Rusty-Jake Rodriguez ist mit 24 Jahren die aktuelle Nummer zwei im österreichischen Darts.
Neben Mensur Suljovic ist der jüngere Bruder von Rowby-John Rodriguez derzeit der einzige Österreicher, der die heimische Dartslandschaft auf der PDC-Bühne vertritt.
Rodriguez erlangte Anfang 2025 seine Tourcard zurück, spielte bereits von 2021 bis 2023 am PDC-Circuit. 2022 und 2024 nahm der Jugendweltmeister von 2017 schon an der World Darts Championship teil.
Auch wenn das erste Halbjahr für enttäuschend verlief, gab es Mitte Juni ein echtes Highlight für Rodriguez.
LAOLA1: Du warst das erste Mal beim World Cup of Darts dabei. Wie war die Erfahrung für dich – auch gemeinsam mit Mensur?
Rusty-Jake Rodriguez: Doppel zu spielen fürs eigene Land ist natürlich etwas ganz anderes – das war ein super Gefühl. Mensur und ich haben die Wochen davor zusammen trainiert, da ging es aber nicht so gut. Aber als wir auf der Bühne waren, war es super. Wir haben beide gut gespielt, das haben wir mitgenommen. Das erste Spiel war geisteskrank gut von Mensur (105er Average, Anm.). Gegen Australien haben wir nicht ganz unser Spiel gespielt, deshalb haben sie verdient gewonnen.

LAOLA1: Vor einiger Zeit hast du gesagt, dass in Zukunft wohl Rowby-John und du beim World Cup antreten werden – wie anders ist das im Vergleich zum Doppel mit Suljovic? Du hast mit deinem Bruder ja sicherlich schon etliche Male zusammen gespielt?
Rodriguez: Um ehrlich zu sein, nur eine Handvoll Male. Wir haben uns meistens aufgeteilt, da hat er mit Mensur und ich mit Michael Rasztovits gespielt. Gemeinsam haben wir vielleicht auf kleineren Bühnen gespielt. Im Doppel mit Mensur wussten wir, wer das Sagen hat. Das wird mit Rowby und mir natürlich etwas anderes. Doch das liegt noch in der Zukunft. Man weiß nicht, wie lange Mensur noch Darts spielen will, ob ich nächstes Jahr dabei bin – oder ob Rowby und ich generell die Top-Zwei Österreicher sind.
LAOLA1: Du hast es gerade angesprochen: Die Rollen bei Rowby-John Rodriguez und dir sind mittlerweile nicht mehr so klar. Du hast nämlich gerade eine Tourcard, dein Bruder nicht. Verändert das etwas zwischen euch?
Rodriguez: Rowby wohnt ja in Tirol, meistens schaffen wir es nur zu Facetimen. Außerdem wird zuhause sehr selten über Darts geredet, sondern nur über die ganz wichtigen Sachen – also das Leben.

LAOLA1: Bis Frühling wolltest du dich entscheiden, wie es mit deiner Darts-Karriere in Kombination mit deiner Arbeit weitergeht. Wie hast du dich entschieden?
Rodriguez: Ich habe einen super Arbeitgeber: Die MA48, die geben mir die Chance, dass ich beides machen kann. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bekomme eine Freistellung, kann meine Stunden aber nacharbeiten, um auf die Turniere zu gehen. Also kann ich in Zukunft weitermachen.
LAOLA1: Für dich als Spieler wohl die perfekte Lösung, oder?
Rodriguez: Das auf jeden Fall. Es ist auch die erste richtige Arbeit, die ich habe. Mit 17 hatte ich nur eine Lehre angefangen. Nun ist es sehr viel einfacher im Kopf, ich kann viel befreiter aufspielen. Das konnte ich sieben, acht Jahre kaum machen. Natürlich ist es eine andere Belastung, wenn man dauerhaft unterwegs ist, dann zurückkommt und sofort wieder arbeiten muss. Das nehme ich aber gerne in Kauf, damit ich mein bestes Spiel spielen kann.
LAOLA1: Welche Ziele hast du dir für die kommenden eineinhalb Jahre mit Tourcard gesteckt?
Rodriguez: Das erste Halbjahr lief nicht so, wie geplant. Für dieses Jahr wird das Ziel die WM sein. Kommendes Jahr will ich dann in die Top-64 und außerdem viele European Tours spielen, damit ich es schaffe. Aktuell fühle ich mich super, das ist das Wichtigste.
LAOLA1: Wie schaut es nach einem Mensur Suljovic mit der Zukunft des österreichischen Darts aus?
Rodriguez: Dietmar Schuhmann macht eine super Arbeit mit den Jugendlichen, das muss man gesagt haben. Als ich in der Jugend gespielt habe, waren wir fünf, sechs Leute. Jetzt sind sie zweistellig, also deutlich mehr als früher. Außerdem kann heutzutage immer einer aus dem Kinderzimmer oder Keller kommen, der einfach gut spielt.
LAOLA1: Was hat sich an der PDC-Tour in deiner Zeit als Dartspieler verändert?
Rodriguez: Ich sitze noch immer am gleichen Tisch, wie vor drei Jahren: Mit Mike De Dekker, Jelle Klaasen, Mensur Suljovic – das war's schon. Rowby war ja früher dabei, Boris Krcmar ist auch weg, genauso wie Jose Justicia. Es sind die Restln übergeblieben, aber es ist noch immer wie früher. Man hat seinen Spaß, aber weiß auch, wenn ernst sein angesagt ist und die Primetime beginnt.
LAOLA1: Warum sitzt ihr nicht mit den Deutschen zusammen?
Rodriguez: Als ich dazugekommen bin, hatten Mensur und Rowby die Tourcard schon. Da habe ich mich dazugesetzt, weil da halt mein Bruder und Mensur gesessen sind. Früher waren auf dem Tisch auch schon keine Deutschen, ich hab’s einfach nicht hinterfragt (lacht).

LAOLA1: Und das Niveau?
Rodriguez: Ich sage es immer wieder: Luke Littler hat das Dartspielen kaputt gemacht (schmunzelt) - aber das stimmt ja eigentlich nicht. Er hat es einfach nur viel, viel besser gemacht für alle. Das ist etwas, wo wir anknüpfen wollen. Er macht das einfach zu gut gerade. Gian van Veen ist ein anderes Beispiel: Mit ihm hab‘ ich in der Jugend gespielt, der war nie in den Nationalteams der Niederlanden, aber jetzt ist er ein Weltklassespieler.
LAOLA1: Wenn es nach dir geht: Wo findet die Darts-WM in Zukunft statt?
Rodriguez: Die PDC will sie ja etwas vergrößern. Aber sie wollen es in einem Land veranstalten, das sechs bis acht Stunden Flugzeit bedeutet – Saudi-Arabien. Das brauche ich jetzt auch nicht. Die WM soll traditionell in England bleiben.