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Marathon-Projekt sorgt für Diskussionen

Unter perfekten Bedingungen soll der Weltrekord pulverisiert werden.

Marathon-Projekt sorgt für Diskussionen

Der Sportartikelhersteller Nike arbeitet an einem Prestige-Projekt. Auf der Formel-1-Strecke in Monza sollen optimale Bedingungen geschaffen werden, um den Marathon-Weltrekord zu pulverisieren.

Erstmals in der Geschichte sollen die 42,195 Kilometer unter einer Zeit von zwei Stunden zurückgelegt werden. Aktuell hält der Kenianer Dennis Kimetto die Bestmarke von 2:02:57 Stunden.

Doch das Projekt sorgt unter Experten für einige Diskussionen.

VIDEO: Ein Tor aus knapp 50 Metern!

(Artikel wird unter dem Video fortgesetzt)


Einerseits dient es wohl PR-Zwecken, aber sowohl die Leichtathletik-Szene und Hobbyläufer als auch Wissenschafter werden das Experiment, als das es Nike gern bezeichnet, mit Argusaugen beobachten.

Nichts wird dem Zufall überlassen

Auf der Autorennstrecke in Monza sollen nun der kenianische Olympiasieger Eliud Kipchoge (32), Zersenay Tadese (35) aus Eritrea und der Äthiopier Lelisa Desisa (27) die Fabelmarke schaffen. Sie sind die drei auserwählten Kandidaten der Mission "Breaking2", wie Nike das Projekt nennt.

Monza wurde deshalb ausgesucht, weil dort ideale Bedingungen herrschen und für das Rennen geprobt werden kann - mit einstudierter Getränkeaufnahme, mit medizinischem Finetuning, Messungen auf dem 2.400-m-Rundkurs, einem Elektroauto mit Zeitanzeige, das möglicherweise auch Windschatten bietet. Dass die Tempomacher wohl nach Bedarf eingewechselt werden, ist ein kritischer Punkt, weil bei Straßenläufen nicht üblich.

Wäre der Weltrekord überhaupt gültig?

Nicht zuletzt deshalb sieht der deutsche Sportwissenschaftler Markus de Marees das Unternehmen als "halblegal". "Sicher sind die zwei Stunden realistisch, die Frage ist halt nur, unter welchen Umständen", sagte de Marees. "Das ist halt auch kein richtiger Wettkampf. Ich denke, das wird klappen, aber nicht als Rekord anerkannt werden."

Nike-Sprecher Jo Wedenigg versucht, dies zu entkräften. "Wir halten uns an Standards und sind mit der IAAF im Gespräch. Es werden auch sämtliche Dopingtests eingehalten." Zudem sei der Antrieb nicht vorrangig, den Weltrekord zu knacken. "Das Ganze hat den Charakter eines Experiments: Wir versuchen, viel über den Menschen herauszufinden." Noch gibt es keinen Termin für das Rennen, offiziell nicht einmal ein Zeitfenster. In der Laufszene heißt es jedoch, es könnte Anfang Mai so weit sein.

Die Konkurrenz will mithalten

Dafür spricht auch, dass es am 7. März schon einen Test auf der Strecke gegeben hat: Kipchoge blieb bei einem Halbmarathon in 59:17 Minuten klar unter dem zuvor geäußerten Ziel von 60 Minuten.

Nike hat für sein ambitioniertes Marathon-Unterfangen auch extra einen Schuh mit einer Karbonplatte in der Sohle entwickelt. Konkurrent Adidas hinkt da nicht hinterher: Auch der deutsche Ausrüster arbeitet an einem "Sub2 Projekt" und hat einen "Schuh für Weltrekorde" auf den Markt gebracht. Zu weiteren Vorhaben wollte sich der Konzern nicht äußern. Der Wettlauf hinter den Kulissen ist aber längst in vollem Gange.

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