vermutungen, die dieses höchst fragwürdige Urteil umwehen. Sotnikowa war die Nutznießerin dieses Skandals. Die benachteiligte Kim Yu-Na hingegen trat in der Folge zurück und so hinterlässt diese Entscheidung einen mehr als faden Beigeschmack.

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