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Wenn der eigene Körper nicht mitspielt

Eigentlich möchte Distelberger gerne mehr als 30 Stunden trainieren, doch das geht nicht.

Wenn der eigene Körper nicht mitspielt

„Es ist schade, dass ich nicht mehr trainieren kann.“

Eine Aussage, die man öfters hört. Von Managern, Müttern oder Selbständigen.

Wenn sie von einem Modell-Athleten wie Dominik Distelberger stammt, verwundert das jedoch.

Schließlich trainiert Österreichs bester Zehnkämpfer täglich bis zu sechs Stunden. In der Vorbereitungsphase sind es rund 30 Stunden pro Woche.


Eine für den Otto-Normal-Verbraucher immense Zahl. Für einen Olympia-Starter aber offenbar zu wenig. Im Gegensatz zu Workaholics mangelt es dem 26-jährigen Vollprofi aber weniger an der notwendigen Freizeit, als viel mehr an der Belastungs-Verträglichkeit seines Körpers.

„Es stimmt, ich würde gern mehr machen, kann aber nicht, weil dabei mein Sehnen-Apparat nicht mitspielt“, verrät der Niederösterreicher, der sich in Götzis mit 8.175 Punkten für seine ersten Olympischen Spiele qualifizierte. Am liebsten würde er seine beiden dreistündigen Einheiten zu einer langen zusammenlegen. „Dann würde ich mir das Aufwärmen sparen.“ Doch das spielt es nicht.

Der Masterplan ging auf

Genauer gesagt sind es vor allem die Achillessehnen, die Distelberger Schwierigkeiten bereiten. Doch das war nicht immer so. „Angefangen hat es eigentlich bei der Leichtathletik-EM 2014 in Zürich, als es mir bei kühlen Bedingungen beim Stabhochsprung einen Stich gegeben hat“, erinnert sich der Athlet der Union Purgstall.

Distelberger ist der erste ÖLV-Zehnkämpfer seit Schwarzl 2004, der sich für Olympia qualifiziert

Es folgte eine längere Zwangspause. „Und als ich wieder fit war, haben plötzlich die Sehnen-Probleme am anderen Bein begonnen.“

Seither ist er sie nie richtig losgeworden. Auch heuer nicht, als er deswegen die Hallen-Saison abbrechen musste und sein Plan für das Olympia-Ticket ernsthaft ins Wanken geriet.

„Ich musste danach im Training volles Risiko nehmen, voll draufdrücken, weil sich das bis Götzis sonst nicht mehr ausgegangen wäre“, schildert Distelberger seinen – wie er sagt – „Masterplan“. Zum Glück ließ ihn sein Körper diesmal nicht im Stich, die Sehen hielten und er holte sich das Ticket in einem Wettkampf, in dem er zwar nicht in Topform gewesen, ihm aber viel aufgegangen sei.

EM-Ausstieg denkbar

Vor diesem Hintergrund ist für Distelberger klar, dass seine 8.175 Punkte von Götzis noch nicht das Ende der Fahnenstange sind. „Da geht noch mehr!“

Klappt alles mit dem Formaufbau, dann wird Distelberger in Rio noch einen draufsetzen. Und ein Ergebnis jenseits der 8.200-Punkte-Marke macht einen Top-Ten-Platz realistisch.

Damit in den verbleibenden fünf Wochen bis zur Eröffnung des Spektakels unterm Zuckerhut möglichst wenig schiefgehen kann, setzt er im Training auf Qualität statt Quantität. Selbst bei der am 6. Juli in Amsterdam beginnenden Freiluft-EM will er kein Risiko eingehen. „Sollte ich auch nur leichte Probleme bekommen, ist ein Abbruch denkbar.“

In Rio wolle er das dann anders handhaben. „Da heißt es dann Zähne zusammenbeißen, egal was kommt.“
 

Reinhold Pühringer
 


Österreichs EM-Aufgebot

Jennifer Wenth 5.000 Meter
Stephanie Bendrat 100 Meter Hürden
Eva Wimberger 100 Meter Hürden
Dominik Hufnagl 400 Meter Hürden
Andea Mayr Halbmarathon
Anita Baierl Halbmarathon
Veronika Watzek Diskuswurf
Ivona Dadic Siebenkampf
Verena Preiner Siebenkampf
Markus Fuchs 100 Meter
Andreas Vojta 1.500 Meter
Brenton Rowe 5.000 Meter
Valentin Pfeil Halbmarathon
Lemawork Ketema Halbmarathon
Edwin Kemboi Halbmarathon
Gerhard Mayer Diskuswurf
Dominik Distelberger

Zehnkampf

 

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