Dass das erste gemeinsame Großereignis im vergangenen Sommer mit dem fünften Platz bei der Weltmeisterschaft endete, war ein Statement, dass auch die 27-Jährige in die Wurfweite der Allerbesten gelangt ist.
Eine Sphäre, die in der Olympia-Saison auch von schimmernden Accessoires träumen lässt. Die der Trainingskollege schon daheim liegen hat.
Da soll Hudson direkt lernen: Etwa, wie mit der Erwartungshaltung am Tag X gut umgegangen wird.
Technisch enden die Gemeinsamkeiten schnell
Aber wo liegen jetzt Gemeinsamkeiten und Unterschiede? Wo können Parallelen genutzt werden?
"Ähnlich ist die Flugparabel und der Hüfteinsatz", fasst Högler für LAOLA1 zusammen. "Die Grundlage wird gemeinsam gelegt. Beide Athleten müssen körperlich stark sein. Ansonsten sind die Synergien ganz selten - ich habe es eigentlich noch nie gesehen, dass jemand Diskus und Speer gleichzeitig trainiert."
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Also ist klar: Im technischen Bereich gibt es getrennte Einheiten. Im Athletik-Bereich wird sich aber gegenseitig gepusht.
"Speer und Diskus kann man nicht gemeinsam trainieren. Jeder braucht seine eigenen Einheiten, seine eigene Aufmerksamkeit von Gregor. Aber etwa im Trainingslager (auf Teneriffa, Anm.) haben wir gemeinsames Krafttraining gemacht. Das funktioniert gut gemeinsam, da kann man sich auch gegenseitig pushen - das ist eine Win-Win-Situation", war für Weißhaidinger auch wichtig, dass sich gegenüber seiner bisherigen Routine nicht zu viel ändert.
Auch Hudson relativiert die Überschneidungen im Alltag, aber betont: "Ich kenne den Luki schon seit Jahren. Dadurch gibt es immer Kontaktpunkte. Auch wenn wir uns vielleicht nicht immer zusammen im Training matchen, ist trotzdem immer so ein Teamgefüge da."
...in Sachen Mindset aber nicht
"Gemeinsam" ist also relativ? Nicht nur. Denn für Hudson geht es um einen nächsten Schritt, den ihr Weißhaidinger voraus hat. Bei einem Großereignis nach einer Medaille greifen zu können.
Und da gibt es sehr wohl wieder Überschneidungen, die zusammen bearbeitet werden können. Einen millimetergenau einstudierten Bewegungsablauf unter Druck im richtigen Moment abzurufen: Da hat Weißhaidinger Erfahrungen in Größenordnungen, die sich in anderen Dimensionen bewegen.
Eben jenen eines Olympiamedaillen-Gewinners.
Denn der fünfte WM-Platz hat eigene wie fremde Ansprüche an die nächsten Programmpunkte - Europameisterschaft und Olympia - dementsprechend in die Höhe geschraubt.
Aber den Blick zu diesen Zielen braucht es gar nicht, um den Mehrwert der Zusammenarbeit zu spüren: "Ich profitiere auch enorm von Luki, wenn es an einem Tag vom Gefühl für das Werfen nicht so passt. Da kann er mir von seiner Erfahrung viel mitgeben. Wir fragen einander nie, wie das Krafttraining war - sondern am häufigsten, wie das Werfen war."
Und Weißhaidinger nimmt seine Rolle als Vorbild gerne an: "Dass ich mich mit den Medaillen in so eine Rolle gebracht habe, finde ich richtig cool. Die Tür ist offen, wenn sie Fragen hat. Zuletzt etwa, wie ich mit Jetlag umgehen würde. Und auf der anderen Seite versuche ich auch, mir ein, zwei Sachen abzuschauen."
Zwischen Ansporn und Realismus
Dass er nun zwei Athleten zu betreuen hat, die mit dem Druck der Erwartungshaltung um eine mögliche Olympiamedaille umgehen müssen, sieht Högler selbst sogar als Plus.
"Du musst dich täglich auf diese Situation vorbereiten und deswegen ist es extrem wichtig, dass man in Gruppen ist, wo es schon Erfolge gegeben hat", meint auch der Trainer.
Der Druck sei sogar positiv: "Ohne möchte ich es gar nicht machen. Den machen wir uns eigentlich auch immer nur selber. Jede Medaille, die du hast, hast du erarbeitet und weißt, dass du es schon konntest", so Högler.