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Der Weg von Thomas Schaffer nach Stanford

Bei LAOLA1 erzählt NFL-Hoffnung Thomas Schaffer seinen Weg ans Top-College Stanford:

Der Weg von Thomas Schaffer nach Stanford

Ein älterer Herr stand am Sonntag im Levi's Stadium auf dem Podium.

Er stemmte die Vince-Lombardi-Trophy in die Höhe, schrie „This one's for Pat“ und widmete so dem erkrankten Eigentümer der Denver Broncos den kurz zuvor errungenen Sieg in Super Bowl 50.

18 Jahre zuvor war es ähnlich, aber vor allem umgekehrt: Pat Bowlen widmete dem nun älteren Herren die Trophy. Schließlich war es die erste für John Elway, aber vor allem die erste für Denver.

John Elway gewann am Sonntag als Vizeboss und GM der Broncos seine dritte Super Bowl, zwei zuvor als legendärer Quarterback im reiferen Alter. Man muss einfach nur darauf warten können.

Im NFL-Draft 1983 musste Elway nicht lange warten: Der Spielmacher wurde als erster Spieler überhaupt von den Broncos gezogen. Sein Ruf eilte ihm voraus, schließlich spielte er für Stanford.

Schaffer: „Ein besonderes Gefühl“

Dort, wo am vergangenen Mittwoch, am National Signing Day, mit Thomas Schaffer erstmals ein Österreicher hochoffiziell ins Football-Programm aufgenommen wurde.

„Es war ziemlich aufregend und es ist dann einfach etwas Besonderes, wenn man offiziell Mitglied ist“, schildert Schaffer im Gespräch mit LAOLA1. „Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich: Einerseits kann ich es kaum glauben, andererseits habe ich seit Jahren darauf hingearbeitet.“

Mit Erfolg. Noch nie hat ein Österreicher auf höchstem College-Level in den USA Football gespielt. Schaffer hatte viele Angebote und entschied sich für die Fakultät in Kalifornien.

„Die Kombination aus Studium und Football ist unschlagbar“, betont der 19-Jährige. Der National Signing Day, an dem die Talente von ihren Colleges aufgenommen werden, ist der vorläufige Höhepunkt für den Verteidiger, der die vergangenen zweieinhalb Jahre in Lake Forest spielte.

Schaffers High School befindet sich nördlich von Chicago. Wenn er über seinen Weg nachdenkt, klingt er fast ein wenig ungläubig: „Es ging eigentlich alles relativ schnell.“

Auf Umwegen zum Football

Der Defensive End, dessen Vorbild J.J. Watt ist, wuchs in Wien auf, als ihn ein Schicksalsschlag widerfuhr. Mit nur zwölf Jahren verlor Schaffer seinen Vater ob der Folgen einer Operation.

Welcome and congratulations to Vienna, Austria defensive end Thomas Schaffer, signee No. 12 (5:48am PT) in our 2016...

Posted by Stanford Football on Mittwoch, 3. Februar 2016

„Meine Tante hat mich dann eigentlich zum Football gebracht. Sie dachte, ich bräuchte in dieser Zeit diese Ablenkung“, so der 2,00m große und 125 Kilo schwere Football-Spieler.

„Meine beiden Cousins haben damals auch schon gespielt. Deswegen war ich dann bei den Rangers in Mödling, obwohl die Vikings in Wien für mich eigentlich näher waren.“

Schaffer hatte selbst auch eine Neugier auf den Sport entwickelt und wurde nicht enttäuscht.

„Football bringt mit sich, dass es zu 100 Prozent Teamsport ist. Es wird einem beigebracht, dass es um Teamwork geht und man nie aufgeben soll. Das hat meinen Charakter geformt.“

Schaffer brachte den Körper und das Talent mit. Im Nationalteam entwickelte er eine Vorliebe für die D-Line, nachdem er als Running Back und O-Liner agierte. Ex-Teamspieler Mario Rinner half dabei, besser zu werden und so den Weg in die USA mit zu zeichnen. Denn Schaffer wollte mehr.

Ein Freund des Rubik-Würfels

„Ich wollte einfach Football auf einem höheren Level spielen, mein älterer Cousin war schon in den USA und hat mich dem Head Coach vorgestellt. Er hat mich hier rüber gebracht“, so der Wiener, der es laut Stanford-Homepage genießt, den Rubik-Würfel zu lösen und Ukulele zu spielen.

Das mit dem Rubik-Würfel stimmt, wie Stanfords D-Line-Coach Randy Hart bestätigt: „Als er zum ersten Mal hier war, wollte Thomas unter anderem wissen, wo der Rubik-Würfel-Club seine Treffen abhalte.“

Hart hat aber auch sportliches Lob für seinen Neuzugang im Team über: „Thomas ist ein aufregender Football-Spieler, denn sein anderer Sport ist Volleyball. Er ist ein großer, langer, junger Mann, der ein sehr guter Athlet ist. Er spielt Football aus Leidenschaft, läuft dabei kreuz und quer.“

Beim jährlichen Kräftemessen der besten Nachwuchs-Talente mit einem Team aus den USA in Texas, wurde auch dem jüngeren Schaffer klar, das könnte etwas werden. Geplant war das alles nie.

„Es hat sich immer irgendwie ergeben. Es war nie geplant, jetzt mache ich das, jetzt mache ich das. Es ergaben sich Möglichkeiten und ich konnte sie nutzen“, schildert Schaffer ganz unaufgeregt.

Der Traum von der Super Bowl

Dieser Status wird sich in naher Zukunft wohl ändern, schließlich ist Standford nicht irgendeine Uni in den USA. Neben Elway wurde auch Andrew Luck 2012 von den Colts an Nummer 1 gedraftet.

Die Ziel von Schaffer ist natürlich die NFL. Absolut von Vorteil war der frühe Gang nach Übersee.

„Ich war schon immer groß und athletisch. Aber das hat sich hier alles einfach weiter entwickelt. Da kriege ich etwa schneller Muskelmasse“, erzählt Schaffer und spricht zugleich von Speed.

„Die Geschwindigkeit ist eine ganz andere, die laufen 40 Meter in 4,3. Und bei uns eher in 4,9.“

Im Normalfall wird Schaffer im ersten College-Jahr trainieren und als „Redshirt“ nicht spielen, aber das ist für ihn auch noch nicht ganz vom Tisch. „Mal schauen, wie ich mich im Camp tue.“

"Ich war schon immer groß und athletisch. Aber das hat sich hier alles einfach weiter entwickelt. Da kriege ich etwa schneller Muskelmasse."

Am Sonntag hat Schaffer noch die Super Bowl in Santa Clara, das eine halbe Autostunde von Stanford entfernt ist, im Studentenheim gesehen. „Man träumt definitiv davon, da hinzukommen.“

An seine erste Super Bowl kann sich Schaffer erinnern: „Green Bay gegen Pittsburgh 2011. Clay Matthews ist einer meiner Lieblingsspieler, daher bin ich auch mitunter ein Fan von Green Bay.“

John Elway gewann seine erste Lombardi-Trophy nach einem Sieg gegen Green Bay. In der Super Bowl. Dorthin, wo Schaffer gerne einmal will. Aber der Weg dorthin ist noch ein ganz langer.

Die Unterschrift als Stanford Cardinal hat ihn aber einen großen Schritt näher kommen lassen.

Bernhard Kastler

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