Im Rahmen der Vendetta Fight Nights kann man sich ansehen, wie sich Menschen gegenseitig auf verschiedene Art und Weise schlagen. Das kann man wollen, muss man nicht. Weil Gewalt ist nie ok und keine Lösung, das halten wir einmal zu Beginn fest - außer eben als Sport oder wenn es in der Selbstverteidigung nicht anders geht.
Und weil sich die allermeisten Menschen genau an diese Maxime halten, wissen nur ganz wenige, wie sich körperliche Auseinandersetzungen anfühlen. Denn ganz ehrlich: Wie viele derer, die das hier lesen, haben das letzte Mal als Kind jemanden anderen geschlagen? Ich habe drei Brüder, da wurde es schon manchmal wild. Die Zurechtweisung durch die Eltern erfolgte natürlich auf den Fuß.
Dementsprechend habe ich auch ungefähr Null Promille Ahnung, wie es sich anfühlt, einmal mit der Faust auf jemanden einzuschlagen.
(Darum haut man sich gern in die Goschn>>>)
Grund genug, einen – kurzen – Ausflug in die Welt des Kampfsports zu unternehmen? Naja. Zugegebenermaßen: Ich wäre auch selbst nicht auf diese objektiv dumme Idee gekommen, mich mit einem Mixed-Martial-Arts-Fighter zu treffen und mal zu schauen, "wie das so ist". Es brauchte den Vorschlag eines Kollegen, der mein FAC-Trainings-Video aus dem Winter im Kopf hatte, um in Sachen MMA ein Video zu machen, so ich eben die Fäuste sprechen lasse. Oder so.
Weil vielleicht erkenne ich ja dann am eigenen Leib, was die Faszination daran ist, in einen Ring zu steigen und sich grün, blau und blutig zu prügeln. Der MMA-Fighter heißt Sascha Weinpolter. Außer dem Geburtsjahrzehnt und der Hundeliebe verbindet uns nicht viel. Warum man sich gerne – unter Wettkampfbedingungen und mit strengen Regeln – gegenseitig eine oder mehrere auf die Nase gibt, erklärt er im Wir leben Sport-Spezialpodcast >>>
Autsch, Autsch

Weinpolter ist eine gute Wahl. Er ist nicht nur langjähriger Kampfsportler und trainiert auch Menschen dabei, wie sie mit ihrer Kraft umgehen, sondern ist auch Personenschützer. Welche Rolle Hündin Chelsy in seinem Leben spielt, seht ihr übrigens im Video unterhalb.
Viel wichtiger für alle nicht-Hundefreunde ist nun aber, dass ich auf einmal vor einem Menschen stehe, der gefühlt dreimal so breit ist wie ich, dessen Oberarme so aussehen wie meine Oberschenkel, größer sind ohnehin die meisten Menschen.
Weinpolter hat wie ich Schutzhandschuhe an. Also darf ich einmal schlagen. Zuerst eher leicht, weil ich dummerweise denke, ich könnte jemanden verletzen.
Dabei ist es für mich, der das letzte Mal mit vermutlich zwölf Jahren mit seinen Brüdern in einer Prügelei war, ungefähr so, als wenn ich gegen eine Wand schlage.
Und was soll man sagen: Das ist auch mit Boxhandschuhen und etwas mehr Kraft maximal unangenehm für das Handgelenk. Man muss ja jetzt nur mal kurz runter auf die eigenen Hände schauen und kann sich vorstellen, dass die Stellen, wo kein Knochen ist, schwer in Mitleidenschaft gezogen werden kann: Zwischen Handgelenk und Mittelhand ist viel, was wehtun kann. Aber den Schmerz ignorieren wir einmal.
Ich lange zu und werde gelegt

Weinpolter zeigt mir dann eine Kombo. Zuerst links zuschlagen, dann rechts (in seine Sicherheitshandschuhe!), Bein heben, wegdrehen. Das üben wir ein paar Mal und dann gehen schon wieder die Pferde mit mir durch.
Weil ich wissen will, wie viele Hits ich anbringen kann, bevor er kassiert. Drei, zwei, eins, los! Zack – schon nach meiner ersten Geraden spüre ich seine Faust auf der Nase.
Er sagt, er wollte nicht treffen, das hat er aber leicht und für mich kampferfahrenes Händl war das schon ein veritabler Aha-Moment.
Abschütteln, weitermachen. Nun interessiert mich sein Brotberuf, der des Personenschützers. Wir machen aus, dass ich halt so ein Dodl bin, der nächstens glaubt, den Türsteher angreifen zu können.
Ich gehe auf ihn los und dr... - schon liege ich am Boden und wenn er es gewollt hätte, könnte man auch gleich einen Krankenwagen rufen.
Das war es auch schon, ich brauche keine Experimente mehr und möchte nie in die Situation kommen, in die er freiwillig geht. Ich bin froh, dass das alles unter sicheren Bedingungen passiert ist. Denn wenn das Training schon so einschlägt – wie fühlt sich erst ein echter Kampf an?
Letztlich bleibt mir nur eine positive Erkenntnis: Ich kann schneller und länger vor ihm weglaufen...
Hier anschauen:
Sascha Weinpolter im Interview: